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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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sonst und starr. Mehrere Überlegungen schossen mir durch den Kopf. Was passierte, wenn die Ärzte bemerkten, dass Alexei kein Mensch war? Würden sie es überhaupt bemerken? Was passierte, wenn sie bei einem Vampir eine Bluttransfusion durchführten?
    Ich hielt den Atem an, ein Anflug von grenzenloser Panik schwappte über mich hinweg, als wir den Krankenwagen erreichten und die Trage mit Alexei hineingeschoben wurde. Einen winzigen Moment überlegte ich tatsächlich, ihn einfach an mich zu reißen und mit mir zu nehmen. Der Versuch würde mir sicher einen Aufenthalt in einer psychatrischen Klinik bescheren. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und sah mich hastig um.
    „Kommen Sie. Sie können sich da hinten neben die Trage setzen. Wir versprechen, unser Möglichstes zu tun.“
    Die Stimme der Notärztin klang beruhigend, dennoch war eine gewisse Unsicherheit und Besorgnis herauszuhören. Sie stieg eilig in den Wagen, während ich ihr folgte. Ich nahm auf dem Stuhl neben Alexei Platz und legte meine Hand auf seinen Arm. Er war eiskalt. Alexei hatte mir erzählt, wie man Vampire tödlich verletzen konnte. Der Beamte hatte von einem Schwert gesprochen.
    Wie in Trance beobachtete ich, wie einer der Sanitäter die Trage befestigte und die Ärztin Alexeis Puls fühlte. In ihren Augen standen Ungläubigkeit und Verwirrung, ich sah ängstlich zu ihr auf.
    Sie erwiderte meinen Blick. „Die Atmung ist sehr flach. Aber wir haben sie noch im Griff“, sagte sie ermutigend, während sie eine Spritze aufzog und diese in die aufgehängte Infusionsflasche injizierte. „Das ist ein Mittel, um den Kreislauf zu stabilisieren, der bei diesem enormen Blutverlust besonders leidet.“
    Ich strich sanft über Alexeis Arm, während sich der Krankenwagen in Bewegung setzte. Mein Blick wanderte über seinen Körper, blieb an seiner Brust hängen, wo das neue Tuch, das ihn bedeckte, bereits wieder rot getränkt war. Mir fiel auf, dass keine der Verletzungen von selbst heilte. Hatten ihm diese Bastarde das Herz durchbohrt? Oh Gott, er würde sterben! Durch meinen Körper ging ein Zittern, als mich eine Welle der Panik erfasste.
    Ich sah die Ärztin an. „Welche Verletzungen hat er?“
    „Ihr Freund hat eine tiefe Stichverletzung, die das Herz offenbar um Millimeter verfehlt hat. Aber es könnten noch andere Organe betroffen sein, wir wissen es noch nicht.“
    Ich sog scharf die Luft ein, um meine Brust legte sich eine eiserne Kette.
    „So viel ich weiß, konnte die Polizei ein Schwert sicherstellen“, sprach die Ärztin weiter. „Ein silbernes Langschwert. Doch die Frau, die ihn angegriffen hat, ist spurlos verschwunden.“
    Ich wusste, dass es sich nur um Adriana handeln konnte und Serban und Razvan die Toten waren. Aber was genau war nur geschehen?
    Die Sirenen verstummten und der Wagen hielt. Die Türen wurden aufgerissen, die Trage aus ihrer Verankerung gelöst und Alexei hinausbefördert. Draußen warteten bereits mehrere Ärzte und Schwestern, die ihn in Empfang nahmen.
    „Schwere Stichverletzung im Brustbereich, hoher Blutverlust, Kreislauf im Moment noch stabil, innere Blutungen“, informierte die Notärztin ihre Kollegen und reichte einer Schwester die Infusionsflasche. „Er muss sofort in den OP, es besteht akute Lebensgefahr.“
    Ich wollte hinterher, doch die Ärztin hielt mich zurück und winkte einer Schwester.
    „Ab hier müssen Sie ihn in unserer Obhut lassen. Ich verspreche, dass wir alles tun werden, was in unserer Macht steht. Schwester Ramona wird Sie in den Warteraum bringen und wir werden Sie umgehend informieren, wenn wir mehr wissen.“
    Ich wollte etwas erwidern, doch ich war am Ende meiner Kräfte, fühlte mich ausgelaugt und leer. Ich hörte die Stimme der Krankenschwester nicht mehr, bemerkte kaum die leichte Berührung am Arm, als sie mich durch den Flur führte. Es war, als schwebte ich außerhalb meines Körpers. Meine Seele und mein Herz waren bei Alexei.
    Erst als ich in einem Stuhl saß und mich die Schwester zum zweiten Mal fragte, ob ich einen Kaffee wolle, schüttelte ich benommen den Kopf und vergrub das Gesicht in meinen Handflächen.
    „Ich bin sofort wieder da.“ Die Schwester berührte kurz meine Schulter und verließ den Raum. Ich war allein mit meinen Gedanken, mit meinen Ängsten. Ich erhob mich aus dem Stuhl und ging im Zimmer hin und her. Lange würde ich die Ungewissheit nicht ertragen können. Ein paar Mal war ich kurz davor, Vater anzurufen, hatte die

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