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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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sie, dass er es vergessen haben mochte …
    Im gleichen Moment brach heftiger Beifall los. Elizabeth, noch scheu und auch ein wenig ängstlich, applaudierte vorsichtig mit. Zu viele Augenpaare ruhten auf ihr – der fremden, eleganten Dame mit dem viel zu üppigen Hut.
    Jeffrey hob beschwichtigend die Hände. Der Applaus legte sich und machte einer fast angespannten Ruhe Platz. Er straffte sich, ließ seinen Blick fest und ruhig über die Gesichter der Anwesenden gleiten.
    „Ich habe heute in das Gesicht des Elends gesehen.“ Seine Züge verhärteten sich. Er schwieg. „In das Gesicht des Hungers und des Todes.“ Wieder ließ er die Stille sich ausbreiten. Platz schaffen in den Gehirnen seiner Zuhörer. Seine Stimme erklang jetzt leise, schien zu kriechen. „Aber ich auch in das Gesicht des Überflusses geblickt. In das Gesicht der Habsucht und der Ignoranz. In die Fratze derer, die alles interessiert und nichts mehr kümmert.“ Mit einem Schlag schrie er.
    Elizabeth zuckte zusammen. Der Schreck ließ ihren Nacken schlagartig verkrampfen und löste ungeheure Anspannung aus.
    „Ihr steht hier … hört mir zu … zum wievielten Mal? Könnt ihr es noch zählen?“
    Applaus brandete auf, doch Jeff machte eine abrupte Geste, beugte sich nach vorne und spie seinen Zuhörern entgegen: „Ich will euren verdammten Applaus nicht mehr. Ich habe genug davon. Solange mich dort draußen diese Gesichter tumb und ausgelaugt anstarren und ihr nichts dagegen unternehmt, will ich euren verdammten Applaus nicht mehr. Jeder von euch trottet tagein, tagaus, in seine Fabrik. Mag die Frau auch siechend sein und die Kinder am verhungern. Ihr tanzt nach der Pfeife der Ausbeuter. Oh, ja … ihr kommt hierher … hört mir zu … klatscht und fühlt euch bestätigt in euren Gedanken. Aber ich sage euch: Eure Gedanken sind aus Papier in einer Welt aus Stroh. Wann zur Hölle ergreift endlich einer von euch das Zündholz und legt die Flamme an diese Welt?“ Betretenes Schweigen.
    „Was haben wir zu verlieren? Wenn ihr an diesem Sturm zu zerbrechen fürchtet, dann nur, weil ihr zerbrechlich seid. Geht endlich Schulter an Schulter – oder geht es euch und euren Familien noch nicht dreckig genug? Davy … das wievielte Kind ist dir letzte Woche gestorben? … Ron … deine Frau. Wie viel verdient sie jede Nacht, wenn sie sich an die Seemänner verkauft?“ Er sah den Männern in die Augen und diese senkten die Blicke.
    „Wie viel Leid ertragen wir, bevor wir zurückschlagen? Bevor wir den Blutsaugern das Grinsen aus ihrer verschlagenen Visage prügeln? Na? Wie viel? Sagt schon! Geht hinaus. Geht in eure Fabriken. Und gebt diesen Schweinen, was sie verdient haben. Ich habe es satt, zu euch zu sprechen. Satt … satt … satt!“
    Ohne den Applaus, die zustimmenden Rufe, abzuwarten, stieg er vom Podium. Das Gesicht glänzend vor Schweiß, die Schritte zügig und fest. Als hätten alle im Saal unter einem Bann gestanden, erkannten sie jetzt, da der Platz des Redners leer war, dass sie mit keinen weiteren Worten mehr rechnen konnten. In diesem Moment brach sich ohrenbetäubender Jubel Bahn. Trampeln und Klatschen erfüllte die Luft und ließ die Scheiben in den hölzernen Rahmen beben. Ihr habt nichts verstanden, dachte Elizabeth niedergeschlagen und ließ sich von der Welle der Begeisterung aus dem Saal hinaus in die stickige Nachtluft tragen.
    Sie ließ die Diskutierenden hinter sich und bewegte sich auf den Durchgang zur Straße zu, wo sie unweit ihre Droschke wusste.
    „Wie hat es ihnen gefallen, M’lady?“, erklang es plötzlich aus dem Schatten hinter ihr. Elizabeth blieb stehen und erkannte den glühenden Punkt einer Zigarette, die aufleuchtete, als an ihr gezogen wurde.
    „Ich kann wahrscheinlich froh sein, dass Sie nicht dazu aufgerufen haben, mir, als Vertreterin der Ausbeutung, den Schädel einzuschlagen“, erwiderte sie ruhig und versuchte, die Umrisse Jeffreys auszumachen. Wenn sie ihn auch nicht sah, so wusste sie doch, dass er sie fixierte. Und allein dieser Gedanke jagte ihr Schauder über den Rücken.
    „Ich habe noch nie einen so wütenden Redner gehört.“ Ihre Stimme war reine Herausforderung.
    „Weil ihr mich alle anwidert … alle.“
    „Ohne Ausnahme?“ Abermals erhob sie ihre Stimme. Unwillig, den Fehdehandschuh zurückzuziehen.
    „Keine Ausnahme. Die Leute hier. Sie. Meine Schwester. Die Leute in der Suppenküche.“ Er machte eine ruckende Bewegung mit dem Kopf, die alle zu umfassen schien, die außer ihm

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