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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Arme - und ich schrie auf. Der Erdboden war plötzlich fünf Meter unter mir ... zehn ... fünf zehn ... noch tiefer ...
    »Wir müssen uns beeilen«, hörte ich ihn sagen, während ich hektisch den Kopf herumwarf und sah, dass alle, die zuvor auf der Wiese versammelt gewesen waren, mit mir durch die Nacht sausten, als hätte ein Jetstream sie aufgesogen. »Sie werden sie bald gefunden haben.«
    Patra hatte sich in einem leer stehenden Hotel in etwa hun dert Kilometer Luftlinie Entfernung verkrochen. Bones hielt mich fest umklammert, was allerdings nicht notwendig gewe sen wäre, da Mencheres uns in seiner wahrhaft atemberauben den Machtfülle nach wie vor alle mit sich riss. In meinen wil desten Träumen wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass ein Vampir zu so etwas fähig sein könnte. Aber hier waren wir und sausten auf Mencheres' Energie wie auf einem fliegenden Tep pich durch die Luft, hinter den rachsüchtigen Geistern her, die er gerufen hatte. Ich würde mir später darüber Gedanken ma chen, wie das genau zu bewerten war. Wenn ich meinen Bericht für Don geschrieben hatte und er beim Lesen in Ohnmacht ge fallen war, zum Beispiel.
    Das Hotel lag in einem heruntergekommenen Stadtviertel.

    Den Geräuschen nach zu urteilen, lebten hier nicht viele Men schen. Vermutlich würde sogar bald das gesamte Viertel abge rissen und neu aufgebaut werden, denn ich sah flüchtig Bull dozer und anderes schweres Gerät herumstehen. Mencheres landete mit uns etwa hundert Meter vom Hotel entfernt. Wo her er wusste, dass Patra dort war? Weil die Geister zielstrebig das Gebäude ansteuerten und hineinflogen, durch die Wände hindurch, als existierten sie gar nicht. Guter Trick. Auf jeden Fall besser, als die Treppe zu nehmen.
    »Ihr müsst euch allein an ihren Leuten vorbeikämpfen«, keuchte Mencheres, an Bones gewandt, und deutete auf das Ge bäude. »Ich kann nicht mit euch kommen. Werde ich getötet, verschwinden auch die Geister, und nur sie halten Patra davon ab, gegen euch vorzugehen.«
    Irgendetwas taten sie auf jeden Fall, das war mir klar, denn Augenblicke nachdem sie im Hotel verschwunden waren, er tönte ein schauderliches, ohrenbetäubendes Geschrei.
    »Warum bringst du sie nicht einfach selbst um?«, entfuhr es mir. »Wenn du eine Horde zorniger Geister auferstehen lassen und uns hundert Kilometer durch die Luft befördern kannst, sollte das doch ein Kinderspiel für dich sein.«
    Es schien, als wollte Mencheres auf dem Bürgersteig zusam mensinken. »Ich bringe es nicht über mich«, flüsterte er. »Selbst jetzt nicht.«
    Kurz stieg Mitgefühl in mir auf, aber dann unterdrückte ich es. Er liebte Patra vielleicht noch, aber das beruhte bestimmt nicht auf Gegenseitigkeit. Und erst wenn diese Frau unter der Erde war, konnten wir uns unseres Lebens wieder sicher sein.
    Bones warf ihm einen kühlen und knappen Blick zu. »Ich halte mein Versprechen. Wir holen dich, wenn es vorbei ist.
    Juan, Dave, ihr bleibt bei ihm. Passt auf, dass niemand in seine Nähe kommt.«

    Juan wollte schon dagegen protestieren, dass man ihn zu rückließ, da wies ihn ein drohender Blick von Bones in die Schranken.
    »In Ordnung, Leute. Bringen wir es hinter uns.«
    Patra hatte zwar mehrere Wachen um das Hotel herum auf stellen lassen, auch hinter den Fenstern, auf dem Dach, im Keller und vor dem Eingang, aber die urplötzlich aufgetauchte Horde stinkwütender Geister hatte sie gründlich abgelenkt. Man hörte jetzt nicht mehr nur Patras unablässige Schreie - was machten die bloß mit ihr? -, sondern auch das Fußgetrappel mehrerer Leute, die Treppen hinaufrannten, weiteres Geschrei, Geschütz feuer und immer wieder ein seltsames Ploppen. Häh?, dachte ich und warf Bones einen Blick zu. Die Geister hatten nicht ein mal eine feste Gestalt. Was machten die bloß, dass es sich an hörte, als wäre da drinnen der dritte Weltkrieg ausgebrochen?
    Bones zuckte mit den Schultern. »Wir können es nur auf eine Art herausfinden.«
    Als wir an der Eingangstür angekommen waren, gab es dort keine Wachen mehr. Spade schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
    Falle, formulierte er in Gedanken. Ich nahm vier der Handgra naten, die ich am Gürtel trug, zündete sie und warf sie in den Flur. Man hörte berstendes Glas, und das Gebäude bebte, als sie explodierten. Wer immer uns dort drinnen aufgelauert haben mochte, war jetzt ausradiert.
    Als wir das Hotel stürmten, schwärmten die Vampire nach links und rechts aus. Bones und ich hasteten geduckt weiter. Das

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