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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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erwartete den Todesstoß.

***
     
    Ich war halb wahnsinnig vor Angst in meinen Wagen gesprungen und hatte in meiner Hilflosigkeit von meinem Handy aus die Polizei angerufen. Als ich in der Königsallee ankam, konnte ich von Weitem bereits sehen, dass das Gebiet um die Villa abgesperrt war. Blaulichter blitzten auf, Sirenen waren zu hören und eine Menge Schaulustiger machten mir das Weiterfahren unmöglich. Mir wurde übel, und ich zitterte am ganzen Leib. Ich fuhr an die Seite, sprang aus dem Wagen und rannte los.
    Ein eifriger Polizeibeamter versperrte mir bald schon den Weg und hielt mich am Arm fest, als ich an ihm vorbei wollte.
    „Sie können hier nicht durch! Verlassen Sie bitte dieses Gebiet, es gibt nichts zu sehen!“
    Ich riss mich los und musste dabei das Bild eines Wahnsinnigen abgeben: zerzaustes Haar, verschwitzt und zitternd schüttelte ich heftig den Kopf.
    „Ich muss hier durch! Mein Freund wohnt hier und ich habe Angst, dass er verletzt ist!“ Ich blickte ihn flehend an. „Bitte!“
    Der Polizist sah mich überrascht an. „Ihr Freund?“
    „Alexei Grigorescu. Ich muss … zu ihm!“ Meine Stimme brach und meine Schultern bebten heftig. Der Beamte musterte mich von oben bis unten, schließlich seufzte er und winkte einen Kollegen zu sich. Sie sprachen leise miteinander, warfen mir mitleidige Blicke zu.
    „Mein Kollege bringt Sie hin. Ich weiß nicht, was Sie dort erwartet, aber …“ Er zögerte, bevor er seinen Satz vollendete. „Es gab Tote.“
    Mein Herz schien zu bersten, ich starrte ihn fassungslos an und war wie gelähmt. Erst als der Beamte meinen Arm berührte, zuckte ich zusammen und nickte. Je näher wir der Villa kamen, umso mehr fraß sich die Angst wie Säure in meine Eingeweide. Meine Beine trugen mich kaum noch, ich fühlte mich schwach und schwindelig. Trotzdem versuchte ich, Alexeis Geist zu erreichen. Nichts.
    Am Gartentor sah ich das Aufgebot an Polizei-und Krankenwagen in vollem Ausmaß. Gerade kamen mehrere Männer mit zwei Tragen aus der Villa, auf denen zwei in schwarze Plastiksäcke gehüllte Leichen lagen. Mein Magen rebellierte und meine Beine drohten endgültig nachzugeben. Wie in Trance stolperte ich einen Schritt nach vorne. Der Beamte hielt mich sofort zurück, indem er mich am Arm packte, doch ich wollte mich losreißen.
    „Bitte! Seien Sie vernünftig, wir wissen doch noch nicht, wer die Toten sind. Wir haben einen Schwerverletzen, der im Moment nicht ansprechbar ist und eine Geisteskranke mit einem Schwert, die sich bei unserem Eintreffen plötzlich von einer Sekunde auf die andere in Luft aufgelöst hat. Mehr kann und darf ich Ihnen noch nicht sagen.“
    Als die Leichen vorbeigetragen wurden, musste der Polizist mich mit ganzem Körpereinsatz zurückhalten. Wenn Alexei … ich fing wie verrückt zu zittern an. Der Mann in Uniform versuchte beruhigend auf mich einzureden.
    „Sie bringen jetzt den Schwerverletzten. Sehen Sie? Kennen Sie ihn?“
    Durch einen Tränenschleier blickte ich zum Eingang und sah zwei Sanitäter, die jemanden hinaustrugen. Zuerst konnte ich nichts erkennen, eine Notärztin mit einer Infusionsflasche in der erhobenen Hand, versperrte mir die Sicht. Doch dann sah ich Alexeis langes, dunkelblondes Haar. Es war so blutverschmiert wie nach einer Explosion, er hatte die Augen geschlossen und eine Sauerstoffmaske saß über Nase und Mund. In diesem Moment schaffte ich es endgültig, mich loszureißen. Mit einem Schluchzer stürzte ich auf ihn zu, zerrissen von Gefühlen der Erleichterung und Bestürzung zugleich.
    „Sind Sie ein Verwandter?“ Die Notärztin warf mir einen flüchtigen Blick zu und überprüfte den Schlauch der Infusion.
    „Ich bin … sein Freund. Bitte sagen Sie mir, dass er überleben wird!“
    „Es tut mir leid, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich wünschte, ich könnte es.“ Während sie hektisch weiterging, lief ich auf der anderen Seite der Trage. Erneutes, hilfloses Schluchzen löste sich aus meiner Kehle, als ich Alexei über das Haar strich.
    „Hören Sie. Ihr Freund hat sehr viel Blut verloren, und es ist ein Wunder, dass er mit so einer starken Verletzung noch am Leben ist. Er braucht dringend eine Bluttransfusion. Wir müssen ihn so schnell wie möglich in die Klinik bringen. Wenn Sie möchten, können Sie im Krankenwagen mitfahren.“
    Ich war viel zu durcheinander, um eine Antwort zu geben. Stattdessen nickte ich. Alexei wirkte, als wäre bereits jegliches Leben aus ihm gewichen, noch bleicher als

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