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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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als er zu einem gewölbten Fenster ging, das so klar war, als bestünde es aus fester Luft. Er blickte über Mijistra hinweg, sah die Pracht der Stadt, die die Größe des Reiches symbolisierte. Und über der Stadt… Sieben Sonnen brannten am Himmel, doch eine von ihnen wurde allmählich dunkel, während Hydroger und Faeros in ihrer Nähe einen erbitterten Kampf führten. In Jora’h verdichtete sich das Gefühl von nahem Unheil, und die auf ihm lastende Bürde der Verantwortung schien schwer genug zu sein, um den ganzen Prismapalast zu zermalmen.
    Es wurde Zeit zu handeln.
    Ja, er würde Tal O’nh den Befehl geben, mit seiner Kohorte aufzubrechen. Rusa’h musste aufgehalten werden, auch wenn es dabei zu einem Massaker kam. Wenn Jora’h seinem wahnsinnigen Bruder erlaubte, weitere Welten unter seine Kontrolle zu bringen, so wurde alles nur noch schlimmer. Und er, der Weise Imperator, musste sich selbst auf den Weg machen. Er durfte es niemand anderem überlassen, so viel Blut zu vergießen.
    Während Jora’h aus dem Fenster sah, bemerkte er ein Flackern bei der Durris-Sonne – die Faeros setzten eine gewaltige Protuberanz als Waffe ein. Patrouillenschiffe der Solaren Marine hatten gemeldet, dass hunderttausende von Kugelschiffen der Hydroger die Sonne umschwärmten. Wenn die Fremden aus den Tiefen von Gasriesen die Faeros von Durris-B besiegt hatten – was hinderte sie dann daran, die anderen Sonnen am Himmel von Ildira anzugreifen? Jora’h musste eine Möglichkeit finden, das zu verhindern.
    Und was würde geschehen, wenn die Faeros das Ildiranische Reich um Hilfe baten, wie schon einmal vor langer Zeit?
    Wenn er sich auf den Weg zum Horizont-Cluster machte, wollte er Osira’h in den Einsatz schicken, in der Hoffnung, dass ihr eine Kommunikation mit den Hydrogern gelang. Yazra’h hatte ihn darauf hingewiesen, dass die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Konnte Jora’h es wagen, seine Tochter zu den Kugelschiffen bei Durris-B zu schicken, während dort der Kampf tobte? Er befürchtete, dass sie ins Kreuzfeuer geriet und getötet wurde. Aber wo sonst gab es Hydroger?
    Osira’h war alles, was ihm von Nira geblieben war. Sie stellte auch die einzige Hoffnung des Ildiranischen Reiches dar, mit den Hydrogern zu kommunizieren. Wie konnte ein Kind völlig fremdartige Wesen dazu bringen, mit dem Weisen Imperator zu verhandeln? Und wenn sich die Hydroger tatsächlich zu Gesprächen bereit erklärten: Welche Bedingungen würden sie den Ildiranern aufzwingen?
    Jora’h wünschte sich, dass Nira bei ihm gewesen wäre, um ihm dabei zu helfen, seine Entscheidungen zu treffen. Oder um ihm Trost zu spenden, während er sich den unausweichlichen Konsequenzen seiner Beschlüsse stellte. Generationenalte Pläne zwangen Jora’h, seine Tochter – ihre Tochter – großen Gefahren auszusetzen, um das ganze ildiranische Volk zu retten.
    Ganz gleich, wie sehr er Osira’h und Nira liebte: Die Verpflichtungen eines Weisen Imperators waren wichtiger als seine persönlichen Gefühle. Osira’h schien das zu verstehen. Ihre Mutter hätte es vielleicht nie verstanden.

71 NIRA
    Dobro war groß und endlos für eine Frau zu Fuß.
    Vor langer Zeit, während der Reise von Theroc nach Ildira, hatte Nira in die Leere des Alls gesehen und ferne Sterne beobachtet. Der Anblick hatte ihr den Eindruck von Endlosigkeit vermittelt und sie mit Ehrfurcht erfüllt. Als Kind des dichten Weltwalds waren Entfernungen für sie nur immer theoretischer Natur gewesen. Astronomische Einheiten, Lichtjahre, Parsec… Während des Flugs nach Ildira hatte Nira durch die Fenster der Unersättliche Neugier geblickt und die Galaxis wie ein Meer aus Welten gesehen, voller verstreuter bewohnter Inseln.
    Inzwischen war Nira seit einem Monat durch diese unbekannte Landschaft unterwegs und sah Entfernungen aus einem ganz neuen Blickwinkel. Es hätte schlimmer sein können. Während sie über Erosionsrinnen, trockenes Grasland und kleine Wälder aus wie verkrüppelt wirkenden Bäumen zum fernen Horizont sah, konnte sie die Gedanken treiben lassen – ihr Geist fand Zeit und Muße, sich von all den Wunden zu erholen.
    Viele Jahre hatte sie in klaustrophobischer Enge verbracht, ohne eine Möglichkeit, mit Jora’h zu kommunizieren oder ihre geliebte Tochter zu sehen… oder ihre anderen Kinder. Hier im weiten, offenen Land konnten sich ihre Gedanken endlich wieder ausdehnen.
    Sie fühlte sich noch immer getrennt von den Bäumen, ohne Telkontakt, ohne eine Verbindung zu

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