Gefaehrliches Verlangen
besitzen ist sehr praktisch. Und sollten wir einen Schritt weiter gehen müssen, könnten wir auch Bilder der Satelliten bekommen, die wir im Orbit der Erde haben. Was auf einem öffentlichen Strand wie diesem passiert ist niemals geheim. Es könnte eine Untersuchung geben, um dem Protokoll Folge zu leisten, aber es wird zu keiner Gerichtsverhandlung kommen.«
Mia atmete erleichtert aus. »Das ist gut zu wissen.« Sie trat auf ihn zu, legte ihre Arme um seine Taille und umarmte ihn fest, während sie seinen warmen, vertrauten Geruch einatmete. Er erwiderte ihre Umarmung, drückte sie mit einer Hand gegen sich und strich ihr mit der anderen durch ihr Haar. So verharrten sie etwa eine Minute lang, genossen einfach die Nähe des anderen und ließen das Grauen des Tages in der Wärme ihrer Umarmung verschwinden.
21. Kapitel
Sie trafen Mias Eltern zum Mittagessen in St. Augustine, in einem kleinen, charmanten Restaurant, das The Present Moment Café hieß. Vor dem K-Day war es eines der wenigen veganen Restaurants in der Gegend gewesen, und hatte sich durch die exotischen Zutaten und die ungewöhnlichen rohen Gerichte hervorgetan. Mittlerweile waren solche Orte viel häufiger — Diner und Steakhäuser waren jetzt eine Seltenheit — aber das Café stand immer noch in dem Ruf, eines der besten pflanzenbasierten Gourmetrestaurants zu sein.
Korum hatte wieder darauf bestanden alle einzuladen, und ihre Eltern hatten seine Einladung nach einigen halbherzigen Protesten angenommen. Während des Essens unterhielt er sie mit Geschichten über seinen ersten Besuch auf der Erde vor siebenhundert Jahren, und darüber, wie anders Europa zu dieser Zeit gewesen war. Mia konnte sehen, dass ihre Eltern davon völlig fasziniert waren — das war sie auch, um ehrlich zu sein — und die Zeit verging wie im Fluge.
Als sie ihm dabei zuschaute, wie unbeschwert er mit ihrer Familie umging, bewunderte sie Korums unglaubliche Gelassenheit — oder vielleicht war er auch einfach nur ein guter Schauspieler. Er lachte und scherzte mit ihren Eltern, als sei nichts passiert, als hätte er nicht gerade erst einen anderen Krinar mit seinen bloßen Händen getötet. Sie versuchte, nicht daran zu denken, die Ereignisse des heutigen Morgens einfach hinter sich zu lassen, aber sie konnte nichts gegen diese aufwühlenden Bilder machen, die immer wieder in ihrem Kopf aufblitzten.
Obwohl Mia wusste, dass die Gewalt einen großen Teil der krinarischen Geschichte und Kultur bestimmt hatte, schien sie das heutzutage nicht mehr zu tun. Zumindest war Mia während ihrer letzten zwei Wochen in Lenkarda nichts dergleichen aufgefallen. Sie wusste, dass Korums Lieblingssport eine Art Kampfsport war — und sie wusste über die Kämpfe in der Arena Bescheid. Aber das war weit davon entfernt, jemanden am Strand zu töten. Belastete Korum das, was er vorhin getan hatte, oder war es ihm völlig egal? War der Mann, den sie liebte — und der sie offensichtlich auch liebte — ein unbarmherziger Mörder? Und wenn er es war, störte es sie?
Nach ein paar Stunden verabschiedeten sie sich von ihren Eltern und fuhren zur Alligatorenfarm, einer der beliebtesten Attraktionen in St. Augustine. Korum schien sehr daran interessiert zu sein, diese kaltblütigen Kreaturen zu sehen, und erklärte ihr, dass sie sich sehr von allem, was sie auf Krina hätten, unterschieden.
Als sie auf den Pfaden entlangwanderten und die verschiedenen Arten von Alligatoren und Krokodilen betrachteten, entschied sich Mia, etwas anzusprechen, das sie seit diesem Morgen beschäftigte.
»Hast du vorher schon einmal getötet?«, fragte sie und versuchte, recht gleichgültig zu klingen.
Korum blieb stehen und drehte sich zu ihr herum. »Ich habe mich schon gefragt, wann du das ansprechen würdest«, antwortete er leise und mit einem unleserlichen Gesichtsausdruck. »Was würdest du jetzt gerne von mir hören, meine Süße? Dass ich mich niemals in einer weiteren Situation befunden habe, in der ich mich und andere verteidigen musste? Dass ich es geschafft habe, zweitausend Jahre lang zu überleben, ohne jemals ein anderes Leben ausgelöscht zu haben?«
Mia schluckte und schaute zu ihm hinauf. »Ich verstehe.«
»Wirklich?« Sein Mund verzog sich leicht. »Verstehst du das wirklich? Ich weiß, dass du sehr behütet aufgewachsen bist, mein Liebling, und das freut mich für dich. Wenn ich dir das, was du heute Morgen gesehen hast, hätte ersparen können, dann hätte ich es getan, glaub
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