Gefahrenzone (German Edition)

den Vereinigten Staaten und russische Mafia-»Bruderschaften«, die sogenannten Bratwas.
    Darüber hinaus beschloss Tong, sich die Dienste erfahrener Geheimdienstprofis zu sichern. So fand er auch Walentin Kowalenko, der für solche Aufgaben einfach perfekt schien. Tong beauftragte eine russische Bratwa, ihn aus dem Gefängnis zu befreien. Danach zwang er den ehemaligen stellvertretenden Residentendurch Druck und Erpressung, künftig für ihn zu arbeiten.
    Wie seine anderen Spione führte Center Kowalenko erst einmal ganz langsam in seine neue Tätigkeit ein. Er sorgte zunächst für eine ausreichende Tarnung und betraute ihn dann mit einigen einfacheren Aufträgen. Künftig gedachte er ihn jedoch bei weit wichtigeren Operationen einzusetzen.
    Auf eine andere Art von Informant und Spitzel war Tong besonders stolz.
    Die umgedrehten Spione.
    Es handelte sich dabei um Regierungsbeamte und Geheimagenten, leitende Angestellte der IT- und Finanzbranche, Angestellte von Militärfirmen und Polizeibeamte in der ganzen Welt.
    Keiner dieser auf die unterschiedlichste Weise angeworbenen Mitglieder und Zuarbeiter seiner Organisation hatte dabei auch nur die geringste Ahnung, dass er für die chinesische Regierung tätig war. Manche, wie etwa Walentin Kowalenko, vermuteten, dass sie als Industriespione für einen großen, skrupellosen ausländischen Technologiekonzern arbeiteten. Andere waren überzeugt, dass ihre Auftraggeber zum organisierten Verbrechen gehörten.
    K. K. Tong, der die gesamte Organisation koordinierte und kontrollierte, erhielt seine Anweisungen vom chinesischen Militär und den Geheimdiensten seines Landes. Er gab diese dann an seine Controller weiter, die ihrerseits ihre Männer und Frauen vor Ort auf geeignete Weise einsetzten.
    Dabei erwies es sich als äußerst hilfreich, dass Tong ein Soziopath war. Er bewegte seine menschlichen Hilfskräfte quer über den Globus, wie er Einsen und Nullen über seine Informationsautobahn schickte. Die einen waren ihm genauso gleichgültig wie die anderen. Tatsächlich lagen ihm die Schadcodes, die er und seine Hacker entwickelten, sogar mehr am Herzen als die für ihn arbeitenden Menschen, da diese weit fehlerhafter funktionierten.
    Im dritten Ghost-Ship-Jahr sah Tong am Horizont eine neue Gefahr auftauchen. Allmählich wurde in der Cyberwelt bekannt, dass immer neue brillante Computerviren auftauchten, die weltweite Cyberkriminalität bedrohlich anstieg und mehr und mehr Industrie- und Regierungsnetzwerke erfolgreich geknackt wurden. Um diesen Informationsfluss zurückzudrängen, musste man dringend etwas unternehmen. Tong teilte der Führung der VBA und des MSS mit, dass er dazu zusätzliche Einsatzkräfte benötige. Er dachte an eine Einheit von Geheimdienstsoldaten, die in Amerika operieren würde. Sie sollte jedoch nicht aus angeheuerten Söldnern, sondern aus Männern bestehen, die sich der Kommunistischen Partei Chinas und Center absolut verpflichtet fühlten.
    Nach längeren Beratungen innerhalb der Armeeführung übertrug man Tong den Befehl über ein Team, dessen Mitglieder zu den Spezialtruppen der VBA gehörten. Der chinesische Generalstab war inzwischen der Überzeugung, dass Tong wusste, was zu tun war. Seine bisherige zweijährige Arbeit hatte China und seinem Militär bereits große strategische Vorteile verschafft. Es sprach also nichts dagegen, ihn jetzt auch noch mit einer kleinen Spezialtruppe auszustatten.
    Crane und sein Achtmannteam gehörten zum »Göttlichen Schwert«, einer Einheit für Spezialoperationen der Pekinger Militärregion. Sie waren ausgewiesene Fachleute für Aufklärungsarbeit, Terrorismusbekämpfung und Nahkampfpraktiken. Bevor das Team in die Vereinigten Staaten geschickt wurde, erhielten alle Mitglieder ein Sondertraining in den neuesten Geheimdienstmethoden. Darüber hinaus wurden ihre ideologische Linientreue und Standfestigkeit noch einmal eingehend überprüft und gestärkt.
    In den ersten Monaten arbeiteten sie für eine kriminelle Triade in Vancouver. Danach überquerten sie die durchlässige kanadisch-amerikanische Grenze nach Süden. In den Vereinigten Staaten lebten sie in ständig wechselnden sicheren Unterschlupfen, die von Ghost-Ship-Tarnfirmen gemietet oder gekauft wurden. Ab jetzt unterstanden sie dem direkten Befehl Centers, der sie auch mit den nötigen Ressourcen und Informationen versorgte.
    Sollten Crane und seine Zelle tatsächlich einmal gefangen genommen oder getötet werden, waren sie einfach nur eine