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Gefährliche Stille

Gefährliche Stille

Titel: Gefährliche Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Vergangenheit.
    Die Kaffeemaschine begann zu fauchen.
Als ich Tassen aus dem Schrank holte, kam Hy im Bademantel herein, das Haar
nass und kringlig von einer Blitzdusche. Er brachte die Kanne mit an den Tisch,
goss uns Kaffee ein und küsste mich auf die Stirn. »Okay«, sagte er, »was gibt
es so Dringendes?«
    »Ich habe meinen leiblichen Vater
gefunden.«
    Seine Hand mit der Kaffeekanne hielt
auf halbem Weg zur Wärmeplatte inne. Dann stellte er die Kanne zurück, kam
wieder an den Tisch und setzte sich hin. »Erzähl.« Während ich berichtete, was
seit unserem letzten Gespräch passiert war, beobachtete ich seine Reaktionen.
Vor langer Zeit war uns bewusst geworden, dass wir füreinander so etwas wie ein
Probierstein waren — ein Terminus aus der Metallurgie, nach dem wir unser
gemeinsames Häuschen an der Küste benannt hatten: Touchstone. Ein Probierstein
ist ein schwarzer Kieselstein, mit dem man die Reinheit von Silber oder Gold
prüfen kann, und in ganz ähnlicher Weise waren wir füreinander eine
Möglichkeit, die eigenen Reaktionen auf Menschen und Situationen zu prüfen.
Darauf war bisher immer Verlass gewesen, und ich konnte an seinem Gesicht
ablesen, dass er mich in meinen Reaktionen auf Austin und die akute Situation
bestätigte — mit einer Ausnahme.
    »Du kannst nicht weglaufen«, erklärte
er.
    »Ich weiß, aber ich fühle mich
überfordert.«
    »Du fühlst dich überfordert, weil du
immer noch nicht alles weißt. Du musst die ganze Geschichte rauskriegen.«
    »Du meinst, aus meiner... Mutter.«
    Er nickte.
    »Und dann?«
    »Weitersehen.«
     
     
     
     

18
Uhr 37
     
     
    Hy hatte vorgeschlagen, ich solle mit
der Cessna vom Tufa Lake nach Boise fliegen; er habe am nächsten Morgen einen
Termin in San Francisco und könne mit meinem Wagen runterfahren. Ich nahm das
Angebot mit dem Flugzeug gern an, wollte aber im Büro vorbeischauen und mir
außerdem frische Sachen holen. Deshalb flog ich, nachdem ich ein paar Stunden
geschlafen hatte, nach Oakland und fuhr mit dem alten Wagen, den Hy beim North
Field stehen hatte, nach San Francisco hinein.
    Als ich ins Piergebäude kam, saß Ted
noch an seinem Schreibtisch, ganz der tüchtige Büroleiter, trotz des
knallbunten Hawaiihemds — ein ungewohnt modisches Kleidungsstück an einem Mann,
der, seit ich ihn kannte, bevorzugt elegante Westen oder Jacketts zu seinen
Jeans getragen hatte. Er wirkte müde, aber es war eine positive Form der
Erschöpfung, Ausdruck bestandener Herausforderungen; die Verantwortung tat ihm
gut.
    »Vielleicht ist es ja Zeit, dich zu
befördern«, sagte ich von seiner Bürotür aus.
    Er fuhr zusammen und sah her. »Shar, du
bist wieder da! Mich befördern? Zu was denn?«
    Ich trat ein, nahm einen Stapel Bücher
von einem Barhocker, der aus unerfindlichen Gründen vor ein paar Wochen hier
aufgetaucht war, und setzte mich. Der Zeitpunkt war so gut wie jeder andere, um
ein paar anstehende Veränderungen im Piergebäude zu besprechen.
    »Ich habe mir noch keinen Titel
überlegt«, sagte ich. »Zum Großen Zampano? Wie klingt das?«
    »Gefällt mir. Aber was genau macht ein
Großer Zampano?«
    »Den Laden schmeißen, wenn ich nicht da
bin. Ich erstarre langsam in Routine; ich muss wieder mehr raus in die Praxis.«
    »Soll mir recht sein, aber wird Rae
sich nicht auf die Zehen getreten fühlen? Du hast ihr doch immer das Kommando
übergeben.«
    »Sie verlässt uns, um an ihrem Roman zu
arbeiten.«
    »Oh, das berüchtigte Manuskript, über
das sie nicht mal mit Ricky spricht. Na ja, meine besten Wünsche hat sie. Aber
was ist mit meiner Arbeit für Altman und Zahn? Glaubst du, ich schaffe beide
Jobs?« Ted managte gleichzeitig das Büro von Anne-Maries und Hanks
Anwaltskanzlei nebenan.
    »Darüber wollte ich sowieso mit dir
reden: Sie expandieren und brauchen mehr Platz, deshalb wollen sie umziehen,
ins Hills Plaza, drüben auf der anderen Seite des Embarcadero.«
    Teds Gesicht erstarrte, wie immer, wenn
er unangenehme Neuigkeiten verdauen musste.
    Ich fuhr fort: »Sie haben es außer mir
niemandem gesagt, weil der Mietvertrag noch nicht unter Dach und Fach ist. Aber
selbst wenn da nichts draus wird, ist es nur eine Frage der Zeit.«
    »Und sie haben nicht gesagt, dass sie
mich mitnehmen wollen«, sagte er tonlos.
    »Im Gegenteil, wir haben um dich
gerungen, und ich habe gewonnen.«
    »Habe ich da gar nichts mitzureden?«
    »Doch, natürlich, aber ich wusste
schon, wie du dich entscheiden würdest. Auch wenn ihr noch so gut

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