Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper
… schlagen … quälen …“ Jedes Wort fiel ihm schwer. Musste aus einer Welt beigeholt werden, die er freiwillig niemals betreten hätte.
Mont-Angus sah ihn ernst an. „Und mehr“, fügte er düster an. Eine Gänsehaut wanderte über St. Johns Körper.
„Du tötest sie?“
Mont-Angus lehnte sich entspannt zurück, entnahm seinem flachen, silbernen Etui eine Zigarette und zündete sie an. Ein Bein über das andere geschlagen, blickte er ruhig geradeaus. Nichts mehr erinnerte an das Fanatische in seinen Worten. An die scheinbar grenzenlose Lust am Verurteilen und Quälen.
„Wir sind da.“
Mit einem leichten Ruck hatte die Kutsche angehalten und sie warteten schweigend, bis der Schlag geöffnet, und die kleinen Trittstufen ausgeklappt waren. Vor ihnen erhob sich ein düsterer Bau, dessen gewaltige Umrisse sich in den Nachthimmel schoben, wie die eines riesenhaften Bergmassivs. Ein eiskalter Wind fegte raschelnd vertrocknetes Laub über den Gehweg und St. John zog die Seiten seines Mantels über seiner Brust zusammen.
Gerade so, als habe der Butler bereits gewartet, wurde im gleichen Moment, da sich die Kutsche wieder in Bewegung setzte, vor ihnen die Tür geöffnet.
Als einer der livrierten Diener St. Johns Mantel abnahm, enthüllte er gleichzeitig die Tatsache, dass sein Hemd geöffnet war und seine Brust entblößte. Was St. John einen Hauch verlegener Röte über die Wangen trieb, führte merkwürdigerweise zu keinerlei Reaktionen bei der umstehenden Dienerschaft.
Mont-Angus baute sich vor ihm auf, strich über seinen Backenbart und betrachtete ihn, ähnlich einem Patienten. Nur, um dann vor all seinen Dienern, seine Hand flach auf St. Johns Brust gelegt, deren Wärme in sich überströmen zu lassen und sich ganz offensichtlich dem Gefühl hinzugeben, das er in ihm auszulösen vermochte.
„Du bist ein Elf, meine Süßester. Ein Engel. Zeig mir … wo sind deine Flügel? Wo versteckst du sie?“ Mont-Angus löste seine Hand und ging um St. John herum. Mit einem beinahe gewalttätigen Riss zerfetzte er plötzlich sein Hemd.
„Sind sie da?“ St. John fühlte erschauernd die beiden Hände, die über seinen Rücken glitten.
„Wo sind sie? Warum sehe ich nicht mal ihre Ansätze? Wo ist die Härte deiner Schwingen, mein Cherubim?“
Mit starrem Blick schaute St. John an den Dienern vorbei, die so taten, als gäbe es nichts, was nicht vollkommen normal war.
„Lass uns das Reich des einzig Wahren … Eros … betreten. Genug geredet. Von Weibern und Huren. Von Krankheit und Qual. Es ist an der Zeit, sich hinzugeben.“ Mont-Angus trat vor St. John, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich.
Durch eine der vielen Türen betraten sie einen Raum, der vollkommen leer war, abgesehen von einem gewaltigen Bett und einem großen Tisch, an dem mehrere Stühle standen. Am Rande der Tischplatte waren Gläser und diverse Karaffen angeordnet.
„Lass mich dich entkleiden, mein süßer Engel. Lass mich endlich deine Männlichkeit sehen, nach der mich schon so lange gelüstet. Spürst du, wie erregt ich bin?“ Sein Blick war unstet geworden, zuckte über St. Johns Züge und vermochte doch nicht das zu sehen, wonach es ihm so unbändig zu verlangen schien.
„Schnell … schnell … Ich mag nicht mehr länger warten.“ Mit fahrigen Händen öffnete er die Knöpfe von St. Johns Hose und zog diese hinab. Da erstarrte er. Überraschung, Enttäuschung und Wut zogen wie düstere Wolken an sturmgepeitschtem Himmel über sein Gesicht.
„Du bist nicht erregt! Deine Lust ist nicht geweckt. Die Schlange schläft!“ Seine Stirn legte sich in tiefe Falten. „Ich gefalle dir nicht. Ich bin dir zu alt.“
„Das ist nicht wahr!“, protestierte St. John.
„Doch, doch. Es ist ja augenfällig.“
„Ich habe zu viel getrunken. Es liegt nicht an dir. Wirklich nicht. Vielleicht ist es meine Unerfahrenheit. Meine Aufregung. Was … was hältst du davon, wenn du mir zuerst den Flakon zeigst?“
„Gut. Aber ich kenne noch ein Mittel, das deine Lenden in Wallung bringen wird. Es vermag deine tiefsten Wünsche und Sehnsüchte lebendig werden zu lassen. Und so wird uns beiden gedient werden. Dir und mir!“ Mont-Angus, scheinbar nicht undankbar, dass die Last von seinen Schultern genommen wurde, versuchte ein kleines Lächeln. Er reichte St. John ein zart gemustertes Glas, das er vorsichtig betrachtete und dann leerte.
„Das wird dich entspannen. Lockern. Ja … welch ein Aphrodisiakum, nicht wahr? Du hast recht. Ich werde
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