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Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper

Titel: Gefaehrlicher Liebhaber - Jagd auf Jack the Ripper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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den er deckte? Nein! O’Malley hatte mit Sicherheit keine Mediziner in seiner Bande.
    Er hatte St. John den Rücken zugewendet und das Spiel seiner Muskeln erschien faszinierend. Hart. Streng definiert unter der hellen Haut. Aber wieso nur starrte er diesen Rücken so fasziniert an? Die sehr tief sitzende, enge Hose? Den runden, festen Hintern, von dem man den Schlitz oberhalb des Gürtels allzu gut erkennen konnte? Wie sich die Rückenwirbel empordrückten bei jeder Bewegung. Welch interessante Krümmung, ging es ihm durch den Kopf. Seltsamerweise war ihm nie aufgefallen, welch beein-druckendes Körperteil ein Rücken sein konnte. Fast schien es, als könne er sich nicht sattsehen an immer neuen Details dieser Physiognomie.
    O’Malley drehte sich um und St. John zuckte innerlich zusammen, als die rehbraunen Augen sich förmlich an ihm festzusaugen schienen. „Ist irgendwas mit meinem Rücken?“
    St. John sagte nichts. Unmöglich konnte er sich die Blöße geben, zu reagieren. Sich womöglich zu erklären. O’Malley blies mit in den Nacken gelegtem Kopf den Rauch seiner Zigarette über sich gegen die Decke.
    „Gut. Dann … was kann ich für Sie tun, Inspector St. John?“ Wie er jede Silbe betonte, die arrogante Art, auf ihn herabzublicken, machte St. John ungemein wütend. Und gerade so, als wolle er sich beweisen, trat er dicht an den Banditen heran.
    „Ich suche den Mörder von Martha Tabram. Mary Ann Nichols. Annie Chapman. Elizabeth Stride und Catherine Eddowes. Deswegen bin ich hier.“
    Seine Stimme wanderte durch die Luft und schien O’Malleys Haut zu streifen. Sie standen so dicht aneinander, dass St. John die winzigen dunklen Punkte erkennen konnte, aus denen O’Malleys Bart wuchs. Die Augen des halb nackten Mannes wanderten hin und her. Suchten in den seinen nach der Schwere der Drohung. Schätzten ihn ab. Wie ein wildes Tier kam ihm der Gangleader vor. Es konnte keinen Zweifel geben: O’Malley war ein Mann auf der Jagd.
    St. John war noch nicht lange Polizist, aber er war ein guter Polizist. Er besaß einen angeborenen Instinkt für Menschen und Situationen. Was aber O’Malley in diesem Moment tat, kam vollkommen überraschend. Und selbst wenn er damit gerechnet hätte, so hätte er doch nicht gewusst, wie er reagieren sollte.
    Denn der mehr als attraktive Mann legte plötzlich seine Hand an St. Johns Wange. Ließ sie einen Augenaufschlag lang ruhen und strich sacht an ihr hinab.
    St. John war fassungslos. Seine Lippen öffneten sich. Er wollte etwas sagen, doch vermochte es nicht. Es kam ihm so vor, als gebe es keine Worte in seiner Kehle, in seinem Kopf. Seine Brust hob und senkte sich so schwer, dass er fürchtete, zu kollabieren. Nie zuvor schien ihm ein anderer so nahe gekommen zu sein. Eine so existenzielle Bedrohung für ihn dargestellt zu haben. Und noch dazu eine, gegen die er sich nicht zur Wehr zu setzen vermochte.
    „Wirst du mich hängen?“, wisperte es an seinem Ohr. O’Malley hielt seine Lippen so dicht an seine empfindsame Haut, dass er jedes Wort spüren könnte. Eine Gänsehaut kroch über St. Johns Arme und seinen Rücken. Sein Magen klumpte zusammen und – warum auch immer – Blut strömte mit Macht in seine Lenden. Seine Hose begann, zu spannen. Wo er zuvor geschworen hätte, er würde sich augenblicklich zurückgezogen haben, blieb er jetzt, wo er war. Rührte sich nicht, hielt beinahe die Luft an. Sah starr an den fixierenden Augen O’Malleys vorbei zu der Wand hinter dessen Kopf, wo ein Bett mit eisernem Gestell stand und – in offenem Hohn – ein Porträt der Königin Victoria hing. Und dann, als er sich lange genug eingeredet hatte, es handle sich um nichts anderes als den Machtkampf zweier Männer, und dass er diesen spielend gewinnen werde, löste er sich von dem Porträt der Königin mit den hervortretenden Augäpfeln und blickte O’Malley in die Augen.
    Nie zuvor war ihm annähernd etwas wie dies widerfahren. Und so hatte er sich in dem herrlichsten Farbton verloren, den je ein menschliches Auge besessen hatte. O’Malleys Hand lag an seiner Wange. Sandte winzige, vibrierende Schauder aus und schuf eine Art zweiter Haut, die beide Körper zu überspannen schien. Eine Wärme lag in dieser Berührung, die ihn schwindlig machte, ihm den Verstand raubte und die Wirklichkeit mit sanfter Macht auszulöschen schien. Und O’Malley schien keine Grenze zu akzeptieren, drückte seine Handfläche beständig fester gegen St. Johns Wange, bis er seine Lippen

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