Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper
um nicht das Bett zu berühren, misslang und er quittierte den Schmerz mit einem abermaligen, gellenden Schrei.
„Schrei nur, wenn es dir guttut. Schrei, so laut du kannst. An jedem Schlüsselloch steht hier unter Garantie ein Diener und holt sich einen runter bei deinem Anblick!“ Mont-Angus grinste ihn bösartig an und kleine Spuckebläschen landeten auf St. Johns Gesicht.
„Und hier kommt die nächste freudige Überraschung …“ Er drehte sich im Kreis, als führe er einem imaginären Publikum sein neuestes Kunststück vor. Was St. John sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren – das Messer!
„Bitte …“, flehte er.
„Um was bettelst du mich an, mein süßer Cherubim?“, sagte Mont-Angus mit süßlichem Ton.
„Bitte … quäl mich nicht mehr … Bitte! Mach ein Ende!“
Mont-Angus bewegte langsam seinen Kopf hin und her. „Du verärgerst mich, mein liebestoller Freund. Wir haben doch gerade erst angefangen. Und da soll ich unseren Spaß schon beenden?“ Plötzlich holte er aus, ließ die Spitze des Messers niedersausen und ließ sie auf St. Johns Kehle erstarren.
Allein die vorderste Spitze drang in seine Haut ein und versetzte ihm eine Verletzung, die inmitten seiner anderen Qualen vollkommen unterging. Vom Entsetzen gelähmt folgten seine Augen dem Messer, das nun eine feine rote Linie von seinem Hals abwärts setzte. Immer tiefer. Im Nabel sackte sie kurz ein. Erhob sich wieder und streifte die rauen Löckchen seiner Scham.
„Ich werde mit dir das Gleiche machen wie mit diesen Huren. Wie mit allen Huren. Ich werde erst euch reinigen und dann die ganze Stadt! Den Weibern habe ich ihre stinkenden Gebärmütter rausgeschnitten und dir werde ich deinen Schwanz abschneiden. Schnipp – Schnapp. Du wirst schreien und bluten und heulen und zappeln. Aber du wirst nicht sterben. Und ich werde deinen Schwanz vor deinen Augen essen! Hörst du? Ich werde an ihm nagen wie an einem Hühnerbein!“
Das Blut floss in einem breiten Band an St. Johns Seiten hinab. Die Angst machte alles in ihm taub. Er lag da, sah das Messer an und begann, zu beten. Er flehte seinen Schöpfer an, ein Ende zu bereiten. Wie von Ferne hörte er sich schluchzen und wusste, dass das längst nicht mehr er selbst war. Die Farben erhielten eine nie gekannte Intensität, die aber gleichzeitig die Geräusche verschluckte. Es war eine taube Welt, in der er sich befand. Die er bald verlassen würde. Sein Kopf rollte kraftlos zur Seite, wo sich eine Tür öffnete. Dies konnte nicht der Satan sein, denn der war ja bereits da. Zerschnitt mit seinem Messer das, was einstmals Richard St. John gewesen war.
Kieran! Welches Glück … Zu sterben, mit der Erinnerung an seinen Liebsten vor Augen. Wieso aber schien der so aufgebracht? Welche Szene sah er da nur? Nie zuvor hatte er Kieran so gesehen. Schockiert. Wütend. Es gab keine Erinnerung, in der er so aussah … St. John verstand es nicht und nahm es hin. Kieran geriet aus seinem Blickfeld. Er sah ein, dass er den Kopf würde bewegen müssen, wenn er seinen Liebsten wieder sehen wollte. Also bemühte er sich. Nahm all seine Kraft, seinen Willen zusammen, um ihn nicht zu verlieren.
Kieran tanzte mit Mont-Angus. Er hielt dessen Handgelenke und drehte sich mit ihm im Kreise. Was für ein merkwürdiger Tanz, dachte St. John. Dann holte Kieran aus und seine Faust zerschmetterte den Kiefer des Peinigers. Der Knochen verschob sich ruckartig und Blut spritzte. St. John fühlte sich, als säße er im Theaterparkett. Und dann begann der Rückzug. Er setzte in den Fingerspitzen und den Fußzehen ein. Als ließe er, gleich einer Schlange, seine alte Haut hinter sich zurück. Er spürte keinen Schmerz mehr. Irgendwo in der Ferne eines tiefen Tales erkannte er einen roten, ruhigen Fluss, der sich unter einem weißen Leib ausbreitete. Dabei empfand er nichts mehr.
Leben, Qual, Tod, Freude, Überraschung. Alles waren nur noch bedeutungslose Buchstaben.
Der Tanz hatte geendet. Kieran lief mit verzerrtem Gesicht umher, besprenkelt mit der gleichen Röte, die sich auch unter seinem Körper ausgebreitet hatte.
Und dann war Kieran bei ihm. Seine Lippen bewegten sich und seine Blicke wanderten ruhelos über St. Johns Gesicht. So würde er sterben. Er würde sich auf jene wundervollen Augen konzentrieren und mit diesem Bild in seinem Herzen davongehen.
„Hilfe ist unterwegs“, stieß Kieran hervor.
Doch wer brauchte Hilfe?
„Alles wird gut. Ich mache die Fesseln ab, ja?“
Dass Kieran nervös
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