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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Transportal von Corribus hatte Orli eine Pelzgrille gefangen. Das Geschöpf hatte stachelige Beine und einen Körper wie ein dickliches Kaninchen, und offenbar fand es großen Gefallen daran, gestreichelt zu werden. Orlis Vater hatte ihr erlaubt, es zu behalten. Als die anderen Mädchen im Ort das Tier sahen, wollten sie ebenfalls Pelzgrillen.
    Jetzt waren sie alle tot: Orlis Vater, die gefangenen Pelzgrillen und die anderen Mädchen.
    Während sie durch das hohe Gras gingen, stocherte Steinman immer wieder mit seinem langen Stock. Einmal zog er ihn überrascht zurück, als ihnen ein großes, schwarzes Monstrum entgegenkrabbelte. Er schlug mit dem Stock zu und traf das krabbenartige Raubtier, das daraufhin quiekte und im Gras verschwand. Aufgescheuchte Pelzgrillen stoben davon.
    »Verdammte Grasschleicher! Beißen einem ein Stück aus dem Bein, wenn man nicht aufpasst.«
    Orli hatte nur einen kurzen Blick auf den runden Körper werfen können, dabei krumme Gliederbeine, fünf Augen und ein gezacktes Maul gesehen, bestens dazu geeignet, frisches Fleisch zu packen und zu zerreißen.
    Steinman setzte den Weg durchs Grasland fort. »Mit einem ordentlichen Tritt überzeugst du sie davon, dass du nicht besonders schmackhaft bist.«
    »Und wenn sich ein solches Wesen nähert, während man schläft?« In der weiten Ebene schien es keinen Ort zu geben, der Schutz gewährte.
    »Oh, das würde ich ihnen nicht raten.« Steinmans Antwort räumte Orlis Befürchtungen nicht aus. »Anderseits… Vielleicht haben sie es irgendwann satt, Pelzgrillen zu fressen.«
    Immer wieder geschah es, dass Orli im endlosen Meer aus Gras das Knistern langer Beine und quiekende Rufe hörte, wenn Grasschleicher Pelzgrillen packten und auf der Stelle verspeisten, während andere potenzielle Opfer fortsprangen.
    »Es ist nicht mehr weit bis zu meinem Lager.« Steinman deutete zum Horizont. Das Grasland, in dem hier und dort Stangenbäume wie Antennen aufragten, sah in allen Richtungen gleich aus, und Orli fragte sich, woher Steinman wusste, wo sie sich befanden.
    »Warum haben Sie sich so weit von allen anderen entfernt?«
    Er sah sie an, als wäre die Antwort offensichtlich. »Bewegungsfreiheit.«
    »Davon haben Sie jetzt jede Menge.« Orli konnte die Bitterkeit aus ihrer Stimme nicht verbannen. Vielleicht entsprach dies dem Wunsch des Alten: einen ganzen Planeten für sich allein. Aber jetzt hatte er sie am Hals.
    Als sie durchs dichte Gras gingen, scheuchten sie zwei dicke Pelzgrillen auf, die sofort die Flucht ergriffen. Nur zwei Meter neben Orli kam es zu plötzlicher Bewegung. Ein Grasschleicher verfolgte die beiden Pelzgrillen und fing eine mit seinen langen, krummen Beinen. Die Pelzgrille stieß einen gequälten Schrei aus, als das Raubtier sie packte.
    Orli reagierte, ohne zu denken. Sie lief los, rief: »Lass sie in Ruhe!«, und trat auf den mittleren, weichen Teil des runden Körpers. Das Geschöpf zischte, ließ die halb zerbissene Pelzgrille fallen und verschwand im Gras.
    »Hoffentlich habe ich dir den Kopf zertreten!«, rief Orli ihm nach und beugte sich dann über die Pelzgrille.
    »Mir scheint, du verstehst es durchaus, dich zur Wehr zu setzen«, kommentierte Steinman amüsiert.
    Die Pelzgrille zuckte zwar noch, war aber schon tot – die Zähne des Grasschleichers hatten ihre Seite aufgerissen. »Zu spät«, sagte Orli. Dann ließ der plötzliche Adrenalinschub nach, und ihr wurde klar, was sie getan hatte. Ein Blick auf das zerfetzte Fleisch genügte, um zu begreifen, welchen Schaden das gezackte Maul eines Grasschleichers anrichten konnte. Sie fühlte sich der Ohnmacht nahe.
    Steinman nahm den Kadaver, überprüfte ihn und befestigte ihn an seinem Gürtel. Er wirkte dabei wie ein Pionier oder Fallensteller.
    Orli blinzelte, überwand ihre Schwäche, stand auf und betrachtete das Blut an ihren Händen. »Was haben Sie damit vor?«
    Steinman wölbte die Brauen. »Hier gibt es nicht viel zu essen, Kind. Man muss verdammt hungrig sein, bevor man den ersten Bissen nimmt, aber leider bleibt einem keine Wahl. Irgendwann fällt mir vielleicht ein anständiges Rezept ein.«
    Umgeben vom violetten Zwielicht saß Orli im Lager des Einsiedlers und zog die Beine an, bis die schorfigen Knie gegen ihre Brust stießen. Sie beobachtete, wie Steinman herumhantierte und ein Lagerfeuer anzündete.
    »Als ich Corribus fand, wusste ich sofort, dass sich diese Welt bestens für eine Kolonie eignet«, sagte er. »Ich suchte nach Frieden für mich, wollte

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