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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Harry, als er sich das Blutbad in der großen Halle ansah. Eines war sicher: Diccan hatte recht gehabt. Jemand war hinter Kate her, und es war ihnen vollkommen egal, wer sich ihnen in den Weg stellte. Rauch stieg träge von den verkohlten Trümmern in der Halle auf. Antike Bleiglasfenster lagen zerschmettert auf dem Boden, und alte Leinentücher bedeckten die Körper der Toten.
    Frank war getötet worden. Finney war verwundet. Er drückte eine Kompresse an seinen Hals und saß an die Wand gelehnt auf dem Boden, während Kates Koch Maurice einen Verband vorbereitete. Thrasher sprang herum und half Mudge dabei, Waffen und Munition einzusammeln, doch Harry sah, dass er nur seine eigene Verletzung verstecken wollte. Der Junge hatte eine Brandwunde am Arm erlitten, als er Frank geholfen hatte, den brennenden Wandteppich von der Steinmauer zu reißen, um das Dach zu retten.
    Harry musste dem kleinen Kerl Anerkennung zollen. Er hatte sich seiner Angst mutiger gestellt als die meisten der Männer, die Harry im Krieg angeführt hatte. Eines Tages würde er ein außerordentlicher Soldat werden.
    »Sechs Männer sind tot«, sagte Schroeder und steckte sich das zerzauste Haar hoch, während sie näher kam. Sie war rußverschmiert und sah müde aus. Ihr Kleid war an der Schulter gerissen, und Franks Blut klebte an ihrem Rock. Sie wies auf die Leichentücher: »Zwei drinnen, der Rest draußen.«
    Harry rieb sich über den Nacken. Seine Brust schmerzte. Seine Augen brannten, und seine Beine fühlten sich an, als versuchte er, durch Mörtel zu waten. Und Frank war tot. Frank, der ein so guter Mensch gewesen war, dass Harry ihm zweimal Kate anvertraut hatte. Wenn Harry nicht schon beschlossen hätte, diesen Irrsinn hinter sich zu lassen, so hätte diese Wendung der Dinge ihn mit Sicherheit zu dieser Entscheidung gebracht. Er hatte für den Rest seines Lebens genug gute Männer zu Grabe tragen müssen.
    »Major?«
    Harry nickte, als würde er zuhören. »Sechs Feinde sind tot, haben Sie gesagt.« Die Morgensonne war aufgegangen, ihr Licht schien durch die zerbrochenen Fensterscheiben in den Saal und warf die Farben auf den mit Trümmern übersäten Boden. »Bist du dir sicher, dass es mindestens acht Männer waren, Thrasher?«
    Der Junge, der dabei war, Gewehre an die Wand zu lehnen, blickte auf. »Ich habe zehn gezählt. Und der Axtmann ist nicht hier, und er ist keiner, der sich schnell aus dem Staub macht und aufgibt, Sir.«
    Harry seufzte. »Das kann ich mir vorstellen. Wir müssen hier weg.«
    »Wir müssen Lady Bea holen«, beharrte Finney.
    Einer von Harrys Leuten sah auf. »Frank war für den Transport verantwortlich.«
    Und Frank lag unter einem der Leinentücher.
    »Ach, Teufel noch mal«, protestierte Thrasher. »George und ich kümmern uns um die Kutsche. Das ist unsere Aufgabe, oder?«
    »Wenn wir noch Pferde haben. Parker«, sagte er und wies auf einen seiner Männer, »gehen Sie mit ihnen. Mudge, such zusammen, was wir benötigen. Wir müssen hier fort sein, ehe unser Freund eine neue Truppe zusammengestellt hat.«
    »Was ist mit Ihrer Durchlaucht?«, fragte Finney.
    Harrys Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Oh verdammt, Kate.
    »Ich werde sie holen«, bot Schroeder an.
    Er hätte nicht so erleichtert sein sollen. Genau genommen war es seine Aufgabe, sich um Kate zu kümmern. Aber im Augenblick war ihm alles zu viel.
    »Sie wartet im Weinkeller«, sagte er und trat zu Frank.
    Ohne einen Blick auf Franks zerschmettertes Gesicht zu werfen, schlug er das Leichentuch zurück und durchsuchte Franks Taschen, bis er den Schlüssel gefunden hatte.
    »Wir treffen uns hinter dem Haus«, sagte er zu Schroeder und warf ihr den Schlüssel zu.
    Dann wandte er sich dem Rest seiner Leute zu. »Also gut«, sagte er und blickte sie nachdenklich an, »macht alles fertig für den Aufbruch. Ich glaube nicht, dass unsere Angreifer am helllichten Tag zurückkommen werden, doch ihr solltet die Augen offen halten.«
    Er wollte neben der bepackten Kutsche warten, wenn Schroeder Kate geholt hatte. Allerdings hatte er es noch nicht einmal aus dem großen Saal hinaus geschafft, als er ihre Stimme von der Treppe her bereits hörte.
    »… nicht dass ich die Gesellschaft nicht schätzen würde. Aber nächstes Mal können sie durch ihre eigenen Albträume spuken.«
    Mitten im Satz schoss Kate in den Saal wie eine von Whinyates berühmt-berüchtigten Raketen – ihre Flugbahn war genauso unvorhersehbar, und ihre Zündschnur brannte. Harry hätte

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