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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Harry als Mitglied der Rakes akzeptiert hatte. Er hatte Harry die Chance geboten, seinen Horizont zu erweitern, hatte ihm Informationen, Gold und Leben anvertraut.
    Im Laufe all der Jahre, die Harry ihn nun kannte, hatte Drake ihn nie betrogen oder ihn angelogen. Mehr als ein Mal hatte Drake ihn sogar beschützt und sich hinter ihn gestellt, wenn Harrys Wort angezweifelt worden war. Harry nahm diese Art von Loyalität und Treue nicht auf die leichte Schulter oder sah sie als etwas Selbstverständliches an.
    Außerdem war es Harry klar geworden, dass er einen unbefangenen Zuhörer brauchte. Zum ersten Mal in den letzten zehn Jahren hatte er Zweifel an dem, was tatsächlich passiert war.
    Er trat ans Fenster. »Kanntest du Kates Vater?«
    »Den alten Duke? Ja. Ein guter Freund meines Vaters. Ich mochte ihn sehr.«
    Harry nickte. »Ich habe ihn verehrt. Ihn und auch die Duchess. Meine Familie hat in der Nähe von Moorhaven gelebt. Mein Vater war Gutsherr. Er hatte nicht viel Land, doch es reichte. Jeden Freitag hat er mit dem Duke Schach gespielt. Die Duchess war die Art von Frau, die alle Kinder der Nachbarschaft zu Geburtstagsfeiern eingeladen hat – ganz unabhängig von ihrem Rang.«
    Es fiel Harry nicht schwer, sonnendurchflutete Erinnerungen an Gelächter, lustiges Durcheinander und eine zierliche Schönheit heraufzubeschwören, die wie eine Sonne in der Mitte gestanden und die Planeten beobachtet hatte, die sie umkreisten. Er erinnerte sich auch an den Duke, der sie angelächelt hatte, als könnte er nur in ihrem Licht überleben.
    Der Duke. Ja. Mach weiter, Harry. »Es gab einen Plan für einen Kanal, in den der Duke investiert hat. Er hat meinen Vater überredet, mitzumachen. Als das Vorhaben scheiterte, hat der Duke eine stattliche Summe Geld verloren. Mein Vater dagegen hat fast alles verloren.« Sein lachender, lauter, rotgesichtiger Vater. »Die Belastung hat ihn umgebracht. Mein Bruder übernahm das Gut, aber es hat Jahre gedauert, bis wir uns von dem Bankrott erholten. Während all der Zeit hat der Duke uns unterstützt. Er meinte, da er meinen Vater zu dem Projekt überredet hätte, wäre das das Mindeste, was er tun könne. Er sorgte dafür, dass wir Jungs in die Schule gehen konnten und dass jedes Mädchen eine Mitgift erhielt. Und freitags hat er mich immer ins Schloss eingeladen, um Schach zu spielen.« Er lächelte. »Beim Schach habe ich die wichtigsten Lektionen meines Lebens gelernt.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Er hat uns nie so behandelt, dass wir uns wie Untergebene gefühlt hätten, und er hat uns nie belogen. Nicht einmal, um seinen eigenen Ruf zu schützen. Und er hat seine Familie über alles geliebt.« Er nahm einen Schluck Whisky und dachte über den nächsten Teil seiner Geschichte nach. »Hast du Kate gekannt, als sie noch ein Kind war?«
    »Ich habe sie erst richtig kennengelernt, nachdem ihr Mann gestorben war.«
    Er nickte und blickte aus dem Fenster. Seine Aufmerksamkeit war noch immer auf Piccadilly gerichtet, wo viele Kutschen, Droschken und schnittige Rennkutschen unterwegs waren. Vor seinem inneren Auge sah er allerdings die grünen Täler von Moorhaven. »Ich kannte ihren Bruder und ihre Schwestern. Kate war eine Nachzüglerin, und dann starb auch noch die Duchess …« Er zuckte mit den Schultern. »Ich wusste natürlich, dass es sie gab. Aber sie war nie unten, wenn ich da war, also lernte ich sie erst kennen, als sie schon fünfzehn Jahre alt war. Ich war damals zwanzig. Ich glaube, es war unvermeidlich, auch wenn ich es besser wusste.«
    Er rieb sich die Augen und fühlte sich mit einem Mal alt, als er an den Sommer zurückdachte, in dem noch alles möglich erschienen war und er vorgehabt hatte, die Welt zu erkunden und sie diesem Mädchen mit den strahlenden Augen und dem wachen Verstand zu Füßen zu legen. Als er noch gedacht hatte, dass er in der Tochter eines Dukes seine Seelenverwandte gefunden hätte.
    »Wart ihr ineinander verliebt?«, fragte Drake.
    »Nein, ich war der Einzige, der sich …« Er verstummte und fühlte sich plötzlich unbehaglich. Sie hatte es gewollt. Kurz bevor er mit ihr geschlafen hatte, hatte er einen Rückzieher gemacht, und sie hatte geweint. Er hatte mit Nachdruck erklärt, dass er sie zu sehr respektieren würde, um mit ihr ins Bett zu gehen. Er hatte so kurz davorgestanden …
    »Nein. Wie auch immer. Eines Tages kam sie vollkommen außer sich zu mir. Sie flehte mich an, mit ihr durchzubrennen. Sie meinte, sie müsse vor ihrem Vater

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