Gefaehrliche Ziele
die Personalakte Legat Edward Singhs auf der Reise gelesen und war nicht sonderlich beeindruckt gewesen.
Sicher, er war gebildet und besaß ein Talent für Verwaltungsaufgaben, aber das sagte nichts über seine Person aus. Der Besuch einer Militärakademie garantierte weder Führungsqualitäten noch die Kompetenz im Feld, und in dieser Hinsicht hegte sie Zweifel. In ihrer Laufbahn als Ritterin hatte sie mehr als einen Legaten erlebt, der mit dem Befehl über eine planetare Miliz überfordert war. Sie konnte nur hoffen, dass Singh nicht dazu gehörte. Er stand im Feld. Das war immerhin ein gutes Zeichen. Es war wichtig, die Truppen im Training zu halten.
Auf dieser Welt hoffentlich nicht zu wichtig, aber sie wusste sehr wohl, dass eine reale Gefahr bestand, die zu Kämpfen führen konnte. Der Paladin hatte sie mit einem zweiteiligen Auftrag nach Wyatt geschickt. Als ersten Teil ihrer Mission sollte sie »in Zusammenarbeit mit ComStar die Reaktivierung des Hyperpulsgenerators beschleunigen« oder - knapp ausgedrückt - ComStar in den Arsch treten. Daran hatte der Paladin keinen Zweifel gelassen. In drei Jahren hatte ComStar das HPG-Netz kaum ansatzweise wiederhergestellt. Sorenson hatte sie hergeschickt, um dem Konzern ein sprichwörtliches Feuer unterm Hintern zu machen.
Bis zur Sabotage des HPG-Netzes hatte die Republik der Sphäre in Frieden und Wohlstand gelebt. Der neue Exarch hatte Paladin Sorenson beauftragt, das Netz wieder aufzubauen. Die Logik hinter diesem Befehl war unanfechtbar: Da der Zusammenbruch der interstellaren Kommunikation zum Krieg geführt hatte, musste ihre Wiederherstellung für die Rückkehr der verlorenen Stabilität sorgen. Zumindest war das die Position der Ritter der Sphäre in der Öffentlichkeit. Die meisten waren sich ebenso wie die Fahrende Ritterin Alexi Holt allerdings sehr bewusst, dass die Dinge so einfach nicht lagen. Jetzt, da sich alte Rivalitäten wieder Bahn gebrochen hatten und die Produktion von Kriegsmaterial erneut angelaufen war, würde wesentlich mehr nötig sein als nur die Wiederherstellung des HPG-Netzes, um den Konflikten und Unruhen ein Ende zu setzen.
Diese Erkenntnis stand hinter dem zweiten Teil ihrer Mission. Falls es gelang, den HPG auf Wyatt wieder in Betrieb zu nehmen, würde es den Planeten zu einem der wenigen machen, die für den Kontakt mit anderen bewohnten Systemen nicht auf den Raumschiffsverkehr angewiesen war. Plötzlich würde Wyatt, eine von den meisten Sternkarten bereits verschwundene Welt, einen verlockenden Wert erhalten. Ihr zweiter Grund für die Reise nach Wyatt war der Auftrag, die Welt zu verteidigen, sollte jemand versuchen, sie und ihr HPG zu erobern.
Alexi war als Ersatz für einen anderen Ritter hierher entsandt worden, Arthur Faust. Er hatte über Jahre den Frieden auf Wyatt gesichert, bis er, in einer nachgerade epischen Verschwendung von Talent, bei einem Hausbrand ums Leben gekommen war. Sie war neu auf diesem Planeten und wollte zurückhaltend agieren, bis sie mehr über die E inh e im ischen und ihre Fähigkeiten wusste. Sie fixierte den viel zu jungen Lieutenant. »Ich habe einen Laderaum voll Material und Munition dabei, Lieutenant. Das Material muss entladen und an einen sicheren Lagerort transportiert werden.«
»Ja, Ma'am«, antwortete er. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Sie werden ein paar Lastchauffeure brauchen. Ich bringe eine Anzahl großer Geschenke von Paladin Sorenson.«
»Sehr gut.« Der junge Mann zog einen Compblock aus der Tasche und hämmerte wild mit dem Griffel darauf herum. »Ich habe mich schon um ein Quartier für Sie gekümmert«, stellte er fest. »Die übliche Unterbringung für jemanden Ihres Standes wäre das Hotel Royale in der Innenstadt. Entsprechend der Informationen, die uns Paladin Sorenson bei der Ankündigung Ihres Eintreffens übermittelt hat, habe ich jedoch ein Zimmer in den ULO für Sie reserviert.«
Sie nickte und schenkte dem Lieutenant ein kleines Lächeln. Das gefiel ihr. Alexi hatte als Fahrende Ritterin schon reichlich Zeit in Luxushotels und eleganten Ferienanlagen zugebracht. Sie war ein Jahr vor dem Zusammenbruch der HPGs Ritterin geworden und bei einigen Aufträgen als Staatsgast empfangen worden. Alexi war keineswegs des Luxus wegen Ritterin geworden, den sich manch eine Regierung genötigt sah, ihr aufzudrängen. Sie fühlte sich auf dem Schlachtfeld zu Hause. Staatsempfänge hatten ihr wenig zu bieten. Sie zog am Lagerfeuer aufgewärmte Feldrationen vor. Zur
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