Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
Vom Netzwerk:
ganzen Bande eingekreist war. Er bereute es b itterlich, dass er ins Freie gegangen war. Er hätte es sich denken können, dass sie auf ihn warteten.
    Es gelang ihnen, Glöckchen zu überwältigen und sie an einem Baum festzubinden. Vor einem Jahr hätte niemand auch nur in die Nähe des stattlichen Rottweilers kommen können. Aber seit dem Unfall bewegte sie sich immer noch langsam und schwerfällig. Jetzt zerrte sie an dem Strick und bellte, konnte sich aber nicht befreien.
    Die Jungs in der Bande stampften ungeduldig mit ihren groben, harten Stiefeln auf der Stelle, bereit, zu anderen Mitteln zu greifen.
    Das war nicht nötig. Die Worte strömten nur so aus ihm heraus, alles, was er wusste, alles über Sveas Pläne und über ihre Bandaufnahmen.
    Er hatte keine andere Wahl.
    Angesichts des scharfen Messers.
    Aber es war nicht seine Kehle, auf die das Messer zeigte.
    Es war Glöckchens.
    Er würde tun, was sie verlangten.
    Aber er wusste genau, dass er sich das niemals würde verzeihen können.

MONTAG
    Ich hatte keine größere Lust auf Schule, aber gleichzeitig wollte ich vor Ort sein, wenn Papa zum Rektor ging. Vorher würde er jedoch seinen Freund bei der Polizei treffen.
    Ich musste allein zum Bus gehen. Linus ließ sich nicht blicken. Es war klares, schönes Wetter, daher hatte er vielleicht beschlossen, mit dem Fahrrad zu fahren. Ich erzählte Jo nichts von dem, was passiert war. Das hätte ihr bloß Angst gemacht.
    Für sie war es ein normaler Schultag. Für mich war es der Tag, an dem ich mich für meinen eigenen Weg entschieden hatte. Hoffentlich würde ich es nicht bereuen müssen.
    Zu meinen Plänen für den heutigen Tag gehörte ein neuer Versuch, Natalie dazu zu überreden, ihr Schweigen zu brechen. Aber als die erste Stunde begann, war ihr Platz gähnend leer.
    Lundström sah mich misstrauisch an.
    „Wo ist Natalie?“
    „Woher soll ich das wissen?“
    „Du warst doch am Freitag bei ihr, oder nicht?“
    „Und?“
    „Wie ist es mit eurer Gruppenarbeit gelaufen?“
    „Wir sind schon halbwegs fertig“, flunkerte ich.
    „Ihr habt euch also nicht gestritten?“
    Ich fuhr hoch.
    „Glauben Sie etwa, ich hätte sie auch vermöbelt?“
    „Auch? Du hast doch behauptet, Simon nicht geschlagen zu haben, oder?“
    „Ja, das hab ich auch nicht. Aber Sie haben das doch geglaubt!“
    Ich fuhr von meinem Sitz hoch, um zu gehen, doch Jo legte mir den Arm auf die Schultern und drückte mich wieder nach unten.
    „Ist doch scheißegal, was der Typ sagt!“, flüsterte sie.
    Lundström sah mich unzufrieden an, beschloss aber, vorerst nachzugeben.
    „Jetzt beruhigen wir uns wieder und gehen zur aktuellen Aufgabe über. Ich werde in der Pause bei Natalie anrufen.“
    An seinem Hals waren rote Flecken aufgetaucht, die verrieten, dass auch er nicht so ruhig war, wie er vorgeben wollte.
    „Heute möchte ich mit euch über Ismen reden. Und da wäre es vielleicht passend, mit dem Altruismus anzufangen. Findest du nicht auch, Svea?“
    Ich nahm sein Friedensangebot nicht an. Während ich die Lust bekämpfte, aufzustehen und abzuhauen, hörte ich kaum etwas von seinen Ismen. Ich saß wie auf Nadeln und dachte daran, dass Papa jetzt mit der Polizei sprach und danach zur Schule kommen würde.
    In der Pause standen alle auf und die Stühle scharrten. Jo trödelte noch im Klassenzimmer herum und ich ging in den Korridor, lehnte mich an die Wand und wartete.
    Plötzlich piepste mein Handy. Eine SMS von einer unbekannten Nummer.
    Es waren zwei kurze Sätze. Aber zwei grauenhafte Sätze.
    „Hast du den Pudel gesehen? Die Aufnahme von dem Kampf mit dem Hund?“
    Ich starrte das Display an, während mir das Herz in der Brust hämmerte.
    Jo kam heraus.
    „Buh“, machte sie und lachte.
    Ich konnte sie bloß anstarren.
    „Svea, was ist denn los?“
    Lundström kam auch heraus.
    „Ist etwas passiert?“
    Ich schüttelte den Kopf, hin und her, hin und her, als würde das mir dabei helfen, die Wirklichkeit abzuschütteln.
    „Svea, was ist!“
    Jo schrie fast.
    Das brach meine Lähmung.
    Ich angelte das Handy aus der Tasche und wählte die direkte Nummer nach Hause.
    Mama meldete sich beim zweiten Läuten.
    „Mama, öffne nicht, wenn jemand an der Tür klingelt! Und lass Wuff nicht ins Freie!“
    „Wieso?“, sagte sie mit einem zögernden Klang in der Stimme. „Sie ist doch gar nicht zu Hause.“
    „WAS SAGST DU DA?“
    „Linus hat sie geholt. Er sagte, ihr hättet das so vereinbart. Er ist so

Weitere Kostenlose Bücher