Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
abscheulich. »Ich habe nie behauptet, dass ich nett wäre. Das glauben die Leute nur, weil ich hübsch bin.«
    Noch ehe sie reagieren oder auch nur mit der Wimper zucken konnte, stieß er ihr plötzlich das Messer in die Seite. Die Schneide glitt durch Wolle und Seide und bohrte sich in ihren Bauch. Er trat zurück und ließ den Griff aus ihrer Taille ragen wie einen Haken, an den man seinen Hut hängte.
    »Bei Bauchwunden dauert es eine Weile, bis man stirbt. Ich hätte dir auch direkt ins Herz stechen können«, sagte er beiläufig und tippte sich selbst auf die Brust. »Es gibt hier eine Stelle, genau zwischen den Rippen, wo das Messer ohne Umschweife direkt ins Herz dringt und den sofortigen Tod bringt. Es wäre gnädiger gewesen, das gebe ich zu, aber in letzter Zeit steht mir der Sinn einfach nicht nach Gnade. Ich werde den Gedanken an dein langsames und qualvolles Ende genießen, wie dein Blut den Boden des Hügels tränkt, während du zusiehst, wie er verbrennt, und nicht in der Lage bist, deinen Liebhaber vor seinem feurigen Ende zu retten.«
    Alicia bewegte sich fast so schnell wie er. Irgendwie zog sie das Messer aus ihrem Bauch und stieß es tief in seine Brust. »Habt Dank für das Messer«, keuchte sie. »Und die ausführlichen Anweisungen.«
    Dann, als ihr eigenes Blut heiß ihre Seite hinabrann, wurde sie von einer Welle des Schwindels erfasst. Sie war sich kaum bewusst, dass der Narbenmann verdutzt auf den Messergriff schaute, der aus seiner Brust ragte und leicht im
Rhythmus seines schwächer werdenden Herzschlags auf und ab hüpfte.
    Er schaute Alicia an. Sie versuchte, sich auf den Beinen zu halten, machte sich auf einen weiteren Angriff gefasst und fragte sich dumpf, wie oft das Messer wohl von einer Hand zur anderen wandern würde, bis einer von ihnen oder sie beide starben.
    Dann verlosch der irre, gnadenlose Glanz seiner grauen Augen wie eine niedergebrannte Kerze, und sein Blick wurde starr und tot.
    Es war schrecklich. Noch während er ihr leblos vor die Füße fiel, wollte Alicia es ungeschehen machen. Nicht weil er verdient hätte zu leben, sondern weil sie es nicht ertragen konnte, dass sie den Tod eines Menschen verursacht hatte. Dass sie getötet hatte.
    Doch sie hatte es getan, ohne lange darüber nachzudenken. Ein heiseres Schluchzen entfuhr ihrer Kehle. »Ihr hättet … Ihr hättet mir zuhören sollen, Ihr mieser Bastard. Ich … ich habe Euch doch gesagt … dass ich nicht nett bin!«
     
     
    Stanton konnte nichts sehen. Der Vorhang der Nacht hatte das hypnotisierende Spiel von Licht und Schatten durch die Planken beendet. Er spürte Greenleighs wachsenden Zorn und Marcus’ kreiselnde Sorge. Er konnte sich vorstellen, welche Furcht Reardon um seine Dame hatte, denn er fühlte es selbst.
    »Ich höre etwas näher kommen«, sagte Reardon. »Es hört sich an wie irgendeine Parade.«
    Stanton rollte sich auf die Seite, kugelte sich fast eine Schulter aus, um durch die Lücken in der Wand zu linsen.
»Es sieht aus wie eine Parade. Es sind mehrere Kutschen und …«, er kniff die Augen zusammen. »Ist das eine Kanone?«
    Reardon seufzte. »Stanton, ich kann schlecht zu Euch rüberkommen und es mir ansehen.«
    Marcus nickte. »Es ist eine Kanone. Vielleicht können wir sie dazu bringen, die Tür einzuschießen.«
    Dane grunzte. »Oh, ja. Ich sehe genau vor mir, wie wir das überleben.«
    Marcus fing an zu rufen. »Hallo! Hallo, wir sind hier drin! Hallo!«
    Stanton schloss die Augen, holte tief Luft und fing ebenfalls an, irgendeinen Unsinn zu rufen. Sie hatten ihre Stimmen noch nicht vollständig wiedererlangt, aber vielleicht konnten sie etwas ausrichten, wenn sie alle vier gleichzeitig Krach machten.
    Die näher rückenden Fanfaren übertönten alles.
    »Ich hasse Fanfaren«, murmelte Marcus. »Was kann ein Kerl schon gegen eine Phalanx von Fanfaren ausrichten?«
    Dane kaute auf seiner Lippe herum. »Ihr versteht schon, dass sie das Ding hier irgendwann in Brand setzen werden und wir dann alle sterben.«
    »Ich wage zu behaupten, dass ich mir erfreulichere Sachen vorstellen kann, aber Ihr habt recht: Es sieht nicht gut für uns aus.«
    Stanton musste dem zustimmen. Gefesselt, zu heiser, als dass sie sich Gehör verschaffen könnten, und ein geplantes Feuerwerk. Das Schlimmste daran war, dass er Alicia im selben Moment verlor, in dem er sie endlich gefunden hatte.
    In dem er sich selbst gefunden hatte.

33. Kapitel
    W enn der Weg zum Herrenhaus bergauf statt bergab geführt hätte,

Weitere Kostenlose Bücher