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Gefaehrliches Quiz

Gefaehrliches Quiz

Titel: Gefaehrliches Quiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Kabine Platz. Dann schloss eine affektiert tänzelnde, spärlich bekleidete Assistentin, die urplötzlich hinter den Kulissen hervorgeschwebt war, mit einer theatralischen Geste den Kasten und entfernte sich wieder in den absurdesten Verrenkungen.
    »Kannst du mich hören?«, drang es an Justus’ Ohren.
    »Ja, klar und deutlich.«
    »Bist du bereit für die erste Frage?«
    »Ja.«
    »Dann kann’s losgehen«, rief Nobel. Im gleichen Moment erlosch das Licht im Studio, so dass nur Justus’ Kugel noch hell und für jeden sichtbar im dunklen Raum schwebte. Das Hintergrundgetöse steigerte sich noch einmal zu einem furiosen Finale und verebbte schließlich zu einem einzigen drohenden Basston. Dann stellte Nick Nobel Justus die erste Frage.
    »Wie heißt die Hauptstadt von Togo? Ist es A: Abidjan, B: Lomé oder ist es C: Ouagadougou? Die Zeit läuft!«
    »Ich dachte immer, Togo sei was zum Anziehen«, flüsterte Peter im Zuschauerraum Bob zu.
    »Nein, das, was du meinst, ist eine Toga. Die trugen die alten Römer immer. Aber ich hielt Togo bis jetzt für so ’n pampiges, vegetarisches Alternativfutter.«
    »Das ist Tofu«, raunte Peter, der sich als begeisterter Sportler zumindest in Sachen Ernährung recht gut auskannte.
    Justus hätte wahrscheinlich fassungslos die Augen verdreht, wenn er die Kommentare seiner Freunde gehört hätte, denn ihm war die Antwort natürlich sofort klar gewesen. »Es ist B, Lomé«, sprach er ohne zu zögern ins Mikrofon.
    »Bist du dir da absolut sicher?«, hakte Nobel nach und versuchte seine Stimme besorgt klingen zu lassen, was ihm mühelos gelang, da er es ja ohnehin war – und mehr als das.
    Doch Justus ließ sich nicht verunsichern. Solange die Fragen auf diesem Niveau blieben, konnte nichts passieren.
    »Ja, absolut«, antwortete er.
    »Gut, wie du willst. Dann nehme ich diese Antwort an«, sagte Nobel und drehte sich in die Kamera.
    »Und diese Antwort ist …«, raunte der Moderator verschwörerisch, ließ ein paar Sekunden verstreichen, um die Spannung zu steigern, und verkündete dann euphorisch: »Richtig! Gratuliere, Justus! Das war die erste Hürde!«
    Lichter blitzten jubelnd auf, ein Trommelwirbel feierte polternd mit, das Publikum klatschte und Bob steckte sogar zwei Finger in den Mund und pfiff, so laut er konnte. Dann folgte aber schon die zweite Frage.
    »Wer war Platon? War es A: …«
    »Das ist doch der Hund von Mr Larrimer!«, stieß Peter heiser hervor. »Du weißt schon, Bob, der Typ mit dem Fun-Sport-Geschäft gegenüber von unserer Schule, bei dem ich mir vor drei Wochen mein neues Surfbrett gekauft habe!«
    Bob sah seinen Freund unsicher an. Meinte Peter das ernst?
    »Das weiß Justus garantiert nicht! Der weiß doch nicht mal, dass es Sportgeschäfte überhaupt gibt!«
    Er meinte es ernst. Und Peter hatte sogar in dem Punkt Recht, dass Justus nicht der Sportlichsten einer war, weswegen er ja auch ein paar Pfunde zu viel mit sich herumschleppte. Aber was Platon betraf, lag er dann doch falsch.
    »Antwort C, ein griechischer Philosoph«, ertönte es in diesem Moment im Studio, und nach den üblichen spannungssteigernden Mätzchen erklärte Nobel auch diese Antwort für richtig.
    Aber was Bob viel mehr wunderte als die eklatante Bildungslücke des Zweiten Detektivs war das Verhalten von Justus. Normalerweise hätte er jetzt gar nicht mehr aufgehört zu reden und den Showmaster mit einem ausführlichen Exkurs über die griechische Philosophie in der Glanzzeit Athens in den Wahnsinn getrieben. Oder zumindest hätte er das versucht. Aber Justus hatte nur die Antwort gegeben und sonst nichts mehr gesagt, was völlig untypisch für ihn war. Und außerdem hatte Bob den Eindruck, dass der Erste Detektiv äußerst nervös und angespannt wirkte.
    Sieh mal einer an, dachte er sich daher, ist unser Just doch auch mal aus der Fassung zu bringen. Das ist ja ganz was Neues. Amüsiert konzentrierte er sich auf die nächste Frage. Aber woher hätte Bob auch wissen sollen, dass seinen Freund in diesem Moment keineswegs die Millionen Zuschauer, der mögliche Gewinn oder der Ruhm beschäftigten, sondern ihm etwas ganz anderes vor Sorge und Beklemmung das Blut hämmernd durch die Ohren trieb?
    »Und hier ist die dritte Nuss, die es zu knacken gilt«, tönte Nobel nun und blickte auf seinen kleinen Monitor, der ihm immer die Fragen und dann auch die Antworten anzeigte. Aber der Showmaster redete plötzlich nicht mehr weiter, sondern starrte stattdessen ungläubig auf seinen

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