Gefährliches Verlangen
noch verschlimmert. In rasendem Tempo, wohl gemerkt! Ihm war nun klar, dass es keinen anderen Ausweg mehr gab, keine andere Lösung für sein Problem. Er musste es tun. Er musste ihn töten. Er liebte ihn, ja. Aber er begehrte sie noch mehr. Und nun hatte sie ihm in seinem Traum den rechten Weg gewiesen.
Rafael starrte den Wecker geistesabwesend an, als stünde ihm der Wahnsinn in den Augen geschrieben. Er fuhr sich mit den Händen mutlos durchs Haar und wischte sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn. Er dachte angestrengt nach. Und dann kam es ihm plötzlich wie auf einen Schlag. Er wusste nun, was zu tun war.
Nachdem Rafael den entsetzlichen Entschluss gefasst hatte, Simon zu töten, um mit Katelyn für immer zusammen sein zu können, machte er sich nunmehr Gedanken über ein perfektes Alibi und einen perfekten Plan, der ihm ermöglichte, sein schreckliches Vorhaben auszuführen, ohne dabei selbst in den Kreis der Verdächtigen zu geraten. Und dann kam ihm eine brillante Idee:
James Stark trachtete Simon nach dem Leben. Also würde er ihm den Mord an Simon einfach in die Schuhe schieben. Das hieße im Speziellen, er würde heimlich und Inkognito von London nach New York reisen, Simon im Schlaf in seiner Villa mit einem Kopfschuss erledigen und dann unbemerkt wieder nach London zurückfliegen, um dort die schreckliche Nachricht vom Tod seines Freundes in Empfang nehmen zu können. Daraufhin würde er wieder nach New York zurückfliegen, um Katelyn zu trösten und ihr den Schwur zu leisten, Simons Mörder für diese Schandtat zur Rechenschaft zu ziehen und selbstverständlich auch zur Strecke zu bringen. Er würde allen weismachen, dass es sich hierbei natürlich nur um einen einzigen Mann handeln könne, der hierzu imstande gewesen wäre: nämlich um James Stark. Nur er wäre zu so etwas Grausamem fähig. Simon Crow im Ehebett zu erschießen, wenn seine Ehefrau noch darin lag. Sein Motiv wäre primär, Rache an Simon zu nehme, und sekundär, Katelyn Crow dafür zu bestrafen, dass sie aus seinem Haus geflohen war. Und es gäbe keine bessere Strafe, als Katelyn den seelischen Qualen auszusetzen, die sie durchleiden würde, wenn sie ihren Ehemann am nächsten Morgen tot vorfände. Genau das gäbe ihm, dem gefürchteten Sadisten James Stark, sicherlich den nötigen Kick, ausreichend Genugtuung sowie höchste Befriedigung, um sein sadistisch veranlagtes Herz an diesem tragischen Umstand zu ergötzen. Nur deshalb habe er sie – zumindest vorerst – ja auch noch am Leben gelassen, um sich an ihrem Leid zu laben. Zum gegebenen Zeitpunkt hätte er sicherlich vorgehabt, auch noch Katelyn Crow zu töten.
Das war die perfekte Rekonstruktion eines verächtlichen und in der Zukunft liegenden Mordes. Gut durchdacht in allen Punkten. Das perfekte Motiv läge somit ganz allein bei James Stark. Katelyn würde es ihm sicherlich glauben. Und die anderen bestimmt auch. Auch war sich Rafael vollkommen sicher, dass er bald den Auftrag dazu bekommen würde, James Stark offiziell zu eliminieren. Das war nur eine Frage der Zeit. Somit könnte er am Ende zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Kat elyn würde er natürlich seine ganze Aufmerksamkeit schenken. Er würde ihr seine Hilfe und seine volle Unterstützung anbieten. Bei allem. Ihr zur Seite stehen, in dieser schweren Stunde. Und nach einer angemessenen Trauerzeit würde er sie einfach verführen und ihr seine Liebe gestehen, um endlich mit ihr zusammen sein zu können. Dass sie ahnen musste, dass er vorher schon Gefühle für sie gehegt hatte, war nicht weiter von Belang. Schließlich hatte sie es sich sicherlich an seinem Abreisetag nach London vor acht Tagen zusammenreimen können. Er hätte lieber nichts zu ihr sagen sollen. Auch keine Andeutungen machen sollen. Aber egal, das würde bestimmt nicht ins Gewicht fallen, dachte er. Am Ende auch nichts beweisen. Oder ihn gar überführen.
Nun, w enn sein perfekt durchdachter Plan nicht schieflaufen würde, dann hätte er sie spätestens in drei Monaten für sich allein. Und das für immer!
Stopp!, kreischt e sein Unterbewusstsein laut. Du Mörder!, fauchte es wie eine gefährliche Bestie.
Rafael erstarrte in seinem trügerischen Gedankenspiel. Der Plan war nahezu perfekt, ja. Aber machte das nicht aus ihm ein Monster? Einen verächtlichen Mörder? Einen Menschen, den man dafür zutiefst verabscheuen müsste? Schließlich hatte er gerade einen Plan gefasst, seinen besten Freund, seinen einzigen Bruder zu
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