Gefährliches Spiel
mit weit offenen Augen an die Decke gestarrt, Charity an seine Seite geschmiegt, ihr Kopf auf seiner Schulter. Er konnte ihre Atmung nicht hören und wäre in Panik verfallen, wenn er nicht gefühlt hätte, wie ihr Brustkorb sich langsam hob und senkte.
Es war nur eine sehr dünne Linie, die Leben und Tod trennte. Er hatte gesehen, wie zahllose Männer und auch einige Frauen sie überquerten. Im Kampf wurde die Linie in einer Millisekunde gezogen. In einem Moment war man da, ein lebendiges menschliches Wesen, und im nächsten war man nur noch totes Fleisch.
Charity überquerte ein Minenfeld, und es war niemand da, der sie dabei beschützte. Sie konnte diese Linie zwischen Leben und Tod in einem einzigen Herzschlag überqueren.
Nick konnte nicht einmal den Gedanken daran ertragen. In seinem Kopf wirbelten nutzlose Gedanken durch die Nacht, als er die unwahrscheinlichsten Szenarios durchging.
Und dann, als sich der Himmel von Tiefschwarz über Schiefer zu Zinn verfärbte, hatte er die Lösung. Es gab eine Möglichkeit, sie zu beschützen, selbst wenn er nicht mehr lebte. Er konnte eine Sache tun, die sie schützen würde, unabhängig von dem, was mit ihm passierte.
Sie heiraten.
Oder vielmehr: Nicholas Ames würde sie heiraten. Es war egal, dass Nicholas Ames nicht wirklich existierte. Das Wichtige war, dass ein Mitglied der Einheit, ein Bundesagent, sie geheiratet hatte.
Es verstieß gegen jede Regel, die es gab, es war sogar illegal, da er einen falschen Personalausweis benutzen würde. So etwas war weder in der Einheit noch in irgendeiner anderen existierenden Strafverfolgungsbehörde je vorgekommen. Verdeckt ermittelnde Agenten verführten, logen, betrogen und töteten, aber sie heirateten nicht, nicht während eines Einsatzes.
In Washington würde die Hölle los sein. Wenn er überlebte, würden sie ihn hart bestrafen, seine Teammitglieder würden ihm die Hölle heißmachen, er würde vermutlich unehrenhaft entlassen werden, aber bei Gott … es würde funktionieren.
Wenn man ihn umgebrachte, würde die Einheit mit all ihren Möglichkeiten, all seine Kollegen, selbst sein Boss, ein Schild für Charity sein und sie beschützen. Die Einheit kümmerte sich um ihre eigenen Leute. Wenn er sie heiratete, würde er Charity zu einer von ihnen machen. Wenn er ihnen mitteilte, dass er jetzt eine Ehefrau hatte, würde er dafür sorgen, dass sie das verstanden.
Charity starrte ihn an, ihre hellgrauen Augen riesig.
„Wie …“ Sie räusperte sich. „Wie bitte? Was hast du gesagt?“
Ihr Erstaunen brachte ein Lächeln auf seine Lippen, und er verspürte eine Leichtigkeit, die er den ganzen Morgen über nicht gefühlt hatte. Der Weg vor ihnen war voller Dunkelheit und Gefahren, aber es gab vielleicht einen Pfad hindurch. Er musste ihn nur finden.
Nick nahm ihre linke Hand und zog ihr langsam den weichen Lederhandschuh aus. Ihre Haut war samtig und warm. Er führte die Hand an seinen Mund und küsste ihre Finger, wandte seinen Blick nicht von ihren Augen ab und wählte seine Worte mit Bedacht.
„Ich weiß, dass sich das verrückt anhört, Liebes. Wir kennen uns erst seit einer Woche. Aber es war eine sehr … intensive Woche. Ich weiß, dass ich so etwas noch nie für eine andere Frau empfunden habe, und das wird sich auch nicht ändern. In meinem Beruf bin ich gezwungen, schnell Entscheidungen zu fällen, und bisher waren es alles gute. Dies ist auch eine gute, und die Zeit wird daran nichts ändern. Ich will nicht warten. Ich liebe dich und will den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“
Was noch davon übrig war zumindest.
Nick beobachtete sie genau. Ihre Hand war in der seinen schlaff geworden, hatte sich dann gespannt. Was dachte sie?
„Heirat“, flüsterte sie. Ihr Blick suchte den seinen.
Es hörte sich auch für ihn verrückt an. Aber er musste sie überzeugen. Nun, da ihm diese Möglichkeit eingefallen war, konnte er es gar nicht erwarten, sie auch in die Tat umzusetzen.
Er nickte. „Heirat. Jetzt.“
Ihre Hand zuckte in der seinen. „Jetzt? Du meinst … jetzt gleich ?“ Sie sah die graue Wand vor ihnen an. „Einfach … reingehen und heiraten?“
„Ja. Jetzt gleich.“ Er wünschte, sie hätten es schon hinter sich. Er küsste wieder ihre Hand. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht nächste Woche geschäftlich wegmuss, und ich könnte … länger wegbleiben.“ Nächste Woche um diese Zeit könnte er schon tot sein. „Wenn ich gehe, will ich wissen, dass du mir gehörst. Für
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