Gefährlicher Verführer
Vampiren geworden, denen
die Sterblichen zum Opfer fielen. Und wieder war es Darius, der die
Verantwortung auf sich nahm, die Untoten zu jagen und zu vernichten. Seine
kleine Familie hielt zusammen, und jeder beschützte den anderen. Sie alle
folgten Darius, ohne je seine Autorität anzuzweifeln.
Seine Stärke und sein eiserner
Wille hatten sie durch die Jahrhunderte geführt. Sie hatten gelernt, sich
ihrer Umgebung anzupassen und sich ein gemeinsames Leben aufgebaut. Erst vor
wenigen Monaten hatten sie zu ihrem großen Erstaunen festgestellt, dass es noch
andere Karpatianer gab, die noch nicht dem Bösen anheimgefallen waren. Darius
hatte insgeheim immer befürchtet, dass dieses Schicksal allen karpatianischen
Männern bevorstand, und er mochte sich nicht ausmalen, was aus seiner Familie
werden würde, wenn seine Zeit eines Tages gekommen war. Schon vor Jahrhunderten
hatte er die Fähigkeit verloren, Gefühle zu empfinden. Dies war ein sicheres
Anzeichen, dass die Seele eines karpatianischen Mannes in Gefahr war. Doch er
sprach nie davon und behielt auch die Furcht für sich, dass er sich vielleicht
eines Tages gegen die Mitglieder seiner Familie wenden würde. Um dies zu
vermeiden, verließ er sich allein auf seinen eisernen Willen und strengen Ehrenkodex.
Doch einer der Männer in seiner Familie hatte tatsächlich seine Seele verloren.
Darius wandte sich
von seiner Schwester und ihrem Gefährten ab und ging davon. Er dachte an Savon.
Er war der Zweitälteste Junge gewesen, Darius' engster Freund und Vertrauter. Wenn er auf die Jagd
gehen musste, hatte sich Darius darauf verlassen, dass Savon die Familie beschützen würde. Er hatte ihm sein uneingeschränktes
Vertrauen geschenkt.
An einer riesigen alten
Eiche hielt Darius inne und lehnte sich an den dicken Baumstamm, während er
sich an den schrecklichen Tag vor einigen Monaten erinnerte, als er Savon
entdeckt hatte, der sich gerade über Syndil beugte. Syndils Körper war von
Wunden und blauen Flecken übersät, sie war nackt, ihre Schenkel blutverschmiert
und ihre schönen Augen starr vor Entsetzen. Dann hatte Savon Darius
angegriffen. Er stürzte sich auf die Kehle seines Freundes und fügte ihm eine
beinahe tödliche Wunde zu, ehe Darius überhaupt bewusst wurde, dass sein
bester Freund seine Seele verloren und zu einem Vampir geworden war. Savon
hatte Syndil brutal überfallen und vergewaltigt und versuchte nun, Darius zu
töten.
Darius blieb keine andere
Wahl, als seinen Freund unschädlich zu machen und seine Leiche und sein Herz
zu verbrennen. Nur aus Erfahrung hatte er gelernt, wie man einen Vampir
sicher vernichtete. Denn die Untoten verfügten über die Fälligkeit, sich wieder
und wieder zu erheben, wenn man sie nicht auf eine bestimmte Art und Weise
tötete. Darius hatte diese Dinge von niemandem lernen können, daher hatte er
sich allein auf seine Instinkte verlassen und aus seinen Fehlern lernen müssen.
Nach dem schrecklichen Kampf gegen Savon hatte Darius lange Zeit in der Erde
geruht, um seine schweren Verletzungen zu heilen.
Seit dem Überfall war
Syndil sehr still geworden und verwandelte sich oft in einen Panter, um mit
den anderen Raubkatzen, Sasha und Forest, zusammen zu sein. Darius seufzte.
Erst jetzt spürte er den tiefen Kummer über Savons Schicksal, die Schuldgefühle
und Verzweiflung, weil er nicht in der Lage gewesen war, das Unheil
vorauszusehen und einen Weg zu finden, um seinem Freund zu helfen. Schließlich
war er der Anführer. Er trug die Verantwortung. Und Syndil wirkte oft wie ein
verlorenes Kind. Ihre Traurigkeit und das tiefe Misstrauen spiegelten sich in
ihren wunderschönen dunklen Augen. Auch ihr gegenüber hatte Darius versagt. Es
war ihm nicht gelungen, sie vor Savon zu beschützen, da er in seiner Überheblichkeit
davon ausgegangen war, dass unter seiner Führung keiner der Männer dem
schlimmen Schicksal anheimfallen würde, das alle Karpatianer bedrohte. Noch
immer konnte er Syndil nicht in die Augen sehen.
Und nun brach er seine
eigenen Gesetze. Doch hatte er sich diese Gesetze vielleicht nur ausgedacht,
damit sich seine Familie an etwas festhalten konnte ? Oder hatte ihm sein Vater
von diesen Dingen erzählt? Oder war ihm das Wissen um die Gesetze des
karpatianischen Volkes angeboren? Wenn Darius besser mit Julian befreundet
wäre, könnten sie derlei Informationen miteinander austauschen, doch Darius
war daran gewöhnt gewesen, seine Fragen selbst zu beantworten und niemandem
Rechenschaft abzulegen, obwohl
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