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Gefaehrliches Quiz

Gefaehrliches Quiz

Titel: Gefaehrliches Quiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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dass Nobel gleich an ihm vorbeistürzen würde. Aber dem war nicht so.
    Nobel machte überhaupt keine Anstalten aufzustehen, sondern blickte nur entnervt hoch und funkelte den Assistenten zornig an. »Ja, ja, ich komm ja gleich!«, raunzte er. »Noch zwei Minuten! Zwei Minuten, ja? Und jetzt raus hier!«
    Bill Fletcher schaute etwas konsterniert drein, zog dann aber den Kopf aus dem Rahmen und schloss die Türe wieder. »Mannomann, der hat ja wieder ’ne Laune!«, hörte ihn Justus noch von draußen schimpfen.
    »Also noch mal. Hör mir jetzt gut zu!« Nobel stand auf, ging um den Tisch herum und ergriff die Armlehnen des Stuhls, auf dem Justus saß. Dann beugte er sich zu ihm hinab und schaute ihm genau in die Augen. »Irgendwann im Verlaufe der Show heute werde ich dir einige Fragen stellen, die weder ich noch irgendein anderer vom Sender bisher gesehen hat. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie diese Fragen aussehen werden, ich weiß nur –«
    »Halt! Langsam, langsam!«, rief Justus verwirrt dazwischen. »Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass Sie die Fragen, die Sie mir nachher stellen, erst dann zum ersten Mal lesen? Woher wollen Sie dann die richtigen Antworten kennen?«
    »Ich sagte ›einige‹, nicht ›alle‹! Einige Fragen kenne ich nicht, und ja, du hast Recht, zu diesen Fragen weiß weder ich noch sonst jemand hier die Antworten!«, erwiderte Nobel zu Justus’ Verblüffung.
    Der Erste Detektiv staunte den Showmaster verdattert an. »Ist das neu? Ich meine, sind das irgendwelche neuen Regeln, die Sie heute zum ersten Mal ausprobieren oder so?«
    Justus hatte wenig Lust, das Versuchskaninchen für irgendein neues Konzept zu sein. Was, wenn das Ganze gnadenlos in die Hose ging? Dann würden die Leute wohl nicht sagen, dass Nobel, der tolle Showmaster Nick Nobel, da einen ganz schönen Bock geschossen habe. Nein! Er, Justus Jonas, wäre dann wohl der Trottel der Nation, denn die Leute würden denken, dass der dicke Junge da vorne im Glaskasten schlicht und ergreifend zu dämlich war, um die Fragen beantworten zu können! Von zu Hause aus hatten ja immer alle den Eindruck, alles zu wissen, alles schien ja so einfach! Ein Kinderspiel!
    »Nein«, antwortete Nobel jedoch auf Justus’ Frage, »das sind keine neuen Regeln. Das heißt, es sind schon welche, aber wir haben sie nicht gemacht.«
    »Was soll das denn schon wieder heißen? Wer macht denn dann die Regeln für Ihre Show? Ich dachte immer –«
    »Das ist jetzt völlig egal!«, fuhr Nobel unvermittelt auf und schob Justus samt dem Stuhl ein Stück von sich weg. »Frag nicht so viel! Wir haben nicht mehr viel Zeit und du musst das unbedingt kapieren! Klar? Also, alles, was ich weiß, ist, dass es auf diese Fragen keine drei Antwortmöglichkeiten zur Auswahl gibt. Du musst –«
    »Äh, Moment, Moment«, unterbrach Justus den Moderator erneut, »das geht mir zu schnell. Was soll –«
    »Hör einfach zu, ja? Nur zuhören!« Nobel ließ die Hand wieder von Justus’ Schulter sinken, an der er ihn in der Aufregung gepackt hatte. »Keine drei Antwortmöglichkeiten! Klar? Du musst ohne irgendeine Hilfe die richtige Antwort wissen! Und du musst sie wissen, hörst du? Du musst! Das Leben –«
    Die Tür ging auf und eine blonde junge Frau kam ins Zimmer. »Entschuldigung! Können Sie mir sag…«
    »RAUS!«, donnerte sie Nobel an, ohne den Blick von Justus zu wenden. »SOFORT!«
    Völlig verstört schlich die Frau, offenbar eine verirrte Zuschauerin, wieder zur Türe hinaus.
    Der Showmaster holte tief Luft und fuhr dann sehr leise fort: »Wie heißt du noch mal?«
    »Justus Jonas«, sagte Justus langsam und leise. Er war auf einmal hellwach. Irgendetwas stimmte doch hier nicht!
    »Also, Justus! Ich habe keine Wahl! Ich muss das Ding hier durchziehen, und du musst diese verdammten Fragen beantworten – und zwar richtig!«
    »Nun, ich würde sie wohl kaum absichtlich falsch beantworten. Schließlich geht es ja um eine Menge Geld, das ich gewinnen kann«, erwiderte Justus.
    Nobel sah ihm schweigend ins Gesicht, lange, zehn Sekunden, zwanzig, und dann vergrub er sein Gesicht in beiden Händen. Ein leises Schluchzen drang darunter hervor.
    »Äh, Mr Nobel?« Justus war reichlich verwirrt und wusste nicht so recht, was er jetzt tun sollte. »Geht es Ihnen gut?«
    »Es … es geht heute um weit mehr als um ein paar Dollar«, presste Nobel schließlich hinter den vorgehaltenen Händen stockend hervor. »Meine Tochter Clarissa … Clarissa wurde …

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