Gefahrenzone (German Edition)
nicht vergeben.
1
D ie fünf Amerikaner hielten sich seit Stunden in diesem heruntergekommenen Hotelzimmer auf und warteten auf den Einbruch der Dunkelheit.
Warmer Regen trommelte gegen das Fenster. Außer diesem monotonen Geräusch war in dem halbdunklen Raum fast kein anderer Laut zu hören. Die Männer wechselten kaum ein Wort. In der Woche, die sie jetzt bereits in der Stadt waren, hatte ihnen dieses Zimmer als Operationsbasis gedient, obwohl vier der fünf in anderen Hotels abgestiegen waren. Jetzt waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Die vier hatten aus ihren Quartieren ausgecheckt und sich mit ihrer gesamten Ausrüstung hierher zum fünften Mann ihrer Gruppe begeben.
So still sie jetzt waren, so beschäftigt waren sie die ganze Woche gewesen. Sie hatten die Zielpersonen ausgekundschaftet, Einsatzpläne entwickelt, Deckungsmöglichkeiten erkundet, sich ihre ersten, zweiten und dritten Fluchtwege eingeprägt und die Logistik der gesamten Mission koordiniert. Jetzt war alles vorbereitet, und sie konnten nur noch herumsitzen und auf die Dunkelheit warten.
Von Süden rollte ein lauter Donnerschlag heran. Ein greller Blitz weit draußen am Himmel über dem Marmarameer erleuchtete einen Augenblick lang die regungslosen Personen im Zimmer, die aber sofort darauf im Schummerlicht wieder zu Schemen wurden.
Das Hotel lag im Istanbuler Sultanahmet-Viertel. Das Team hatte es als Operationsbasis ausgewählt, weil sie ihre Fahrzeuge auf dem Hof parken konnten. Außerdem lag es von den Orten etwa gleich weit entfernt, an denen sie später am Abend ihre Operationen durchführen würden. Ganz bestimmt hatten sie das Hotel jedoch nicht wegen seiner Vinyl-Bettlaken, der schmuddeligen Flure oder dem mürrischen, unfreundlichen Personal ausgesucht, oder gar wegen der Haschisch-Schwaden, die von der Jugendherberge im Erdgeschoss heraufzogen.
Aber die Amerikaner beklagten sich nicht über ihre Unterkunft. Sie dachten einzig an die Aufgaben, die vor ihnen lagen. Zwei saßen auf dem mit Rattenkot gesprenkelten Bett, einer lehnte an der Wand neben der Tür, und ein anderer stand am Fenster.
Um neunzehn Uhr schaute der Anführer der Gruppe auf den Chronografen an seinem Handgelenk. Er war über dem Verband befestigt, der seine gesamte Hand und einen Teil seines Unterarms bedeckte. Er stand von seinem Holzstuhl auf und sagte: »Wir ziehen einer nach dem anderen im Abstand von jeweils fünf Minuten los.«
Die anderen nickten.
Der Anführer setzte seine kleine Ansprache fort. »Den Einsatz auf diese Weise aufzusplittern geht mir absolut gegen den Strich, das könnt ihr mir glauben. So gehen wir normalerweise nicht vor. Aber die Umstände lassen uns hier keine andere Wahl. Wenn wir diese Penner nicht halbwegs gleichzeitig erledigen, erfahren ein paar von ihnen davon und flüchten wie die Küchenschaben zurück ins Dunkle.«
Die anderen hörten zu, ohne etwas zu erwidern. Sie hatten das Ganze in der vergangenen Woche dutzendfach durchgespielt. Sie kannten die Schwierigkeiten, sie kannten die Risiken, und sie kannten die Bedenken ihres Anführers.
Sein Name war John Clark. Er hatte solche Einsätze bereits durchgeführt, als der jüngste seiner Männer noch nicht einmal auf der Welt war. Seine Worte hatten also Gewicht.
»Ich habe es schon ein paar Mal gesagt, Leute, aber verzeiht mir, wenn ich es euch noch einmal zu Gemüte führe. Bei dieser Operation sind keine Stilnoten zu vergeben.« Er machte eine Pause. »Rein und raus. Schnell und kaltblütig. Kein Zögern. Keine Gnade.«
Sie nickten erneut.
Nach seiner Rede zog Clark einen blauen Regenmantel über seinen dreiteiligen Nadelstreifenanzug. Er ging zum Fenster hinüber und streckte seine linke Hand aus. Domingo »Ding« Chavez ergriff sie seinerseits mit der Linken und schüttelte sie. Er trug einen dreiviertellangen Ledermantel und eine schwere Rollmütze. Zu seinen Füßen lag eine Segeltuchtasche.
Ding bemerkte Schweiß auf der Stirn seines Mentors. Er wusste, dass Clark starke Schmerzen haben musste, aber er hatte sich in der ganzen Woche nicht ein einziges Mal beklagt. »Alles in Ordnung, John?«, fragte Chavez besorgt.
Clark nickte. »Geht schon.«
Dann streckte John Sam Driscoll die Hand entgegen, der gerade vom Bett aufstand. Sam trug eine Jeansjacke und Bluejeans, außerdem jedoch noch Knie- und Ellbogenschützer. Auf dem Bett lag ein schwarzer Motorradhelm.
»Mr. C.«, sagte Sam.
»Bereit zum Fliegenklatschen?«, fragte John.
»Ich kann’s kaum
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