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Gefangen (German Edition)

Gefangen (German Edition)

Titel: Gefangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sira Rabe
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protestierte. Nein, demütige dich nicht vor ihm, nein! Auf allen vieren krabbelte sie so schnell sie konnte über den Boden ihm hinterher.
    Lennart drehte sich überrascht um. Sie stoppte knapp vor seinen Füßen, streckte ihre Hände nach ihnen aus, ohne sie zu berühren, beugte sich tief herunter und stammelte mit Tränen in den Augen: «Nein, bitte, bitte gehen Sie nicht. Lassen Sie mich nicht schon wieder alleine! Ich werde alles tun, was Sie verlangen! Bitte, es ist schrecklich langweilig alleine, bitte, ich – ich werde gehorsam sein! Ich schwöre es, ich schwöre es!» Sie schluchzte laut auf.
    Ihr Gewimmer versetzte ihm einen Stich ins Herz. War sie dabei zu zerbrechen? Er hatte gewonnen, vielleicht noch nicht ganz, aber der Weg schien endlich geebnet.
    Delia wagte einen letzten Versuch und sprach das aus, was sie eigentlich schon die ganze Zeit über fragen wollte. «Könnten wir denn nicht wie – wie Partner, ich meine, wie gleichgestellte Geliebte zusammenleben? Warum muss ich mich unterwerfen?» Nun war es raus. Ihr stockte der Atem vor Angst.
    «Nein, das habe ich alles schon hinter mir! Ihr Frauen seid mir zu berechnend und fordernd! Reicht man euch den kleinen Finger, begnügt ihr euch nicht mal mit der Hand, dann muss es gleich der ganze Arm sein! Und wenn ihr euer Ziel erreicht habt, verschwindet ihr von heute auf morgen!», herrschte er sie barsch an. « Hör auf zu heulen! Wir werden mit deiner Erziehung fortfahren, verstanden?»
    Ein kalter Schauer lief Delia über den Rücken. Erziehung? Aber sie nickte artig, um ihn nicht noch mehr zu reizen. Sie hatte das Gefühl, nie wieder sprechen zu können.
    «Und jetzt sag es!»
    Delia zuckte zusammen. Was sollte sie denn sagen?
    «Sprich es aus: Ich unterwerfe mich als Ihre Sklavin, Herr. Ich bitte um eine strenge Erziehung.»
    Delias Lippen bebten, als sie seine Worte wiederholte, und es war fast ein Flüstern, aber Lennart genügte es. «Ich unterwerfe mich als Ihre Sklavin, Herr. Ich bitte um eine strenge Erziehung.»
    «Gut, komm mit. Runter. Auf allen vieren!»
    Delia zögerte, dann wischte sie ihre Tränen ab, schniefte und begann rückwärts auf Händen und Knien die Treppe hinunterzurobben. Vorwärts traute sie sich nicht. Sie hatte Angst, kopfüber hinunterzustürzen. Lennart hatte keine Einwände, Hauptsache sie gehorchte und folgte ihm wie ein Hund auf allen vieren statt aufrecht.
    Unterwegs warf sie einen flüchtigen Blick auf die Wände. Das obere Treppenhaus war in einem dezenten Lindgrün gestrichen, das untere in Apricot. Die Rahmen der aufgehängten Bilder hatten dieselbe Farbe, nur dunkler. Delia fehlte die Zeit, die Motive zu studieren. Alle Türen und Türrahmen waren in schlichtem, aber strahlendem Mattweiß gestrichen. Delia war ohnedies verwundert, dass nicht alles, auch die Wände, in schlichtem Weiß gestrichen war. Farbe war eigentlich kein Element, das zu Lennart passte. Für sie war er ein Mensch, der mit seinen Emotionen und Handlungsweisen in einem so harten Kontrast stand wie Schwarz und Weiß.
    Auf sein Zeichen hin kniete sie sich zwischen seine Beine, als er es sich im Wohnzimmer in einem Sessel bequem machte, und senkte den Kopf. Der naturweiß und hellbraun melierte Teppich unter ihren Knien war angenehm weich und besänftigte ihre strapazierten Knochen.
    Lennart war ein wenig besänftigt. Er strubbelte zärtlich durch ihre Haare und setzte seine Erklärungen fort. «Dein Verhalten wird ausschlaggebend dafür sein, wie du in Zukunft von mir behandelt wirst. Alles funktioniert nach dem Prinzip von Bestrafung und Belohnung.» Er packte sie am Halsband und zog ihren Kopf daran ein Stück höher. «Je schneller du lernst und dich anpasst, desto mehr Vergünstigungen wirst du erhalten. Ich weiß, dir war dort oben langweilig. Ich werde das ändern, aber nur wenn du folgsam bist.»
    Er musterte sie. Ihr Gesichtsausdruck schien demütig, doch er ahnte, sie wartete nur auf eine Gelegenheit zu flüchten. Seine heimlichen Beobachtungen bestätigten dies. Wenn sie nachdachte, grübelte, zeigte sie ein vielfältiges Mienenspiel, alles, nur nicht Demut.
    «Ich werde unnachgiebig sein, verlass dich darauf.»
    Er nahm die Hundeleine, die er auf dem Weg nach unten von der Garderobe geholt hatte, legte sie um ein Bein des Couchtisches und ließ den Karabinerhaken in die Öse an Delias Halsband einschnappen. Dann deutete er unter den Tisch und sagte: «Dort ist dein Platz!»
    Es war demütigend, sie war doch kein Hund! Genügte es

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