Gefaehrliches Quiz
entführt!«
Nobel riss die Hände vom Gesicht und starrte Justus aus einer bleichen, schreckverzerrten Grimasse an.
Dem Ersten Detektiv verschlug es für einen Moment die Sprache. »Was?«, rief er dann entsetzt. »Ihre Tochter wurde entführt? Ja aber, ich meine, was hat das, also, warum, nein, haben Sie, jetzt noch mal –«, stammelte Justus völlig durcheinander.
»Und wenn ich nicht tue, was diese Verbrecher sagen, oder die Polizei einschalte, dann werden sie Clarissa, werde ich Clarissa …« Nobel brach verzweifelt ab und Justus schluckte heftig.
Er war wie vom Donner gerührt und nicht in der Lage, dem Showmaster irgendetwas Tröstliches zu sagen. Was auch? Was sagte man jemandem, dessen Tochter gerade entführt worden war? Wird schon wieder? Tut mir Leid? Kopf hoch?
»Aber, aber, was sollen Sie denn tun? Geld? Ist es Geld, das Sie zahlen sollen?«, fragte Justus verstört, dem es noch dazu völlig schleierhaft war, was er mit der ganzen Sache zu tun hatte. Warum erzählte ihm das der Showmaster eigentlich alles?
»Nein! Das ist es ja!« Nobel schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Keine Lösegeldforderung! Nichts dergleichen! Ich hätte für Clarissa alles gegeben, alles! Aber die wollen, dass ich ihnen ein paar verdammte Rätsel auflöse! Rätsel!« Dem Showmaster entglitt am Ende des Satzes vor Hoffnungslosigkeit und Verbitterung die Stimme, die sich zu einem hohen Jaulen überschlug.
»Rätsel?« Justus verstand gar nichts mehr.
Nobel nickte. »Ich sollte den Entführern per Telefon das Passwort für unseren Studiocomputer mitteilen. Dann würden sie –«
»Was wollen die denn mit dem Passwort?«, unterbrach ihn Justus, der jetzt unbedingt wissen musste, was hier los war. Sein detektivischer Ehrgeiz ließ ihm da gar keine andere Wahl.
»Sie haben gesagt, sie werden während der heutigen Show online Fragen in den Computer eingeben, die ich dann –«
»Die geben Fragen in den Computer? So was habe ich ja noch nie gehört!«, sagte Justus verdattert. »Was für Fragen denn?«
»Was weiß ich? Verdammte Fragen eben! Fragen, die ich dann stellen soll! Völlig hirnrissig!«
»Fragen, die Sie …«, murmelte Justus. »Das bedeutet dann, dass ich –« Der Erste Detektiv hielt abrupt inne und starrte den Showmaster verstört an. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf. Der Mann da hatte doch nicht vor –? Nein, das konnte er doch nicht wirklich –? War der – irre?
»Und diese Fragen, die Rätsel –« Justus räusperte sich und atmete schwer. Er wagte die Frage kaum zu stellen. »… also Sie haben doch nicht vor …?«
Nobel schlug die Augen nieder und nickte stumm.
»Aber, aber Sie können doch nicht, ich meine, ich kann doch nicht …«, rief Justus panisch. Es war absolut verrückt! Nobel wollte das tatsächlich!
»Justus!«, flehte der Showmaster. »Versteh doch! Ich habe gar keine andere Wahl! Die wollen, dass einer unserer Kandidaten vor laufender Kamera –«
Die Tür wurde aufgerissen und Mike Pherson, der Produktionsleiter, stürzte völlig aufgelöst herein. »Sag mal, bist du noch zu retten?«, fuhr er Nobel an. »Sitzt hier rum und hältst ein Schwätzchen, während dich der ganze Sender sucht! Hat dir Bill nicht Bescheid gesagt? In dreißig Sekunden geht die Show los! Raus jetzt, aber dalli!«
»Oh mein Gott!«, stöhnte Nobel. »Justus! Hilf mir!«
»Was ist denn hier los?« Für eine Sekunde gaffte Mike den Showmaster verwirrt an. »Ach, egal! Macht, dass ihr rauskommt!«, sagte er dann und scheuchte ihn und Justus aus der Garderobe.
Wie in Trance ließ sich Justus über den Flur in Richtung Studio schieben. Er bekam kaum mit, dass man ihm ein Mikrofon umhängte, ihm noch einmal die Haare zurechtstrich und den Puder auffrischte.
Eine Mischung aus Entsetzen und höchster Konzentration spannte jede Faser in seinem Körper bis zum Zerreißen an, denn wenn das stimmte, was der Showmaster ihm gerade zu sagen versucht hatte, dann, so wusste er, entschieden die nächsten Minuten über das Leben eines Mädchens. Und dabei hing alles von ihm und seinem Wissen ab!
Rotlicht!
»Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren! Willkommen bei Wer knackt die Nuss? «.
Nick Nobel stand im bunt blitzenden Scheinwerferlicht auf der großen Bühne des Studios, das eigentlich eher einem kleinen Saal glich, und eröffnete mit Effekt haschenden, tausendfach geübten Gesten und Bewegungen die Show. Gleichzeitig dröhnte die Erkennungsmelodie blechern durch den Raum, und die
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