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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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unsere Haushaltspläne durchgehen, oder wir können uns lieben – natürlich nur, wenn ich auch meine Analysesitzung abgesagt hätte. Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, aber jeder, der uns so gut kennt wie dieser Mörder, konnte möglicherweise auch wissen, daß ich genau der Typ bin, der so etwas macht. Pandora war aus, und da hätte ich doch auf die Idee kommen können, wie nett es zur Abwechslung einmal wäre, am Vormittag miteinander ins Bett zu gehen – also, ich glaube, der Mörder oder die Mörderin wollte verhindern, daß Emanuel über Alternativen nachdachte, und er wollte sichergehen, daß ich aus dem Haus war.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Kate, »es ist vielleicht eine Schwachstelle, die dem Mörder noch zu schaffen machen könnte. Hoffen wir es. Als du nach Hause kamst, Emanuel, war da der Vorhang sozusagen schon aufgegangen?«
    »Besser gesagt, das Chaos war ausgebrochen. Wenn es einen nicht selbst betroffen hätte, hätte man es sogar interessant finden können.«
    »Dr. Barrister sagte zu mir, ich sollte besser die Polizei anrufen«, sagte Nicola. »Er schien sogar die Nummer zu wissen, Spring sowieso, aber ich war offenbar nicht einmal fähig zu wählen, hob nur den Hörer ab und rief das Amt an, so daß er mir den Hörer abnahm und die Nummer selber wählte. Dann drückte er ihn mir wieder in die Hand. Eine Männerstimme sagte: ›Polizeirevier‹, und ich dachte: Das alles hier ist nichts als Einbildung; ich werde morgen gleich mit Dr. Sanders darüber reden. Was bedeutet das alles? Dann kann es, nehme ich an, keine Minute gedauert haben, bis sie einen dieser Streifenwagen, die dauernd unterwegs sind, angerufen hatten – erinnert ihr euch, als wir Kinder waren, da gingen die Polizisten noch zu Fuß.«
    »Als wir Kinder waren«, warf Emanuel ein, »waren die Polizisten gewöhnlich alte Männer. Wie hieß das noch? Sie sind alt genug, dein Vater zu sein, und plötzlich sind sie jung genug, dein Sohn zu sein.«
    »Jedenfalls«, fuhr Nicola fort, »warfen diese Streifenpolizisten nur einen Blick auf die Leiche, als wollten sie sichergehen, daß wir sie nicht auf den Arm nehmen, und dann riefen sie an, und als nächstes sahen wir, wie der Aufmarsch begann: Männer mit allen möglichen Ausrüstungen, Kriminalbeamte, einen nannten sie Inspektor, Leute, die herumfotografierten, ein ulkiger kleiner Mann, den sie alle mächtig vergnügt mit ›Mister Medicus‹ anredeten. Ich habe sie nicht auseinanderhalten können. Wir haben uns hier ins Wohnzimmer gesetzt. Ich weiß nicht, wann Emanuel heimgekommen ist, aber mir scheint, es war lange, bevor sie sie hinausgetragen haben. Das einzige, was ich wirklich bewußt aufgenommen habe, war, daß eine Ambulanz kam mit ein paar Männern in Weiß, und einer von ihnen sagte zu einem der Polizisten: ›Tot bei Eintreffen, in Ordnung.‹ Ich habe mal einen Film gesehen, der hieß ›Tot bei Eintreffen‹. Bei wessen Eintreffen?«
    »Sie schienen sehr interessiert, mich zu sprechen, nachdem ich zurückgekehrt war – das muß ich ja nicht extra betonen«, fuhr Emanuel fort. »Aber ich mußte mich erst einmal ans Telefon setzen und meinen Nachmittagspatienten absagen. Ich konnte sie nicht alle erreichen, und eine Patientin wurde von einem Polizisten wieder weggeschickt, was mir nicht besonders gefiel, aber vielleicht war es besser, als wenn ich in dem ganzen Durcheinander aufgetaucht wäre und sie heimgeschickt hätte. Jedenfalls ist ›Durcheinander‹ das richtige Wort. Wie gründlich die Polizei vorgeht, und wie wenig sie dabei begreift!«
    Später am Abend gingen Kate seine Worte wie ein Echo durch den Kopf: Wie wenig sie begreift! Kaum hatte Emanuel das gesagt, schon war wieder ein Kriminalbeamter erschienen und hatte noch einmal mit ihnen sprechen wollen. Kate hatte er nach einem langen Blick gehen lassen. Aber die Fakten, dachte Kate, während sie müde ins Bett fiel, die Fakten, wenn es denn welche waren, sahen für Emanuel nicht so aus, daß die Polizisten, die alle einen soliden Untere-Mittelklasse-Hintergrund hatten, sie begreifen würden: daß nämlich ein Psychiater, auch wenn er vielleicht unter größerem Druck stehen mochte als andere Menschen, niemals ein Verbrechen in der eigenen Praxis, sozusagen auf dem Grund und Boden seiner eigenen Profession, begehen würde; daß Emanuel sich niemals mit einer Patientin einlassen würde, so schön sie auch sein mochte; daß Emanuel niemals jemanden ermorden könnte, bestimmt nicht mit einem Messer; daß ein

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