Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
dann alles zusammengereimt.«
»Einen Mord haben Sie jedoch nur vermutet?«
Ehe sie antwortete, sah Vanessa Martini wieder zum Fenster.
»Kurz bevor Alexander mich gezwungen hat, die Tabletten zu schlucken, hat er mir den Mord an Heitkämper gestanden.«
»Das war sicher alles etwas viel für Sie in der letzten Zeit«, bemerkte er mitfühlend.
»Allein schaffe ich es wohl nicht. Aber sobald die medizinische Behandlung abgeschlossen ist, mache ich eine Therapie.«
»Bei Mark Milton?«
»Der nimmt mich leider nicht. Dafür will er mich an einen Kollegen vermitteln. Übrigens können Sie Mark Milton hier treffen, sofern Sie noch etwas bleiben. Er hat sich bei Frau Gerhardt nach mir erkundigt, und die hat ihn wohl gleich hierher geschickt.«
Da störe ich am besten nicht, dachte Pielkötter und erhob sich. »Leider werde ich ihn wohl verpassen, denn ein ganzer Berg Arbeit wartet noch auf mich.«
52
Pielkötter lief neben Frau Gerhardt die Promenade in Ruhrort ent lang. Schweigend schaute er über das Wasser in Richtung Westen. Dabei erinnerte er sich an das erste längere Gespräch mit Katharina Gerhardt im Homberger Hafensturm . Heute standen sie auf der anderen Seite des Rheins, vielleicht Sinnbild dafür, dass sich inzwischen so vieles verändert hatte. »Wer hätte gedacht, dass Ihre Ängste um Vanessa so berechtigt waren«, eröffnete Pielkötter schließlich das Gespräch. »Und ich habe immer dagegen argumentiert.«
» Immerhin haben Sie mir zum Schluss doch geglaubt und Vanes sa gerettet«, erwiderte Katharina Gerhardt mit einem Lächeln. »Zudem konnte keiner ahnen, dass der Lump sich mit ihrer bis dahin unbekannten Zwillingsschwester verbündet hat.«
»Mittlerweile teile ich sogar Ihre Meinung, dass Lund hinter dem maskierten Einbrecher steckt. Aber das bekomme ich auch noch heraus. Darauf können Sie sich verlassen.«
Inzwischen hatten sie das Museumsschiff Oskar Huber erreicht und die Außengastronomie Zum Hübi direkt gegenüber. Wegen des herrlichen Wetters gab es nur noch wenige freie Tische.
»Suchen Sie bitte einen Platz aus«, forderte Katharina Gerhardt Pielkötter auf. »Heute verspüre ich das dringende Bedürfnis, Sie einzuladen.«
Zunächst wollte er protestieren, ließ es dann aber.
»Die Einladung haben Sie sich redlich verdient.«
Während Pielkötter auf einen der freien Tische zusteuerte, murmelte er etwas Unverständliches. Kaum saßen sie, kam die Bedienung aus dem Haus, als hätte sie die neuen Gäste durch eines der Fenster beobachtet. Sie bestellten jeder ein Bier.
Dann waren sie wieder allein mit ihren Gedanken, spürten die Wärme der dunklen Hauswand, die sich den ganzen Tag über von der Sommersonne aufgeheizt hatte.
»Werden Sie wieder bei Vanessa Martini arbeiten?«, fragte Pielkötter.
»Ich weiß es noch nicht. Zu viel ist geschehen in der letzten Zeit.« Ihr Blick dazu war vielsagend, er wusste aber nicht, ob er ihn wirklich deuten wollte. »Wahrscheinlich bekommt Vanessa jetzt andere Hilfe. Ich glaube, Mark Milton kümmert sich um sie.«
»Stimmt Sie das traurig?«, fragte Pielkötter.
»Eher nachdenklich«, entgegnete sie. »Vielleicht ist das ein Zeichen, endlich selbst zu leben. Einfach kein Zaungast mehr zu sein und endlich teilzuhaben an den Ereignissen. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich auf vieles verzichtet habe.«
»Haben Sie schon konkrete Pläne?«
»Nicht direkt«, entgegnete sie. »Ich muss einfach ein eigenes soziales Netz aufbauen. Bislang habe ich nur regelmäßigen Kontakt zu meiner Schwester. Armselig, was?« Katharina Gerhardts Mund verzog sich zu einem traurigen Lächeln.
Am liebsten hätte Pielkötter sie berührt und ihr Gesicht zum Strahlen gebracht. »Ab und an ziehen wir alle ein Resümee«, sagte er laut. »Das kenne ich aus eigener Erfahrung.«
Unwillkürlich musste er dabei an Marianne denken, an die jüngsten Differenzen und auch an Inken, die damals einfach aus seinem Leben verschwunden war, ohne sich um die Wunden zu kümmern, die sie ihm zugefügt hatte. Dabei wusste er durchaus, wie unfair er jetzt war. Inken hatte nur ihre beruflichen Chancen genutzt, die seinen eigenen leider entgegengestanden hatten. Vielleicht war das bei Marianne jetzt nicht einmal so viel anders.
»Was haben Sie beruflich vor?«, fragte er noch einmal nach.
Katharina Gerhardt starrte auf das Wasser hinaus in Richtung Westen. »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte sie nachdenklich. »Vanessas Eltern haben mir etwas Geld vererbt. Zudem habe ich
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