Gefahrenzone (German Edition)
Special Agent, aber das lasse ich Ihnen dieses Mal durchgehen.«
Melanie merkte, dass er höchstwahrscheinlich betrunken war.
»Senior Special Agent«, korrigierte sie sich.
»Hören Sie, wir müssen uns für ein kurzes Gespräch treffen. Dauert wahrscheinlich nur fünfzehn Minuten.«
Sie wusste, dass sie nicht ablehnen konnte. Aber sie wollte auch nicht sofort zusagen. Sie wollte nicht, dass Lipton sie für sein braves Schoßhündchen hielt, das angerannt kam, wann immer er es rief. Tatsächlich fühlte sich Melanie genau so, seitdem sie wusste, dass er ihre gesamte Zukunft in Händen hielt.
»Worum geht’s denn?«, fragte sie.
»Das werden wir morgen bereden, am besten bei einer Tasse Kaffee. Morgen früh um 7.30 Uhr. Ich komme zu Ihnen nach Alexandria. Wie wär’s mit dem Starbucks in der King Street?«
»In Ordnung«, sagte sie und legte auf. Dann sah sie wieder Grizzlybären beim Lachsfang zu, während ihr neue Sorgen durch den Kopf gingen.
M elanie und Lipton saßen trotz dieses kalten, windigen Morgens im Freien an einem Außentisch. Ihr Haar flog ihr immer wieder in die Augen, während sie ihren Tee schlürfte, um sich etwas aufzuwärmen. Lipton trank Kaffee. Unter seinem offenen Trenchcoat trug er einen dunkelblauen Anzug. Er hatte trotz des bedeckten Himmels eine Sonnenbrille aufgesetzt.
Sie fragte sich, ob er dadurch seine blutunterlaufenen Augen verbergen wollte. Auf alle Fälle gab er mit seiner Sonnenbrille, seinem blauen Anzug und dem schwarzen Trenchcoat das perfekte, fast klischeehafte Bild eines FBI-Agenten ab.
Nach einem kurzen unverbindlichen Geplauder kam Lipton endlich zum Geschäft. »Mein Boss braucht etwas mehr von Ihnen. Ich habe versucht, ihn zu beschwichtigen, aber seit unserer letzten Unterhaltung haben Sie uns eigentlich nichts geliefert.«
»Ich weiß eben heute auch nicht mehr, als ich damals wusste. Offenbar möchten Sie, dass ich ihn irgendwie dabei erwische, wie er Nukleargeheimnisse an die Russen verkauft oder was auch immer.«
»Oder was auch immer«, sagte Lipton. Er strich sich seine graublonde Haartolle, die hinter seine Sonnenbrille geraten war, aus den Augen und griff in sein Jackett. Er holte ein Blatt Papier heraus und hielt es hoch.
»Was ist das?«
»Das ist eine gerichtliche Verfügung, eine Ortungsfunktion in Ryans Handy zu platzieren. Das FBI möchte seine täglichen Bewegungen verfolgen können.«
»Was?« Sie riss ihm das Dokument aus der Hand, um es durchzulesen.
»Wir haben Hinweise darauf, dass er einige höchst verdächtige Treffen mit ausländischen Staatsbürgern durchgeführt hat. Wir müssen das nächste Mal dabei sein und mitbekommen, was dort vor sich geht.«
Melanie war wütend, dass die Ermittlungen immer noch weitergingen. Aber dann kam ihr etwas anderes in den Sinn. »Was hat das mit mir zu tun? Warum erzählen Sie mir das überhaupt?«
»Weil Sie, meine schöne Frau, diese Ortungsfunktion auf sein Handy aufspielen werden.«
»O nein, das werde ich nicht!«, sagte Kraft in unwirschem Ton.
»O doch, das werden Sie! Ich habe hier die Karte, die Sie dazu benötigen. Sie müssen an seinem Handy überhaupt nicht herumdoktern, das macht alles die Software. Sie stecken nur diese kleine Karte in sein Mobiltelefon, warten, bis sie sich selbst hochgeladen hat, und ziehen sie dann wieder heraus. Das Ganze dauert keine dreißig Sekunden.«
Melanie schaute einen Moment auf die Straße hinaus. »Haben Sie für so etwas keine Einsatzagenten?«
»Doch. Sie sind meine qualifizierte Agentin, die obendrein noch ganz besondere Qualitäten hat.« Er musterte ihren Busen.
Melanie schaute ihn ungläubig an.
»Oh, oh!«, sagte Lipton mit einem bellenden Lachen. »Bekomme ich jetzt wieder einen Schlag ins Gesicht?«
Melanie konnte seinem Ton und seinem Gesichtsausdruck entnehmen, dass er es irgendwie genossen hatte, von ihr geschlagen zu werden.
Sie nahm sich vor, so etwas ganz bestimmt nicht mehr zu tun.
Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Sie wusste, dass angesichts der Informationen, die das FBI über sie und ihren Vater besaß, er mit ihr machen konnte, was immer er wollte. »Bevor ich das mache, möchte ich noch mit jemand anderem von der National Security Branch sprechen.«
Lipton schüttelte den Kopf. »Ich führe Sie, Melanie. Finden Sie sich damit ab.«
»Ich sage ja nicht, dass ich einen neuen Agentenführer benötige. Ich möchte nur, dass jemand anderer mir das alles bestätigt. Jemand, der über Ihnen steht.«
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