Gefährliches Talent: Kriminalroman
elf.«
Alix stand auch auf. »In Ordnung, aber ich brauche zuerst ein bisschen Zeit im Museumsarchiv. Ich habe heute Morgen erfahren, dass das Bild irgendwann in einer Galería Xanadu in Albuquerque angeboten wurde, und Mr Moody hat gesagt, sie hätten ein paar Kataloge von dieser Galerie. Ich hoffe, dort ein paar Informationen zu finden.«
»Mr Moody? Wer ist Mr Moody?«
»Der war gestern Abend auch auf der Eröffnung. Der Museumsarchivar. Fliege, Glatze …«
»Ach ja, ein verrückter kleiner Kerl. Ich erinnere mich«, sagte Chris und nickte. »Also, wenn es Ihnen nichts ausmacht, verzichte ich darauf, den Herrn näher kennenzulernen. Ich besorge uns in der Zeit einen Mietwagen und buche Zimmer in Taos und auf der Ghost Ranch.«
»Gute Idee.«
»Als Sie vorhin gesagt haben, dass Sie das eher für sich selbst machen«, sagte Chris, als sie durch die Lobby zum Souvenirladen liefen, »was meinten Sie damit?«
Sie hörte mit Unbehagen zu, als Alix erklärte, wie sich die ganze Angelegenheit auf ihre Karriere auswirken könnte. »Oh Gott, und ich war nur mit mir selbst beschäftigt und habe gar nicht daran gedacht, was das alles für Sie bedeutet. Aber vielleicht werden ja in den Medien unsere Namen gar nicht genannt. Wir haben nur die Leiche gefunden, mehr nicht.«
Alix lachte bitter. »Mein Name wird garantiert genannt, wenn die Journalisten erst dahinterkommen, wer mein Vater ist:«
»Aber wie sollen die das denn rausfinden?«
»Keine Sorge, wahrscheinlich wissen sie es schon längst.«
»Haben Sie heute Morgen schon einen Blick in die Lokalzeitung geworfen?«
Alix schüttelte den Kopf. »Ich wollte gar nicht wissen, was da steht.«
»Ich aber schon.« Während Alix ihr Aspirin kaufte, warf Chris fünfzig Cent für die letzte Ausgabe des
Santa Fe New Mexican
auf die Theke. »He, Liz ist auf der Titelseite: ›Galeristin ermordet – Polizei jagt Täter‹«, las sie laut vor und überflog dann die Spalte, blätterte um, um die Fortsetzung zu suchen und breitete die Zeitung auf dem Tresen aus. Sie las leise weiter und seufzte dann. »Ich fürchte, Sie haben recht. Wir werden beide erwähnt, weil wir Liz gefunden haben, und dann steht da noch: ›Alix London ist die Tochter des berühmt-berüchtigten New Yorker Restaurators Geoffrey London, der in einem spektakulären Kunstfälscher-Prozess zu neun Jahren Haft verurteilt wurde. Ms London soll sich nach wie vor in Santa Fe aufhalten, ihr genauer Aufenthaltsort istjedoch unbekannt. Auf Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter hat sie bisher nicht reagiert. Auch ihr Vater, der seit seiner Haftentlassung in Seattle einen Kunstimport betreibt, war bisher telefonisch nicht zu erreichen.‹«
»Die haben
Geoff
angerufen?«, sagte Alix schaudernd. »Dann weiß er Bescheid. Er muss krank vor Sorge sein.«
»Da steht, dass sie ihn nicht erreicht haben.«
»Chris, mein Vater würde sich niemals die Gelegenheit entgehen lassen, mit den Medien zu sprechen. Wenn er jetzt nicht zu erreichen ist, dann deshalb, weil ein anderer Reporter schon mit ihm gesprochen hat, und er weiß, was die übrigen von ihm wollen. Ich wette, er hat schon ein Dutzend Nachrichten auf meinen AB gesprochen.«
»Aber hätte er nicht auch versucht, Sie auf dem Handy zu erreichen?«
»Nun …« Alix spürte, wie sie rot wurde. »Ich habe ihm die Nummer nie gegeben.«
»Ihr eigener Vater kennt Ihre …?« Sie unterbrach sich. »’tschuldigung, geht mich nichts an. Kommen Sie, gehen wir zurück zur Hacienda.«
»Es ist nur, weil …«
»Sie müssen mir nichts erklären, Alix. Es geht mich nichts an«, sagte sie wieder.
Alix seufzte und lächelte blass. »Es würde auch zu lange dauern.«
Die Hacienda Encantada war nur zwei Blocks vom La Fonda entfernt und sie brauchten nur ein paar Minuten. Als sie das Hauptgebäude betraten, sah Alix auf ihre Uhr. »Also ich schätze, ich bin so gegen halb eins im Museum fertig. Dann können wir uns auf den Weg nach Taos machen.«
»Großartig. Ich besorge den Mietwagen und warte hier auf Sie.«
»Aber zuerst muss ich meinen Vater anrufen.«
KAPITEL 12
Aber zuerst muss ich meinen Vater anrufen.
Was für eine einfache, nicht weiter bemerkenswerte Aussage. War es nicht das Normalste von der Welt? Tagtäglich sagten Tausende Leute diesen Satz. Aber wann war er das letzte Mal Alix über die Lippen gekommen? Vor zehn Jahren? Mindestens.
Sie schleuderte ihre Handtasche aufs Bett, öffnete die Doppeltür zur Terrasse, wischte ein paar frisch gefallene
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