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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Emanuel vorschlagen? Sie kam zu mir, und ich tat es. Hätte ich ihn nun nicht vorgeschlagen – aber was soll’s, wir müssen uns ja nicht den Kopf darüber zerbrechen, was hätte geschehen können.
    Sie zog niemanden ins Vertrauen, teils, weil das nicht ihre Art war, teils, weil ihr klar war: Wer würde ihr glauben? Obwohl sie inzwischen selbst ermordet worden ist, hast du Schwierigkeiten, mir die Geschichte zu glauben. Man kann sich gut vorstellen, wie die Polizei mit solch einer Geschichte umgegangen wäre.
    Dr. Michael Barrister wußte, daß er etwas unternehmen mußte, ganz gewiß seit sie angefangen hatte, zum Psychoanalytiker zu gehen. Auf der Couch könnte sie etwas erzählen und vielleicht sogar Glauben finden. Jedenfalls stellte sie, solange sie lebte, eine schreckliche Bedrohung dar. Aber er wollte sie nicht töten. Er würde sofort in die Sache hineingezogen werden, dazu lag die Praxis von Emanuel einfach zu nahe. Gleichgültig, an welchem Ort sie getötet würde, die Tatsache, daß sie sich in Analyse befand, würde herauskommen, und dann würde man auch ihn befragen. Vielleicht konnte er sie dazu bewegen, ihn zu lieben, ja sogar, ihn zu heiraten. Er ähnelte dem Mann, den sie geliebt hatte, auf wirklich bemerkenswerte Weise. Er war ein Frauenkenner. Er wußte, daß Frauen es mochten, wenn man sie überwältigte und an der Hand nahm. Er versuchte, ihre Liebe zu gewinnen. Eine Zeitlang muß er geglaubt haben, es würde ihm gelingen. Sie ließ zu, daß er mit ihr schlief. Irgend etwas sagte ihm, daß auch sie ein Spiel trieb. Sie versuchte, seine Verteidigung zu schwächen.
    Er wußte, wie das Leben bei Emanuel ablief. Beobachtungen, Gespräche mit Nicola, Blicke durch die Fenster zum Hof erzählten ihm alles, was er brauchte. Er besaß die Gummihandschuhe eines Chirurgen. Die Telefonanrufe waren ein Kinderspiel. Er wußte, daß Emanuel, sowie er die Zeit dazu hatte, in den Park hinausgaloppieren würde. Wenn durch irgendeinen dummen Zufall Emanuel in seiner Praxis geblieben wäre, hätte das für Barrister keinerlei Bedeutung gehabt; er mußte einfach nur umkehren. Aber Emanuel verließ das Haus, und Janet Harrison kam pünktlich zu ihrer Sitzung in eine leere Praxis. Da erschien Barrister auf der Bildfläche. Wahrscheinlich erzählte er ihr, daß Emanuel gerade weggerufen worden sei, führte sie zur Couch und brachte sie dazu, sich hinzulegen – vielleicht, um mit ihr zu schlafen. Vielleicht hat er sie auch hinuntergedrückt, ehe er ihr das Messer in die Brust stieß. Er bekam dabei keine Blutspuren ab, und falls doch, dann brauchte er nur durch das Hoffenster in seine Praxis zurückzuklettern und sich zu waschen. Darauf ließ er es ankommen. Ihm blieb nichts anderes übrig. Aber wenn er sie in Emanuels Praxis tötete, ging er ein relativ geringes Risiko ein, selbst wenn er als Nachbar des Analytikers dem Tatort zu nahe war, als daß die Polizei ihn nicht befragt hätte. Ganz gewiß konnte er sie nicht in seiner eigenen Wohnung töten – dorthin hat er sie nie mitgenommen. Sie selbst wohnte in einem Wohnheim für Studentinnen, einem Ort, wo dauernd Leute ein- und ausgingen. Er tötete sie mit Emanuels Messer auf Emanuels Couch. Das ließ nicht nur den Verdacht auf Emanuel fallen, sondern auch alles verdächtig erscheinen, was Emanuel möglicherweise sagen würde über Enthüllungen des Mädchens in der Analyse. Das Mädchen hatte ihm von mir und von Emanuel und Nicola erzählt – er wußte, wir waren Freunde, und er hatte sicher auch von Nicola einiges über unsere gemeinsame Geschichte erfahren. Später hat er den anonymen Brief geschickt, der mich beschuldigt. Wieder hatte er einen tollkühnen Plan, ging ein enormes Risiko ein und er gewann, jedenfalls schien das so. Wenn er das Foto nicht übersehen und Janet Harrison kein Testament gemacht hätte, er wäre damit durchgekommen.«
    »Und wenn du, liebe Kate, nicht offensichtlich Literaturprofessorin geworden wärst, weil in dir eine verkrachte Roman-Schriftstellerin steckt… Aber was gute Geschichten angeht: diese hier solltest du veröffentlichen.«
    »Du glaubst sie mir nicht.«
    »Es geht nicht darum, ob ich dir glaube oder nicht.
    Nehmen wir mal an, ich glaube sie nicht nur, sondern sie ist auch wahr. Du hast gesagt, die Polizei hätte wohl über Janet Harrison gelacht, wenn sie mit so etwas angekommen wäre. Aber das ist noch gar nichts gegen das Gewieher, in das sie über deine Geschichte ausbrechen würde. Du hast nicht den Hauch eines

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