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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Mann und eine Frau, die sich einmal geliebt hatten, nämlich sie und Emanuel, jetzt Freunde sein konnten. Was würde die Polizei mit so etwas anfangen, eine Polizei, die wahrscheinlich nur Sex auf der einen und Ehe auf der anderen Seite kannte. Und was war mit Nicola? »Sie war sehr schön«, hatte Nicola gesagt. Aber bestimmt war Nicola bei ihrer Analyse gewesen, das perfekte Alibi.
    Als die beiden Schlaftabletten, die Kate genommen hatte – und sie hatte keine Schlaftablette mehr genommen seit dieser schrecklichen Geschichte mit dem giftigen Efeu vor sieben Jahren –, zu wirken begannen, konzentrierte sie ihre schwächer werdende Aufmerksamkeit auf den Arzt gegenüber. Offenbar der Mörder. Die Tatsache, und es war eine Tatsache, daß es nicht die geringste Verbindung von ihm zu irgend jemandem in dem Fall gab, schien, je mehr ihr Bewußtsein dahinschwand, immer weniger wichtig.

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    R eed Amhurst war stellvertretender Bezirksstaatsanwalt, doch Kate hatte nie begriffen, welche Aufgaben und Funktionen sich hinter diesem Titel verbargen. Offensichtlich saß er oft in Gerichtsverhandlungen und fand seine Arbeit aufregend und aufreibend. Er und Kate waren einander vor Jahren über den Weg gelaufen, während der kurzen Spanne, in der Kate politische Aktivitäten entwickelt und in einem politischen Zirkel für Reformprogramme mitgearbeitet hatte. Für Reed war Politik ein Dauerthema gewesen, aber nachdem Kate sich nach ihrem ersten und einzigen Vorwahlen-Einsatz erschöpft zurückgezogen hatte, trafen Reed und sie sich weiterhin, eher freundschaftlich. Sie gingen gemeinsam zum Dinner oder von Zeit zu Zeit ins Theater, und es gab vieles, worüber sie gemeinsam lachen konnten. Wenn einer von ihnen einmal für einen gesellschaftlichen Anlaß einen Partner brauchte und deswegen nicht gleich in eine Beziehungsgeschichte stolpern wollte, dann ging Kate eben mit Reed oder umgekehrt. Da beide nicht verheiratet waren, und da keiner von ihnen auch nur einen Moment lang auf die einfach unerhörte Idee kam, sie könnten einander heiraten, wurde ihre lockere Bekanntschaft eine feste Einrichtung in ihren sonst durchaus unterschiedlichen Gesellschaftsaktivitäten.
    So hätten sie womöglich in alle Ewigkeit weitergemacht, bis sie am Ende tatterig und gelegentlich gemeinsam in das gesegnete Alter gekommen wären, wenn Reed sich nicht durch eine Serie von impulsiven Handlungen und Fehleinschätzungen einmal tief in die Tinte gesetzt hätte. Die Einzelheiten hatte Kate längst vergessen, und sie war auch der Meinung, daß die Fähigkeit, zu vergessen, zu den wichtigsten Voraussetzungen einer Freundschaft gehörten, aber keiner von beiden konnte vergessen, daß es Kate gewesen war, die ihn aus dem Schlamassel wieder herausgeholt, ihn kurz vor der Katastrophe gerettet hatte. Dadurch stand er nun für immer in ihrer Schuld, und Reed war nett genug, Hilfe anzunehmen, ohne sie dem Helfenden zum Vorwurf zu machen. Einen Gegendienst zu erbitten, war für Kate eine gräßliche Vorstellung, und wenn sie ihn jetzt anrief, dann tat sie das dennoch genau mit dem Hintergedanken, wie sie sich eingestehen mußte. Deshalb brütete sie am nächsten Morgen, trotz ihrer Vorsätze tags zuvor, volle zwei Stunden darüber, ehe sie endlich zum Hörer griff. Auf der anderen Seite, und ebenso unabweisbar war die Notwendigkeit, Emanuel zu helfen. Niemand, davon war Kate überzeugt, konnte Emanuel helfen, solange er nicht ihren Glauben an Emanuels Unschuld verband mit dem Wissen der Polizei. Der einzige mögliche Weg, an diese Informationen heranzukommen, schien über Reed zu führen. Sie verfluchte ihr Gewissen, weil es in solchen Fragen, die vernünftigere Menschen glatt ignorierten, zu empfindlich reagierte, und sie verfluchte Reed, weil er einmal auf ihre Hilfe angewiesen war. Nach zwei Aspirin-Tabletten, acht Tassen Kaffee und ausgedehnten Märschen durch ihr Wohnzimmer, beschloß sie, ihn um Hilfe zu bitten. Wenigstens war es ein Donnerstag, also ein vorlesungsfreier Tag. Sehnsüchtig dachte sie an ihren unschuldigen Dienstagmorgen im Büchermagazin – würde sie jemals zu Thomas Carlyle zurückkehren, den sie mitten in einem seiner früheren Redeschlüsse im Stich gelassen hatte? –, während sie den Telefonhörer abhob.
    Sie erwischte Reed gerade auf dem Sprung zu einem dringenden Termin. Natürlich hatte er von der »Leiche auf der Couch« gehört, wie der Fall bei ihnen offenbar hieß (Kate unterdrückte ein Stöhnen). Als er begriff, was sie von

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