Gefahrenzone (German Edition)
verschwand das schmierige Dauerlächeln aus dem Gesicht des Spezialagenten. »Das hier in meiner Hand ist eine gerichtliche Verfügung, unterschrieben von einem Richter. Ist Ihnen das nicht Bestätigung genug?«
»Ich bin nicht Ihre Sklavin. Wenn ich das machen soll, möchte ich irgendeine Zusicherung vom FBI haben, dass ich künftig nicht mehr für Sie arbeiten muss. Ich mache das, und das war’s dann.«
»Das kann ich Ihnen nicht versprechen.«
»Dann finden Sie jemand, der das kann.«
»Das geht nicht.«
»Dann sind wir fertig miteinander.« Sie stand auf.
Er schob den Stuhl zurück und sprang auf die Füße. »Ist Ihnen eigentlich klar, welche Probleme ich Ihnen bereiten kann?«
»Ich möchte nur auch noch mit jemand anderem sprechen. Wenn Sie das nicht ermöglichen können, bezweifle ich, dass Sie über die Macht verfügen, mich ins Gefängnis zu stecken.«
Sie ging inmitten der morgendlichen Fußgängermenge die King Street in Richtung Metrostation hinauf.
D as Peninsula-Hotel lag auf der Südspitze Kowloons direkt am Victoria Harbour in einer teuren Geschäftsgegend namens Tsim Sha Tsui. Das Fünf-Sterne-Hotel war bereits im Jahr 1928 eröffnet worden und war vor allem für seinen an die gute alte Kolonialzeit erinnernden Charme bekannt.
Die Gäste des Hotels gingen erst einmal an der hoteleigenen Flotte von vierzehn grünen, verlängerten Rolls-Royce Phantoms vorbei, die vor dem Gebäude standen, betraten dann die prächtig ausgestattete Hotelhalle und gingen einen kurzen Gang zu einem Aufzug hinunter, der sie in den obersten Stock des Hotels brachte. Hier servierte das ultramoderne und schicke Felix-Restaurant, das der berühmte Designer Philippe Starck entworfen hatte, moderne europäische Küche. Die deckenhohen Fenster eröffneten einen fantastischen Ausblick über den Victoria Harbour auf Hong Kong Island. Über dem Restaurant lag noch eine kleine Bar, die man über eine Wendeltreppe erreichte. Hier saßen in einer hinteren Ecke die vier Amerikaner, tranken Bier aus der Flasche und schauten auf die Lichter der Stadt und des Hafens hinaus.
»Sie haben uns heute Morgen gesagt, das mit FastByte sei eine komplizierte Situation«, sagte Chavez. »Was genau haben Sie damit gemeint?«
Yao nahm einen Schluck aus seiner Tsingtao-Flasche. »Der echte Name von FastByte22 ist Zha Shu Hai. Er ist vierundzwanzig Jahre alt. Er stammt vom Festland, ist jedoch schon als Kind in die USA gezogen und wurde amerikanischer Staatsbürger. Bereits als Jugendlicher war er ein Hacker, bekam jedoch eine Sicherheitsfreigabe und wurde von einem Rüstungsunternehmen angestellt, um Penetrationstests ihrer Systeme durchzuführen. Er fand tatsächlich heraus, wie man in sie eindringen konnte, und versuchte, diese Information an die Chinesen zu verkaufen. Er wurde jedoch geschnappt und wanderte ins Gefängnis.«
»Und wann haben sie ihn wieder rausgelassen?«
»Haben sie gar nicht. Er saß seine Zeit in einer Bundeshaft anstalt, einem Minimalsicherheitsgefängnis in Kalifornien, ab. Er hatte Arbeitsfreigang und brachte Senioren den Umgang mit Computern bei. Und dann, eines Tages ... puff. «
»Abgehauen?«, fragte Chavez.
»Ja. Das FBI beschattete sein Haus und alle seine bekannten Kontakte, aber er tauchte niemals auf. Entflohene Häftlinge kehren fast immer in ihr altes Leben zurück, zumindest nehmen sie Kontakt zu ihrer Familie auf. Bei Zha war das jedoch anders. Der US Marshals Service kam zu dem Schluss, dass ihm die Chinesen halfen, aus den Vereinigten Staaten zu verschwinden und aufs chinesische Festland zurückzukehren.«
Biery war etwas verwirrt. »Aber wir sind hier doch gar nicht auf dem Festland.«
»Nein. Deshalb ist es auch eine Überraschung, dass er hier aufgetaucht ist. Aber da gibt es sogar noch eine überraschendere Tatsache.«
»Und die wäre?«
»Er ist nun bei den 14K.«
Chavez legte den Kopf schief. »14K? Die Triade?«
»Genau.«
Ryan war überrascht, dass Ding diese Organisation kannte, von der er selbst noch nie gehört hatte. »Eine Gangsterbande?«
»Nicht wie eine Gang in den Staaten«, erklärte Chavez. »Hier verstößt es bereits gegen das Gesetz, wenn man zugibt, Mitglied zu sein. Das stimmt doch, oder, Adam?«
»Ja. Niemand wird in Hongkong zugeben, dass er zu den Triaden gehört. Selbst wenn man nur zu deren Unterführern zählt, bringt einem das ohne jeden weiteren Strafvorwurf fünfzehn Jahre Gefängnis ein.«
Ding erklärte Ryan und Biery die Hintergründe: »In der
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