Gefaehrliche Schatten
meinte er.
«Jetzt, wo wir uns alle kennen», sagte Sam, «ziehen wir’s also durch.»
«Und was genau ziehen wir durch?», wollte Richie wissen.
«Darby will, dass wir euch zur Bibliothek der Geheimen Gesellschaft bringen», antwortete Sam. Er drehte sich um, als wolle er losgehen, doch dann wandte er sich wieder zu den Scouts um. «Hört mal, bevor wir anfangen, will ich eine Sache klarstellen. Wir sind nicht gekommen, um eure Freunde zu werden, und wir sind bestimmt nicht begeistert von dieser Sache , die Darby uns da aufgetragen hat.»
«Was für eine Sache?», fragte Noah. «Wovon sprichst du eigentlich – dass ihr uns in die Stadt der Artenvielfalt bringen sollt?»
Tameron antwortete. Auch er schien irgendwie verärgert zu sein. «Darby will, dass wir das nächste Jahr den Babysitter für euch spielen – als hätten wir nichts Besseres zu tun.»
Sam und Solana nickten zustimmend, während Hanna ihr Kaugummi platzen ließ.
«Was –» Noah war verwirrt. «Das nächste Jahr ? Wer hat denn was von einem Jahr gesagt? Was redest du da?»
Die Affen auf der Plattform beobachteten die Kinder mit wachsender Unruhe. Nervös sahen sie sich über ihre Schultern hinweg an. Auch von den Bäumen starrten die Affen herunter.
«Hat Darby euch gar nichts erzählt?», fragte Solana.
Noah wollte gerade etwas antworten, als Ella sich vor ihn stellte. Er sah nur noch ihren Hinterkopf – den hüpfenden Pferdeschwanz und die rosa Kugeln ihrer Ohrenwärmer.
«Das Einzige, was Mr Darby uns erzählt hat, ist, dass wir hier jemanden treffen würden, der uns zur Stadt der Artenvielfalt bringt», sagte sie. «Was ist eigentlich mit euch los? Warum behandelt ihr uns, als hätten wir irgendein Verbrechen begangen?»
Tameron grunzte. «Als hättet ihr das nicht getan.»
«Was meinst du damit?», rief Ella.
«Wegen euch sind doch die Yetis los», sagte Tameron.
Noah merkte, wie Megan zu Boden sah. Wenn sie nicht in den geheimen Zoo eingedrungen wäre und ihre Rettung durch die Geheime Gesellschaft nötig gemacht hätte, dann wären die Yetis niemals aus ihrem abgeschlossenen Sektor in die Stadt der Artenvielfalt gelangt. Megan hatte den Scouts schon einmal gestanden, wie sehr sie sich für die Folgen verantwortlich fühlte.
«Na toll!», sagte Ella. «Wenn ihr eure Grenzen besser bewacht hättet, dann hätten wir das Problem auch nicht! Wir haben getan, was wir mussten, um Megan zu befreien! Und das haben wir ohne die Hilfe gewisser Leute hier geschafft!» Ella funkelte die vier Teenager an. «Mir scheint, hier stehen ein paar echte Feiglinge.»
«Was willst du da…», fing Sam an.
«Wo wart ihr vier denn, als wir ins Dunkle Land eingedrungen sind, um Megan zu retten? Hm? Ich habe euch nicht gesehen.»
«Wir waren da», meinte Solana.
«Und warum habe ich euch …»
Noah packte Ella am Arm und zog sie zurück. «Jetzt hört schon auf!», sagte er. «Mr Darby hat uns gebeten herzukommen, und Mr Darby hat euch vier gebeten, uns hier zu treffen. Wir sollten nicht vergessen, dass er der Chef hier ist.»
Sam schob sich die Haare mit den Fingern aus seinen grünen Augen. «Ja. Und Darby bekommt, was Darby will. Das war schon immer so.»
Noah war verwirrt. Sam, Tameron, Hanna und Solana machten sich offensichtlich Sorgen über etwas, was die Scouts nicht erfahren würden, wenn sie noch länger auf der Plattform standen und sich gegenseitig beschuldigten.
«Kommt, Action Scouts », sagte Sam und betonte ihren Namen übertrieben. «Folgt uns. Und versucht, nicht auf ganz so viele Schwänze zu treten.»
Er drehte sich um, zog den Samtvorhang zur Seite und führte seine Begleiter über die Schwelle. Der farbige Vorhang schwang hinter ihnen zurück, und die Fransen tanzten über den hölzernen Planken.
«Hilfe», sagte Richie. «Die sind ja super drauf.»
«Ja», stimmte Noah zu.
«Vergesst die doch», platzte Ella heraus, während sie zum Vorhang ging. «Wir sind hier, um mit Mr Darby zu reden, und nicht, um neue Freunde zu finden.» Dann glitt sie durch den magischen Eingang.
«Da bin ich mir nicht so sicher», murmelte Noah, während er nach dem Vorhang griff.
«Was soll das denn heißen?», fragte Megan.
Um nicht antworten zu müssen, betrat Noah die Stadt der Artenvielfalt, das Herz des geheimen Zoos.
[zur Inhaltsübersicht]
6. Kapitel
Alte Freunde
N oah stand neben Ella, und gemeinsam blickten sie auf die Stadt der Artenvielfalt. Auch wenn die Scouts erst vor ein paar Wochen hier gewesen waren, schien
Weitere Kostenlose Bücher