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Gefangen (German Edition)

Gefangen (German Edition)

Titel: Gefangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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Brüste, ihre Rundungen, ihre Taille hinwegzuschweben. Als taste er sie mit einem Sensor ab. Dennoch meinte Delia, seine Fingerspitzen zu fühlen, als strahlten sie eine Art knisternder Elektrizität aus.
    In Delias Ohren setzte ein Rauschen ein. Ihr Gegenüber sagte etwas zu ihr, sein Mund bewegte sich, aber sie verstand kein Wort. Bewegten sich seine Lippen lautlos oder sprach er wirklich? Sie hätte gerne gewusst, ob seine Stimme so klang, wie sie sich diese vorstellte. Fest, markant, sonor. Erneut sagte er etwas. Das Rauschen in Delia Ohren nahm zu. Sie schüttelte instinktiv den Kopf, schluckte voller Panik.
    Er drehte sich ab. Sie nahm verschwommen wahr, wie er aufrecht, seinen Mantel über den Arm gelegt, auf Max zuging, der eben aus seinem Büro ins Foyer getreten war. Delia erschien der Gang des Fremden verzögert. Überdeutlich registrierte sie jedes Detail seiner Bewegung. Wie er sein Bein anhob, das Knie abwinkelte, den Fuß gerade aufsetzte, als erfolge jeder Schritt bewusst. Nichts blieb dem Zufall überlassen. Er war die verkörperte Kontrolle und sie meinte beinahe, sie müsse ihm folgen, jede Bewegung nachahmen.
    Die beiden Männer sahen nun zu ihr herüber. Max antwortete irgendetwas auf eine Frage. Delia erkannte es an seinem Blick, seiner Gestik. Der Fremde zuckte in leichtem Bedauern mit den Schultern. Dann verschwand er in dem Gang, an dessen Ende eine Treppe nach unten führte.
    In ihrer Pause fragte Delia, wer der Mann gewesen sei.
    «Einer unserer besten Stammkunden», antwortete Max. «Er ist sonst immer samstags gekommen. Er hat nach dir gefragt und ich habe ihm erklärt, dass du nicht zu haben bist.»
    Vermutlich war es besser so. Denn Delia war in diesen Dingen immer noch unerfahren, hatte keine Ahnung, worauf es ankam. Vermutlich würde dieser Kunde, über den Max nur wenig wusste – andere waren da weitaus gesprächiger – es weniger übel nehmen, auf Delia verzichten zu müssen , als wenn sie zustimmte und sich ungeschickt oder spröde anstellte.
    Aber verdammt, der Kerl hätte gut bezahlt, mehr als üblich! Dabei war er den Frauen unheimlich, keine riss sich darum, die Stunden mit ihm zu verbringen. Und diejenigen, die es taten, erzählten nur wenig davon. Sie hatten wohl ihre Gründe.
    Einmal hatte Max ihm eine professionelle Sklavin besorgt, eine von einem seiner Konkurrenten, denn eigentlich arbeiteten bei ihm nur normale Huren. Gewiss, er hatte auch zwei Dominas im Haus, die es den Männern anständig besorgten, die das wollten. Aber keine Sklavinnen. Dafür hatte er sich nie interessiert.
    Aber dieser verdammte Kerl hatte es sogleich bemerkt. Er wollte keine, die schon zur Sklavin erzogen war, und hatte angedroht, künftig woanders hinzugehen. Er wollte sie sich selbst zur Sklavin erziehen, ihre Unerfahrenheit auf diesem Gebiet ausnutzen, sie mit Dingen überraschen, die ihr Körper noch nicht erlebt hatte. Die meisten Frauen, die für Max arbeiteten, waren davon alles andere als begeistert. Sie waren es nicht gewohnt, viel Zeit in einen einzigen Mann zu investieren und sich ihm vertrauensvoll hinzugeben. Er war ihnen unheimlich in seinen fast romantischen Forderungen, die sich plötzlich in ein grausames Gegenteil wandelten, wenn das Treffen nicht verlief, wie er sich das vorstellte.
    Max war schon drauf und dran gewesen, den Mann hinauszuwerfen und ihm Hausverbot zu erteilen, obwohl es im Grunde genommen unangenehmere Kunden gab. Aber Geld stinkt nicht. Und dieser zahlte gut für seine Sonderwünsche. Nur wurde es immer schwieriger, eine Frau zu finden, die ihn wenigstens halbwegs zufriedenstellte – und die überhaupt bereit war, zu ihm zu gehen. Denn natürlich tauschten seine Damen besondere Erfahrungen untereinander aus, warnten sich vor Kunden, die ihnen nicht ganz geheuer erschienen.
     
    Delia war inzwischen gut im Verdrängen. Sobald sie zu Hause angekommen war, nahm sie eine heiße Dusche und versuchte nicht mehr an die Nacht zu denken. Der Blick des Mannes ging ihr allerdings nicht so schnell aus dem Kopf. Er war irgendwie anders. Ach was!, schalt sie sich. Er ist auch nur einer, der bezahlt!
     Als sie am darauffolgenden Freitag ihren Platz auf dem Podest eingenommen hatte, erwartete sie trotzdem, ihn wiederzusehen. Warum nur? Ich will doch gar nichts von ihm! Doch wie ein Teufelchen bohrte ihr zweites Ich nach. Warum bist du dann so scharf darauf, ihn noch mal zu sehen? Delia hatte darauf keine plausible Antwort. Er ist attraktiv, wimmerte sie in sich

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