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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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vor und legte die Hände neben meinen auf der Theke ab, worauf ich mich instinktiv zurücklehnte. „Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der wie ich die Gabe des Gedankenlesens besitzt“, stellte er fest und wirkte beeindruckt. Je länger ich in seine Augen blickte, desto eigenartiger fühlte ich mich. Kein Geräusch drang mehr an meine Ohren, als hätte ich Watte darin. Ich spürte einen starken Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Ich war auf so etwas nicht vorbereitet. Der Raum zwischen uns schien zu vibrieren, als würde ich mich auf einem magnetischen Kraftfeld befinden. Ich war unfähig, selbstständig zu denken und zu fühlen. Mein Puls pochte unangenehm an meinen Schläfen und hallte in meinem Kopf wider. Ich erschrak, als ich mich bei dem Gedanken ertappte, wie unverschämt gut der Kerl aussah. Beinahe überirdisch schön. Das Grün seiner Augen besaß die Farbe von schimmernden Smaragden. Seine helle Haut schien wie feinster Marmor in ihrer Makellosigkeit und das blonde Haar umrahmte das Bild perfekt. Ich sah den Anflug eines triumphalen Lächelns auf seinen Lippen und musste seinem Blick standhalten, so sehr ich mich auch dagegen sträubte. Meine Beine wurden taub, und ich hatte das Gefühl, von innen heraus zu verglühen.
    Scheiße, war ich froh, als jemand gegen die Glasscheibe der Tür klopfte. Ich schnappte nach Luft. Es war, als würde mich jemand aus einem Tagtraum reißen.
    „Leon? Herr Grigorescu?“
    Alexei wich so abrupt zurück, dass ich seiner Bewegung mit bloßem Auge kaum folgen konnte. Für eine Sekunde wirkte sein Umriss wie verschwommen, ich schloss beirrt die Augen. Als ich aufsah, öffnete er bereits die Tür.
    „Entschuldigen Sie, ich wurde aufgehalten.“ Vaters Stimme klang abgehetzt. „Hast du dich umgesehen, Leon? Was sagst du?“
    Ich atmete tief durch und strich mit einer fahrigen Bewegung durch mein Haar.
    „Man … man könnte etwas daraus machen, aber ich hab das Obergeschoss noch nicht gesehen“, entgegnete ich und erschrak, wie heiser meine Stimme klang. Ich blickte zur Treppe, die sich am Ende des Verkaufsraumes befand. Als ich vor Alexei die Stufen hinaufschritt, konnte ich seinen Laserblick im Rücken spüren. Der Kerl war ein Psychopath, ich hatte ein Gespür für so was. Ein Mentalist … ein sehr guter auch noch, allem Anschein nach.
     
     
    Später saß ich neben Vater im Auto und dachte fortwährend darüber nach, ob Alexei Grigorescu wirklich meine Gedanken beeinflusst hatte. Natürlich konnte ich nicht leugnen, dass er sehr attraktiv war, aber die Tatsache, dass ich ihn wunderschön fand, war mehr als befremdend für mich. Ob er wohl selbst auf Männer stand?
    Wir besaßen beide die Fähigkeit der Telepathie, also warum sollte er nicht auch zusätzlich Gedanken beeinflussen können?
    Ich schüttelte den Kopf, als müsste ich mich entsinnen, wo ich war. Vielleicht war ich nur müde und erschöpft und hatte mir das alles nur eingebildet. Es war ein langer Tag gewesen.
    „Geht es dir nicht gut, Leon?“ Vater riss mich aus meinen Überlegungen.
    „Entschuldige, ich war mit den Gedanken noch bei … bei dem Gebäude. Ich denke, es war eine gute Entscheidung, eine Nacht darüber zu schlafen und Herrn Grigorescu dann anzurufen. Aber es ist alles seriös, glaub mir. Das Gebäude ist das Geld wert.“ Warum ich das gesagt hatte, war mir ein Rätsel. Schließlich war ich ja nicht imstande gewesen, die Gedanken dieses Kerls zu lesen. Vater nickte zufrieden.
    Er fuhr mich nach Hause, wo ich wenig später erschöpft in mein Bett fiel.
     
     
    Wir befanden uns in dem leeren Laden, Alexei kam auf mich zu. Seine durchdringenden Augen fesselten mich sofort wieder. Ich versank in Tiefgrün und ließ mich treiben, in einem Meer verwirrender Gedanken und Gefühle.
    „Leon, komm her. Meine Gedanken sind die Deinen. Ich werde dir Dinge zeigen, von denen du nicht einmal gewagt hast, zu träumen.“ Seine tiefe Stimme klang warm und betörend. Ohne zu zögern legte ich meine Hand in die seine, worauf er mich an sich zog. Ich fühlte mich geborgen an seiner Brust, die etwas breiter und muskulöser war als meine.
    „Komm mit mir“, wiederholte er wispernd in mein Ohr. Sein heißer Atem an dieser empfindsamen Stelle ließ mich erschauern.
     
     
    Ich stand am Fenster und nippte an meinem Kaffee. Der Traum von letzter Nacht war so real gewesen. Ich glaubte jetzt noch zu wissen, wie sich sein Atem auf meiner Haut angefühlt hatte und schüttelte mich.
    Er war ein

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