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Gefährliche Stille

Gefährliche Stille

Titel: Gefährliche Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Weile nicht mehr so gut miteinander
auskamen. Und sie muss mich wohl geliebt haben, denn sie sagte Ja. Aber sie war
ja noch minderjährig, und ihre Eltern hätten niemals eingewilligt, also
beschlossen wir, nach Nevada durchzubrennen. Aber dann erschien dieses Foto von
uns und Fenella McCone in der Newsweek.«
    »Fenella war mit Saskia verwandt.«
    »Entfernt, aber Saskia mochte sie sehr.
Ich hatte immer schon den Verdacht, dass sie bei deiner Adoption die Fland im
Spiel hatte. Kia kannte sie damals noch nicht lange, aber sie sagte, sie wisse,
dass sie sich im Notfall immer an sie wenden könne. Und das hat sie dann wohl
auch getan.«
    »Das Foto erschien also in der Newsweek...«
    »Und mein Vater sah es. Bis dahin hatte
er keine Ahnung gehabt, dass ich mit Kia zusammenlebte. Ich war kurz vor
Weihnachten heimgefahren und zwei Wochen geblieben — was Kia gar nicht passte —
und hatte ihm erzählt, dass ich auf einer Ranch bei Billings, Montana,
arbeitete. Das hatte er gebilligt, in der Annahme, dass ich schon irgendwann
wieder nach Hause käme.«
    »Was hat er gemacht, als er herausfand,
wo du wirklich warst?«
    »Ein Flugzeug gechartert und sich nach
Idaho bringen lassen, um mich mit Gewalt nach Hause zu schleppen. Er ist ein
schwieriger Mensch...«
    Die Szene auf der Ranch schoss mir
durch den Kopf. »Schwierig? Er ist kontrollsüchtig!«
    DeCarlo zog die Brauen hoch. »Du kennst
ihn?«
    »Ich habe heute Nachmittag kurz mit ihm
gesprochen, bevor er dann seinen Sicherheitsboss auf mich gehetzt hat.«
    »Tony? Hat er dir wehgetan?«
    »Nein. Ich kann auf mich aufpassen.«
    Er lächelte leise. »Du klingst wie Kia.
Sie ist nicht so leicht kleinzukriegen. Ich auch nicht. Da hast du von uns eine
doppelte Dosis...«
    »Nein«, sträubte ich mich gegen seine
Anmaßung, irgendwie daran beteiligt sein zu wollen, wie ich war. »Das habe ich
von meinen Adoptiveltern.«
    DeCarlo schwieg einen Moment. »Hast du
meinem Vater gesagt, wer du bist?«
    »Brauchte ich nicht. Er wusste es
sofort. Sagte dasselbe wie du — dass ich aussähe wie Saskia Hunter. Also, er kam
im Reservat an...«
    »Und ein Freund warnte uns rechtzeitig.
Er borgte uns seinen Pick-up, und wir beschlossen, den Nevada-Plan fallen zu
lassen und nach Nordkalifornien zu fahren, wo Kias Lieblingsonkel lebte. Sie
dachte, er würde uns bei sich wohnen lassen, uns vielleicht ein bisschen Geld
leihen. Und er war auch dazu bereit, aber mein Vater spürte uns auf, kam ein
paar Tage später einfach ins Haus gestürmt. Kia war nicht da, sie war
einkaufen. Mein Vater schickte mich mit seinem Vorarbeiter nach Hause, sagte,
er werde sich um alles kümmern. Und... ich bin mitgegangen. Ich kam nicht mal
mehr dazu, mich von ihr zu verabschieden.«
    Ich runzelte die Stirn. »Warst du nicht
schon ein bisschen zu alt, um dich von deinem Vater herumkommandieren zu
lassen?«
    Er beugte sich vor, die Unterarme auf
den Knien, den Kopf gesenkt. »Doch, schon, aber wenn’s um meinen Vater ging,
war ich nie besonders stark. Damals war ich in vielerlei Hinsicht noch ein
Junge.«
    Ein Junge, mit über zwanzig. Das ging
über meinen Horizont. Als ich so alt gewesen war wie er damals, hatte ich
gearbeitet, um meine Studiengebühren bezahlen zu können.
    »Du hast also Saskia einfach deinem
Vater ausgeliefert«, sagte ich.
    »Ihr Onkel Ray war ja da, um sie zu
beschützen.«
    »Sie musste sich von einem Onkel beschützen
lassen, statt von dem Mann, der sie geschwängert hatte.« DeCarlo schloss die
Augen. »Sharon, ich dachte, du wolltest nicht urteilen.«
    »Ist verflixt schwer. Als Frau kann ich
mich nur zu gut in ihre verzweifelte Lage einfühlen.« Ich holte tief Luft,
bezwang meinen Zorn. »Okay, was passierte, als dein Vater zurückkehrte?«
    »Er sagte, er habe alles geregelt,
indem er sich mit Kia finanziell geeinigt habe, und sie habe gesagt, sie wolle
mich nie mehr sehen.«
    »Das hast du geglaubt?«
    Er ließ die Schultern hängen, ließ
seinen leeren Cognacschwenker zwischen den Handflächen hin und her rotieren.
»Wie gesagt, Kia und ich, wir waren nicht mehr miteinander ausgekommen. Und ich
hatte keinen Grund, meinem Vater nicht zu glauben; er hatte mein Leben lang
Probleme mit Geld aus der Welt geschafft.«
    Probleme: zwei Menschenleben, das
meiner Mutter und meins. Das war alles, was wir für ihn gewesen waren. »Du hast
nie versucht, sie zu finden?«, fragte ich. »Oder mich?« Meine Stimme war rau
vor Verletztheit.
    Er merkte es nicht, war ganz mit seinem
eigenen Schmerz

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