Gefaehrliche Verstrickung
Übelkeit nachließ. »Wir können niemals wieder zurück. Er wollte dich wegschicken, Baby.«
»Weg?«
»Nach Deutschland.« Mit zitternder Hand kramte Phoebe ein Taschentuch hervor und tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ich wollte nicht, dass er dich wegschickt, dich an einen Mann verheiratet, der vielleicht genauso ist wie er.« Wieder einigermaßen gefaßt, kniete sich Phoebe vor Adrianne und schlang ihre Arme um sie. »Ich konnte einfach nicht tatenlos zusehen, wie du dasselbe Leben führen muss t, das ich gehabt habe. Das hätte mich umgebracht.«
Langsam wich die Angst aus Adriannes Gesicht. In dem engen Toilettenraum, in dem es noch nach Erbrochenem roch, überquerten sie beide die Schwelle zu einem neuen Leben. Ganz vorsichtig half Adrianne ihrer Mutter auf die Beine. »Geht es dir besser? Lehn dich an mich.«
Phoebe war noch eine Spur blasser, als sie einstiegen, als sie endlich angeschnallt auf ihrem Platz saßen und das Aufheulen der Triebwerke hörten. Ihr Herz schlug nicht mehr so schnell. Jetzt spürte sie nur noch ein Dröhnen im Kopf, das sie an den Harem und die niederdrückende Hitze dort erinnerte. Sie hatte noch den sauren Geschmack im Mund, als sie erschöpft die Augen schloss .
»Gnädige Frau? Darf ich Ihnen und dem kleinen Fräulein nach dem Start eine Erfrischung bringen?«
»Ja«, antwortete sie, ohne die Augen zu öffnen. »Für meine Tochter etwas Kühles und Süßes.«
»Und für Sie?«
»Scotch«, hauchte sie matt.
»Einen doppelten.«
6. Kapitel
Celeste Michaels liebte das Theater. Schon als kleines Mädchen hatte sie beschlossen, Schauspielerin zu werden - aber nicht irgendeine Schauspielerin, sondern ein Star. Sie hatte solange gebettelt und gejammert, ihre Eltern angefleht und bezirzt, bis diese sich bereit erklärten, sie Schauspielunterricht nehmen zu lassen, wobei sie der festen Überzeugung waren, dass dies nur eine Phase wäre, die irgendwann vorübergehen würde. Sie hielten an diesem Glauben noch fest, als sie Celeste zu Vorsprechterminen, Proben und Aufführungen in die verschiedenen Theater der Stadt begleiteten. Andrew Michaels, von Beruf Buchhalter, war ein kühler Rechner, der das Leben als korrekte Aufstellung von Gewinn und Verlust betrachtete. Nancy Michaels war eine hübsche Hausfrau, die es liebte, ausgefallene Desserts für kirchliche Wohltätigkeitsveranstaltungen zuzubereiten. Beide dachten auch dann noch, als das Theater bereits ihren Tagesablauf diktierte, dass die kleine Celeste irgendwann über ihre Vorliebe für klebrige Theaterschminke und Bühnenauftritte hinauswachsen würde.
Mit fünfzehn befand Celeste, dass Blond ihr besser zu Gesicht stünde, und färbte ihr dunkelbraunes Haar in einen goldenen Heiligenschein um, der bald ihr Markenzeichen werden sollte. Ihre Mutter hatte eine Szene gemacht, ihr Vater eine saftige Standpauke vom Stapel gelassen. Indes, ihr Haar blieb blond. Und sie hatte die Rolle der Marion in ihrer High-School-Produktion The Music Man ergattert.
Einmal beklagte sich Nancy bei Andrew, dass sie bestimmt mehr Einfluß auf Celeste gehabt hätte, wenn sich diese anstatt mit Shakespeare und Tennessee Williams mit Jungs und Alkohol beschäftigt hätte.
Nachdem sie ihr High-School-Diplom in der Tasche hatte, verließ Celeste tags darauf den kleinen idyllischen Vorort von New Jersey, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte, und zog nach Manhattan. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Verblüffung verabschiedeten ihre Eltern sie am Bahnhof.
Sie sprach an diversen Theatern vor und kratzte genügend Geld für den Schauspielunterricht und die Miete ihrer kleinen Bude im vierten Stockwerk ohne Lift zusammen, indem sie sich vorwiegend von Hamburgern und Spiegeleier ernährte. Mit zwanzig heiratete sie, eine Beziehung, die mit großer Liebe begann und ein Jahr später mit Heulen und Zähneknirschen zu Ende ging. Doch da hatte Celeste schon aufgehört zurückzublicken.
Zehn Jahre später war sie eine der bekanntesten Bühnen- schauspielerirtnen geworden, die auf eine Reihe großartiger
Erfolge zurückblicken konnte, drei Tonys gewonnen hatte und in einem eigenen Penthouse am Central Park West residierte. Zum Hochzeitstag hatte sie ihren Eltern einen Lincoln geschenkt, die immer noch daran glaubten, dass sie eines schönen Tages, des Theaters überdrüssig, nach New Jersey zurückkehren und dort einen netten jungen Methodisten heiraten würde.
Gerade jetzt, als sie das Flughafengebäude durchquerte, kam ihr die
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