Gefährliches Spiel
und hatte sein Leben häufiger gerettet, als er zählen konnte. Es war ein Werkzeug, das er häufig und effektiv benutzte, und er hielt es scharf geschliffen und poliert.
Daher konnte er mit dem siedend heißen Gefühl, dass es unter der Oberfläche brodelte, leben. Worontzoff und seine Schergen waren gefährlich, und er war rund um die Uhr wachsam und so bereit, wie es nur möglich war, auf sie zu reagieren. Er hatte die Werkzeuge, das Wissen, die Ausbildung und den Willen zurückzuschlagen. Worauf er absolut nicht vorbereitet war, war die Bedrohung für Charity.
Worontzoffs Augen, sein besitzergreifender Arm um Charity, der kalte Blick, den er Nick zugeworfen hatte, der verdammte Ständer – es war klar, dass Worontzoff Charity als seinen Besitz betrachtete. Der Scheißkerl hatte es tatsächlich geschafft, sich einzureden, dass Charity seine ins Leben zurückgekehrte Katya war. Dass Nicks Anwesenheit Worontzoff dazu gebracht hatte, seine Karten auf den Tisch legen und Besitzansprüche anzumelden, machte die Sache nur noch erschreckender. Nicks Anwesenheit hatte die Sache forciert und etwas Kaltes und Böses zutage gefördert, das über Charity hinwegrollen und sie zerschmettert und zerstört zurücklassen würde.
Letzte Nacht hatte er sie geliebt, als wenn er sie in sich hineinsaugen und zu einem Teil seines eigenen Körpers machen könnte. Als müsste er sie nur stark genug lieben, um sie für alle Zeit in Sicherheit zu wissen. Aber natürlich konnte er das nicht. Mit dem Morgen kam nicht nur eine klare Analyse der Situation, sondern auch dieses surrende, juckende, drängende Gefühl in seinen Knochen, dass bald etwas passieren würde. Dass jemand sterben würde.
Trotz all der eleganten Menschen, der wertvollen Kunstwerke, der exquisiten Musik hatte Worontzoffs Haus etwas Krankes an sich gehabt. All die Schönheit war bedeutungslos gewesen. Sie bedeutete einen feuchten Dreck in der kalten Hand des Todes, der seine eisige Faust um sie schloss.
Noch bevor er sprechen konnte, war Nick in der Lage gewesen, das Böse zu erkennen, und es war in diesem Haus gewesen. Er hatte seinen Tod gespürt oder zumindest die Möglichkeit seines Todes. Es war nicht das erste Mal, dass er es fühlte, aber es waren definitiv die stärksten Schwingungen des Todes, die er jemals wahrgenommen hatte. Das vage Gefühl, dass er jung sterben würde, verfestigte sich, es rückte konkret in seinen Fokus.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Nick Angst zu sterben. Panische Angst sogar. Wenn er nicht mehr da wäre, wäre Charity allein. Er hatte genug Zeit mit ihr verbracht, um zu wissen, dass sie nicht ausreichend geschützt war. Herrgott, selbst ihr Haus war nicht sicher. Es gab absolut nichts in Charitys Umfeld, was sie vor dem Bösen der Welt schützen konnte. Erst recht nicht vor Worontzoff oder seinen Schergen, wenn der sich gegen sie wandte, wie er es unweigerlich tun würde.
Ihre Familie war ein gebrechliches älteres Paar, das auf ihre Hilfe angewiesen war. Sie war nicht dafür gerüstet, sich selbst zu retten, wenn er nicht da war, weil sie nicht einmal die mentalen Werkzeuge besaß, Gefahr zu spüren und sich zu verteidigen.
Charity war das Licht, sie besaß Gutherzigkeit und Anmut – genau die Qualitäten, die als Erstes zum Opfer fielen, wenn das Böse aus dem Schatten trat. Böse Männer fokussierten sich wie ein Laserstrahl auf Menschen wie Charity, um sie vom Angesicht der Erde zu fegen. Weil sie es konnten, weil die Charitys auf dieser Welt für etwas standen, was sie niemals haben und niemals kontrollieren konnten. Charity konnte niemals gekauft, niemals zu etwas gezwungen werden. Sie würde eher sterben, und das war es, was Nick panische Angst machte.
Das Rauschen unmittelbar bevorstehender Gefahr, das Nick fühlte, verursachte ihm Übelkeit. Er hatte den ganzen Morgen über das Problem nachgedacht. Im Moment war er an ihrer Seite. Solange er lebte, würde ihr niemand etwas tun. Aber was, wenn er nicht mehr lebte? Wie zur Hölle konnte er Charity in Sicherheit wissen, wenn er starb? Wie konnte er sie selbst noch über seinen Tod hinaus beschützen? Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, ein Problem mit scharfen Kanten, die schnitten und Blut fließen ließen.
Auch wenn sie sich in der letzten Nacht stundenlang wie wahnsinnig geliebt hatten, konnte er doch nicht einschlafen, als sie endlich erschöpft aufhörten. Er kam dem Schlaf nicht einmal nah.
In den frühen Morgenstunden hatte er auf dem Rücken gelegen und
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