Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
Vom Netzwerk:
er gelogen hatte, dann hatte Kate die Wahrheit gesagt. Murther hatte sie entjungfert. Und Harry hatte sie dazu verdammt.
    »Mein Gott, Kate, ich habe deinen Vater mein ganzes Leben lang verehrt!«
    Kate blieb kurz vor der Küchentür stehen. »Und mich kanntest du damals erst ein paar Wochen.«
    Er suchte in ihrem Gesicht nach der Wahrheit. Und er fand sie. Seine Überzeugungen, die in all den Jahren die Eckpfeiler für seinen Zorn gebildet hatten, gerieten ins Wanken. »Es ging alles so schnell. Ich war so überwältigt von dir. Ich dachte, du hättest mich verblendet.«
    Schweigend stand sie einen Moment lang da. Die frühmorgendliche Brise wehte durch ihre Locken, das erste Licht der Dämmerung ließ sie jung und verletzlich aussehen. Harry konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Er fragte sich, ob er sie je wirklich gesehen hatte.
    »Na ja«, sagte sie und wandte sich um, »wenigstens hat es dir ein Offizierspatent eingebracht.«
    Er streckte den Arm aus und packte sie an der Schulter. »Du denkst, dass ich dieses Offizierspatent wollte ? Glaubst du das wirklich? Habe ich je den Wunsch geäußert, Soldat zu werden?«
    Kate wirkte verunsichert. »Meine Schwester Frances sagte, dass du dich gefreut hättest. Dass du deine Uniform in der Nachbarschaft präsentiert und mit deinem Glück angegeben hättest.«
    »Wie hätte ich meine Mutter sonst überzeugen sollen, dass ich nicht ins Exil geschickt wurde, weil ich meine Blicke zu hoch habe schweifen lassen? Ich hätte nicht hierbleiben können. Du weißt das. Dein Vater hat es mir ermöglicht, meinen Weg woanders zu machen.«
    »Aber du hast die Armee nie verlassen«, widersprach sie.
    »Ich bin ein guter Soldat«, sagte er knapp und wusste, wie empört er klang. »Als dein Vater noch gelebt hat, war ich es ihm schuldig. Er hätte meine gesamte Familie ruinieren können, weil ich die Frechheit besessen habe, dir den Hof zu machen.«
    »Und nach seinem Tod?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich konnte meine Aufgabe nicht nur zur Hälfte erledigen. Ich musste es zu Ende bringen.«
    Eine ganze Weile stand sie still da. Dann ließ sie die Schultern sinken und schüttelte den Kopf. » Difficile est saturnam non scribere. «
    Da fällt es schwer, keine Satire zu schreiben.
    Sie hatte vollkommen recht. Zehn Jahre. Zehn Jahre, zerstört durch einen einzigen Moment, durch einen Mann, von dem Harry immer geglaubt hatte, dass er keiner Seele ein Leid zufügen könnte. Harry konnte das Ausmaß einfach nicht begreifen. Vor Schock zitterte er. Und er war nicht derjenige gewesen, der in einer albtraumhaften Ehe gefangen gewesen und eingesperrt, verprügelt und in die Dunkelheit geworfen worden war.
    Oh Gott. Wie konnte irgendjemand Katie vergelten, was sie verloren hatte?
    »Warum?«, wollte er wissen. Der Schock lähmte ihn noch immer. »Warum, in Gottes Namen, hätte dein Vater dir so etwas antun sollen?«
    Kate rührte sich nicht. »Wenn du es herausfindest«, sagte sie, »erkläre es mir bitte.«
    Sie klang verloren und vollkommen allein. Harry konnte es nicht zulassen. Er konnte den Gedanken daran nicht ertragen, was diese letzten Minuten für sie bedeutet hatten. Der Vater, den sie verehrt hatte, hatte sie bezichtigt, Sünden begangen zu haben, die sie bloßgestellt und gedemütigt hätten. Und der Junge, den sie geliebt hatte, hatte ihm geglaubt.
    Harry beobachtete sie und merkte, wie sie sich zusammenriss. Ihre Haltung war starr wie eine Mauer. Sie weinte nicht, sie jammerte und fluchte nicht. Jeder andere Mensch wäre bei diesen Enthüllungen zusammengebrochen. Anders Kate. Vor Harrys Augen zog sie sich hinter die harte, undurchdringliche Fassade zurück, die sie aufgebaut hatte, um sich selbst zu schützen.
    Er konnte das nicht zulassen. Sie würde nur noch distanzierter werden. Sie würde den Verrat, die Trauer und die Wut in der Person einschließen, die sie erschaffen hatte. Doch dort würden diese Empfindungen an ihr nagen, bis sie sie zerstört hätten. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er das zuließ. Es musste einen Weg geben, um die Trauer zu bannen.
    Er wusste, dass sie sich wehren würde. Er hätte Glück, wenn sie ihn nicht vernichten würde. Aber es war eine Buße, die er bereit war zu zahlen. Ehe sie fliehen konnte, zog er sie an sich. Und ehe sie die Wut ausdrücken konnte, die in ihren Augen funkelte, küsste er sie.

Kapitel 12
    Für Harry kam die Reaktion unmittelbar. Es war nicht nur das Knistern, das immer zwischen ihnen herrschte, es war etwas

Weitere Kostenlose Bücher