Gefahrenzone (German Edition)

Zivilfahrzeugen nach Hongkong geschickt. Im Mong-Kok-Computerzentrum drohte kurzfristig eine Konfrontation zwischen den Soldaten und den Triaden-Gangstern, aber der Oberst, der die Einheit befehligte, führte ein kurzes Telefongespräch mit dem Anführer der 14K in seiner Suite in Macao und machte ihm deutlich, dass es ein weiteres Blutbad auf Hongkongs Straßen geben würde, wenn er seine Straßenkämpfer nicht sofort zurückzog. Er warnte ihn, dass das Blut zum zweiten Mal in dieser Woche mehrheitlich von 14K-Männern stammen würde.
    Die Triade räumte tatsächlich das Feld. Sie nahm an, dass VBA-Einheiten Tong gefangen genommen hätten und ihn und seine Leute jetzt aufs Festland zurückbringen würden, wo sie vor Gericht gestellt und hingerichtet werden würden.
    In Wirklichkeit wurde das gesamte Ghost Ship – Personal, Computer, Kommunikationseinrichtungen, eben alles – in ein großes Gebäude von China Telecom gebracht, das nur ein paar Blocks vom Technical Reconnaissance Bureau der VBA in Kanton entfernt lag, das zu den wichtigsten Kommandozentren der Cyberkriegsabteilung der chinesischen Armee gehörte. Sämtliche Operationen und Einrichtungen der Telecom wurden in aller Eile verlegt. Dies bedeutete zwar, dass der Mobiltelefondienst im Großraum Kanton ein paar Tage höchstens lückenhaft, meistens jedoch gar nicht funktionierte, aber die Wünsche der VBA hatten allemal Vorrang vor den Bedürfnissen der Bevölkerung.
    Tong und seine Leute wurden ab jetzt rund um die Uhr von Spezialkräften der Guangzhou-Militärregion geschützt. In weniger als vier Tagen waren sie wieder zurück im Geschäft und bereiteten mit erhöhter Dringlichkeit den Angriff auf die Vereinigten Staaten vor.
    Trotzdem war das Ganze nur eine Übergangslösung. Auf lange Sicht wollte die VBA Tong und seine Einrichtung in einem befestigten Bunker unterbringen, aber im Moment gab es in ganz China keine Befestigungsanlage, die über die notwendigen Netzwerkressourcen und strukturellen Einrichtungen verfügt hätte. Bis eine solche gebaut war, würde das von Kampftruppen bewachte Telecom-Gebäude eben genügen müssen.
    Tong ging vom Balkon zurück ins Gebäude. Seine kurze Pause war vorüber. Es war Zeit, zur Arbeit zurückzukehren. In seinem Büro setzte er sich an seinen neuen Schreibtisch und öffnete einen Datenordner, den ihm einer seiner Controller übermittelt hatte, der die internen Kommunikationsverbindungen der CIA überwachte. Tong scrollte durch die Kopie einer CIA-Depesche und fand, wonach er suchte.
    Er wählte mit einem Tastendruck die vorprogrammierte Nummer eines IP-Telefons in den Vereinigten Staaten an. Er saß still und schweigend da und wartete darauf, dass jemand antwortete.
    »Hier ist Crane.«
    »Crane, hier Center.«
    »Ich höre.«
    »Prosper Street, Hausnummer 3333, Washington, D . C.«
    Eine Pause. Und dann: »Haben Sie noch irgendwelche weiteren Informationen über die Örtlichkeit und die Aufteilung der Kräfte dort?«
    »Ich werde den lokalen Controller beauftragen, vor Ihrer Ankunft weitere Informationen zu erhalten und zu liefern. Das wird einen Tag dauern. Also seien Sie bereit, innerhalb von zwei Tagen zu handeln. Die Zeit drängt.«
    »Wie Sie wünschen. Welches sind die Zielpersonen in dieser Örtlichkeit?«
    »Ihre Zielpersonen sind alle Lebewesen an diesem Ort.«
    »Verstanden. Wird erledigt.«
    »Xie-xie.«
    Tong beendete die Verbindung und hakte die Sache im Geiste ab. Danach ging er die Berichte seiner Controller durch. Einige schaute er sich näher an, ein paar andere, deren Themen ihn nicht interessierten, überging er völlig. Schließlich stieß er auf ein Thema, das ihn brennend interessierte.
    Hendley Associates, West Odenton, Maryland, USA.
    Tong hatte einen neuen Controller mit diesem Fall beauftragt. Außerdem hatte er angeordnet, dass ein Feldagent dorthin geschickt wurde, um vor Ort zu untersuchen, was genau dieses Unternehmen mit der amerikanischen CIA zu tun hatte. Hendley Associates war ihm vor einigen Monaten zum ersten Mal aufgefallen, als diese Firma plötzlich ein Team von ehemaligen libyschen Geheimagenten zu überwachen begann, die einer seiner Controller für einige Gelegenheitsjobs in Istanbul angeheuert hatte. Die Libyer waren nicht übermäßig kompetent und selbst dafür verantwortlich, dass sie aufgespürt wurden. Als der Controller Tong erzählte, dass eines seiner Hilfsteams auf der Abschussliste einer fremden Organisation stehe, befahl ihm Tong, sie auf keinen Fall zu