Gefährlicher Chat - Wich, H: Gefährlicher Chat
»Ich bin sein Alibi.«
Marie schüttelte den Kopf. »Das beweist noch gar nichts, im Gegenteil. Die Polizei geht davon aus, dass mehrere Täter den Einbruch verübt haben. Anton könnte dich als Alibi benutzt haben, während seine Komplizen den Einbruch für ihn erledigt haben. Hat Anton dich denn vorher gefragt, ob deine Eltern an diesem Nachmittag zu Hause sind?«
Sofie dachte angestrengt nach. »Moment mal … ja, er hat mich am Tag vor dem Kino danach gefragt. Ich hab mich zwar ein bisschen gewundert, warum er das wissen wollte, aber er hat gemeint, er möchte eben alles über mich erfahren, wie meine Eltern so drauf sind, was sie in ihrer Freizeit unternehmen, was sie zum Beispiel morgen machen …«
»Siehst du!«, sagte Marie.
Sofie wurde blass. »Nein, das kann nicht sein …«
»Ich fürchte doch«, sagte Kim.
Da fiel Franzi etwas ein. »Wie sieht Anton denn eigentlich aus?«
»Er ist klein, nur einen Kopf größer als ich, schlank und hat blonde, kurze Haare«, sagte Sofie. »Und er sieht ein bisschen aus wie Brad Pitt, aber er ist natürlich viel jünger. Ungefähr 18, schätze ich.«
Franzi nickte. »Okay.«
Sofies Beschreibung stimmte leider nicht mit der Personenbeschreibung der Verkäuferin aus dem Antiquitätenladen überein. Anscheinend war einer von Antons Komplizen im Laden gewesen.
»Wie heißt Anton eigentlich mit Nachnamen?«, erkundigte sich Marie.
Sofie hob hilflos die Schultern hoch. »Er wollte mir seinen Nachnamen nicht sagen. Er meinte, der sei so hässlich, dass er sich dafür schämen würde.«
»Faule Ausrede!«, zischte Franzi.
»Diesmal hast du uns wirklich weitergeholfen«, sagte Kim. »Deine anderen Aussagen stimmen aber hoffentlich alle?«
»Klar«, sagte Sofie. »Ich lüge nur, wenn es wirklich nicht anders geht.«
»Gut«, sagte Marie und stand auf.
»Wartet!«, rief Sofie. »Was habt ihr denn jetzt vor?«
Franzi setzte ihre Mütze auf. »Weiter ermitteln natürlich. Wir halten dich auf dem Laufenden.«
»Und falls Anton sich melden sollte, gib uns sofort Bescheid, ja?«, sagte Kim.
Sofie nickte. »Mach ich, versprochen.«
Die drei !!! verabschiedeten sich von ihr und verließen das Café.
»Puh!«, sagte Marie. »Das ist ja ein Ding. Das muss ich erst mal verdauen.«
»Ich auch«, meinte Franzi.
Auf einmal kam ihr Kims Warnung beim gestrigen Telefonat gar nicht mehr übertrieben vor. Sie musste in Zukunft wirklich aufpassen, wem sie ihre Telefonnummer gab.
»Ich schreibe sofort alle neuen Ergebnisse in mein Computer-Detektivtagebuch«, sagte Kim. »Wir bleiben in Kontakt? Wenn einer von euch noch was Wichtiges einfällt, meldet euch bitte.«
»Geht klar«, sagte Marie.
»Okay, dann bis bald«, rief Franzi und sah Kim nach, die schon wieder ziemlich schnell auf ihrem Fahrrad davonsauste. Mist! Jetzt hatte sie vergessen, sie zu fragen, ob sie den Liebesbrief an Michi schon eingeworfen hatte.
Kim hatte es tatsächlich aus zwei Gründen eilig: Erstens wollte sie den Brief an Michi in einen Briefkasten einwerfen, der weit genug weg von ihrer Wohnung war, und zweitens wollte sie zu Hause schnell alles aufschreiben, solange die Eindrücke der Befragung noch frisch waren.
Vor dem nächsten Briefkasten bremste sie ab und holte den Brief aus ihrem Rucksack. Sie drückte ihn noch einmal an ihr heftig klopfendes Herz, bevor sie ihn in den Schlitz steckte.
»Bring mir Glück!«, flüsterte sie.
Dann setzte sie sich wieder aufs Rad und fuhr nach Hause. Beschwingt stieg sie ab und dachte bei jedem Schritt: Mi-chi, Mi-chi, Mi-chi! Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie fast über Ben und Lukas gestolpert wäre, die mitten in ihrem Zimmer standen.
»Was macht ihr denn hier?«, fragte sie. »Los, raus mit euch!«
Die Zwillinge blieben wie angewurzelt stehen. Erst jetzt sah Kim in ihre Gesichter. Komisch, so belämmert sahen sie sonst nur aus, wenn sie etwas ausgefressen hatten.
»Was ist los?«, fragte Kim. »Habt ihr wieder im Haus Fußball gespielt und Mama hat euch erwischt?«
Die Zwillinge schüttelten die Köpfe.
Kim trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Was ist es dann? Mensch, ich hab echt keine Zeit.«
Lukas zeigte mit zitterndem Finger auf den Computer.
»W…wir h…haben nur ein kleines Spiel gemacht«, stotterte Ben.
»Und dann ist plötzlich der Computer abgestürzt«, sagte Lukas.
Kim sah die beiden fassungslos an. »Ihr habt was gemacht?«
»N…nur ein kleines Spiel«, wiederholte Ben.
»Seid ihr jetzt komplett
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