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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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gebeten, Billy wegen dieses tapferen, aber leider misslungenen Versuchs eine Nachricht zu überbringen.«
    Sie sah auf, und das Weiß in ihren Augen schien seltsam zu leuchten. Mitchell grinste so breit, dass er ganz vergaß, vorsichtig zu sein und sich zu schützen. Als ihm klar wurde, dass er besser weggelaufen wäre, war seine Kehle bereits von einem Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt. Sein brandneuer Hut lag in einer immer größer werdenden Blutlache. Mimi brauchte keine fünf Minuten, um das Zitat in seine Stirn zu ritzen.
    Am nächsten Nachmittag war Harry gerade in der Bibliothek und sprach mit Thrasher, als Finney den Kopf durch die Tür steckte. »Entschuldigen Sie, Major. Es interessiert Sie bestimmt, dass wir Gäste haben.«
    Verdammt. Harry klappte seine Taschenuhr auf und sah, dass es ein Uhr war. Eigentlich hatte er ungestört mit Kate sprechen wollen, ehe um drei Uhr das Treffen aller Rakes stattfand, das Drake arrangiert hatte. Es schien jedoch, als würde er stattdessen mit einigen Damen der feinen Gesellschaft Tee trinken. »Bin schon unterwegs.«
    »Hey«, protestierte Thrasher und wies auf seine rot-goldene Livree, »Sie können mich jetzt nicht einfach hier stehen lassen. Ich habe mich extra herausgeputzt, um mit Ihnen zu reden, oder? Habe sogar gebadet und alles.«
    »Das stimmt. Aber Lady Kate sieht herausgeputzt viel besser aus. Na gut, mach schnell. Was hast du in Erfahrung gebracht?«
    Thrasher kratzte sich an seinem blonden Schopf. »Gut. Billy, den Axtmann, habe ich nicht gefunden. Wenn er nicht gestorben ist, hält er sich sehr bedeckt.«
    Harry nickte. Das passte zu den Informationen, die auch Drake hatte. »Vielen Dank.«
    Er war schon aufgestanden, als der Junge weitersprach. »Das ist noch nicht alles!«
    Harry lehnte sich an den Schreibtisch. »Was denn noch? Beeile dich.«
    »Na ja, der Axtmann ist nicht gesehen worden, doch zwei seiner Schläger wurden gefunden. Sie lagen tot in den Dials. Die Kehle von einem Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt.«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Keine Überraschung in den Dials. «
    »Es heißt, dass die beiden in den letzten Tagen öfter dort gesehen wurden. Und jetzt kommt der seltsame Teil: Ihnen wurden Worte in die Haut geritzt.«
    Harry richtete sich auf. Eine böse Vorahnung ergriff ihn. »Worte? Was für Worte?«
    »Zwei-Finger-Martin, der für Charlie, den Straßenhändler, arbeitet, meinte, es wäre etwas wie …« Konzentriert verzog Thrasher sein sommersprossiges Gesicht. »›Die Herrschsucht sollt aus irgendeinem Stoff bestehn.‹«
    »Aus härtrem. ›Die Herrschsucht sollt aus härtrem Stoff bestehn.‹ Das ist ein Zitat von Shakespeare.« Aber das war unmöglich. Es war die Handschrift des Chirurgen, ein Zitat in seine Opfer zu ritzen. Und der Chirurg war tot.
    »War Martin sich sicher?«
    »Die Schrift war sehr deutlich.«
    Harry rieb sich über die Stirn. Sie hatten einen neuen Mitspieler, und Harry hatte keine Ahnung, wer das sein könnte. »Meinst du, dass die beiden es waren, die hier eingedrungen sind?«
    Thrasher zuckte mit den Schultern. »Mitchell, die Maus, war der geschickteste Fassadenkletterer Londons. Ich glaube, er hätte in Windsor einbrechen und mit der Krone verschwinden können, wenn er das gewollt hätte.«
    Harry nickte. »Du musst eine Nachricht zu Lord Drake bringen. Durch den Hinterausgang. Niemand darf es wissen.«
    Thrasher runzelte die Stirn. »Wollen Sie einem alten Fuchs neue Tricks beibringen?«
    Harry schrieb eilig eine Nachricht, faltete das Papier zusammen und versiegelte es. »Ich weiß, dass ich dir nicht erklären muss, dass du vorsichtig sein musst. Lady Kate würde mich bei lebendigem Leib häuten, wenn dir etwas zustieße.«
    »Hab verstanden.« Der Junge gluckste. »Sie mag mich lieber als Sie.«
    Nachdem Thrasher davongestürmt war, nahm sich Harry einen Moment, um seine neue Uniform zu überprüfen: das maulbeerfarbene Jackett, die beigebraune Hose, die Krawatte und die Reitstiefel. Nach all der Zeit in der grünen Grenadiersuniform fühlte er sich in Weston und Hoby sehr unwohl. Doch diese neue Uniform sollte dafür sorgen, dass er unter den oberen Zehntausend nicht auffiel.
    Die Kleidung unterstrich nur noch mehr, dass er sich wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlte. Oh, er hatte Freunde in der feinen Gesellschaft. Männer, die er durch die Armee oder durch die Rakes kannte. Aber einem Mann sein Leben anzuvertrauen, das verwischte die Klassenunterschiede. Nun stand er davor, aus dem

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