Gefahrenzone (German Edition)
über die weiteren Operationen dieses Kerls beschaffen könnte.«
Yao lächelte sein Gegenüber ganz leicht herablassend an, ohne dass ihm das überhaupt bewusst wurde. »Mr. Chavez, in ganz China beschäftigen sich gegenwärtig wahrscheinlich zehn Millionen Hacker mit Computerbetrügereien der einen oder anderen Art. Jeder dieser Typen verwendet wahrscheinlich mehrere Benutzernamen. Ich kenne keine Datenbank, die mit dieser sich ständig verändernden Landschaft Schritt halten könnte.«
»Dieser Junge ist wirklich gut«, sagte Jack. »Ganz bestimmt weiß jemand etwas über ihn.«
Yao ließ ein leichtes Seufzen hören, behielt jedoch sein höfliches Lächeln bei. Er stand auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er schob seine Tastatur zu sich heran. »Ich kann einem Freund drüben in Kanton eine Instant Message schicken, der sich mit Cyber-Finanzverbrechen etwas besser auskennt. Es wird sicher die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen werden, aber es kann ja nicht schaden, ihn zu fragen, ob er von dem Typ jemals gehört hat.«
Während Adam Yao noch tippte, fragte er: »Wie lautet der Benutzername?«
»Sein Computername ist FastByte22«, antwortete Biery.
Yao hörte zu tippen auf. Seine Schultern wurden steif. Ganz langsam wandte er sich wieder seinen drei Gästen zu. »Sie machen Witze.«
Chavez beteiligte sich jetzt auch an dem Spiel, das seine Kollegen mit Yao trieben. Er fragte: »Kennen Sie den etwa?«
Yao schaute über seinen Schreibtisch zu ihnen hinüber. Ryan spürte, dass der CIA-Agent ganz leicht Verdacht schöpfte. Allerdings war die Erregung in seinen Augen noch offensichtlicher. Er fing sich jedoch sofort wieder, bevor er antwortete: »Ja. Ich kenne ihn. Er ist ... er ist mir im Rahmen einer anderen Untersuchung begegnet, an der ... an der ich am Rande beteiligt bin.«
Jack unterdrückte ein Lächeln. Er mochte diesen Jungen, er war blitzgescheit. Außerdem war deutlich zu erkennen, dass Yao sich hier ganz allein den Arsch aufriss. Er beobachtete mit Vergnügen, wie sich Adam Yao bemühte, die richtigen Worte zu finden, die seine Begeisterung verbargen, etwas über eine Zielperson zu erfahren, die bisher nur ihm aufgefallen war.
»Nun, vielleicht könnten wir in dieser Sache zusammenarbeiten und unsere Bemühungen zusammenlegen«, sagte Chavez. »Wie Jack gesagt hat, sind wir bereit, einiges Geld zu investieren, um zu sehen, ob wir ihn nicht doch aufspüren können.«
»Das Aufspüren kostet Sie nichts«, erwiderte Yao. »Er arbeitet in einem Büro im Mong-Kok-Computerzentrum drüben in Kowloon.«
»Sie haben ihn gesehen? Persönlich?«
»Habe ich. Es ist jedoch eine komplizierte Situation.«
»Inwiefern?«, fragte Ding.
Yao zögerte ein paar Sekunden. Schließlich fragte er: »Wo sind Sie abgestiegen?«
»Wir wohnen direkt über dem Hafen im Hotel Peninsula«, antwortete Jack.
»Haben Sie Zeit, heute Abend mit mir etwas trinken zu gehen? Dann können wir über alles sprechen und vielleicht sogar einen Plan entwickeln.«
Chavez sprach für die ganze Gruppe: »Um acht?«
36
M elanie Kraft saß auf dem Sofa im Wohnzimmer ihrer kleinen Remise in der Princess Street in der Altstadt von Alexandria. Es war sieben Uhr abends. Normalerweise wäre sie jetzt bereits in Jacks Apartment oder würde Überstunden machen, aber heute war Jack verreist, und sie wollte einfach nur im Dunkeln auf ihrer Couch sitzen, fernsehen und alle ihre Probleme vergessen.
Sie zappte durch die Kanäle, entschied sich gegen die Sendung des Discovery Channels über den Nahen Osten und einen History-Channel-Bericht über das Leben und die Karriere von Präsident Jack Ryan. Normalerweise hätten sie beide Sendungen interessiert, aber jetzt wollte sie einfach nur ein paar nette Bilder sehen.
Schließlich blieb sie bei einer Reportage über die Tierwelt Alaskas hängen. Das war sicher ganz interessant und würde sie vor allem ablenken.
Ihr Handy summte und bewegte sich dabei über den Couchtisch, der direkt vor ihr stand. Sie schaute auf die Anruferkennung und hoffte, dass es Jack war. Er war es aber nicht. Die Nummer war ihr unbekannt, sie erkannte nur an der Ortsvorwahl, dass der Anruf aus Washington kommen musste.
»Hallo?«
»He, Girl. Was machen Sie gerade?«
Es war Darren Lipton. Er war der letzte Mensch, mit dem sie heute Abend sprechen wollte.
Sie räusperte sich, versuchte, eine geschäftsmäßige Stimme anzunehmen, und sagte: »Was kann ich für Sie tun, Special Agent Lipton?«
»Senior
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