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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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Nummer schon angewählt, jedoch jedes Mal wieder aufgelegt. Was verdammt noch mal hätte ich ihm denn erzählen sollen? Hallo Papa, Alexei ist ein Vampir und ihm wurde fast das Herz durchbohrt?
     
     
    Ich hatte das Gefühl, schon seit Stunden hier zu sein, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein Arzt erschien. Sein braunes, kurzes Haar war ganz nass geschwitzt und seine blauen Augen wirkten müde. „Sind Sie ein Freund von Herrn Grigorescu?“
    Ich ergriff seine dargebotene Hand und nickte. „Leon Bergmann. Was ist mit ihm?“
    „Ich bin Doktor Kravniz, ich habe Ihren Freund operiert. Er erhielt eine Bluttransfusion.“ Mein Herz setzte kurz aus, meine Hand schnellte panisch an meine Brust. Der Arzt zuckte hilflos mit den Schultern. „Eigenartigerweise haben sich seine Werte und sein Zustand dadurch nicht gebessert. Wir sind nicht in der Lage, die Blutung zu stillen. Ich habe so etwas noch nie erlebt.“
    Ich merkte, wie sich ein Strick um meinen Hals legte und schüttelte den Kopf.
    „Was soll das heißen? Was ist mit ihm?“ Ich wusste natürlich, was mit Alexei war, aber was verdammt noch mal sollte ich nur tun? Noch nie in meinem Leben war ich so verzweifelt und ohne jegliche Hoffnung gewesen.
    „Sie müssen doch irgendetwas tun können!“
    „Aus der Wunde sickert unaufhörlich Blut, obwohl wir genäht haben und auch sonst alles Nötige getan haben, um es zum Stillstand zu bekommen. Er liegt im Koma und ich … kann nicht sagen, ob er wieder aufwacht. Es … tut mir leid.“ Er war sichtlich ratlos.
    Einen Moment war ich versucht, ihn an den Armen zu packen und zu schütteln, ihn zu zwingen, etwas zu unternehmen. Die grenzenlose Panik blockierte für Sekunden meinen Verstand.
    Doch dann traf es mich wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Ich würde Alexei nicht einfach so gehen lassen. Niemals.
    „Kann ich bitte zu ihm?“
    Dr. Kravnitz musterte mich einen Moment, schließlich nickte er.
    „Also gut. Kommen Sie mit.“
    Er führte mich zur Intensivstation. Der kahle, in weiß gestrichene Raum, voll gestopft mit medizinischen Geräten bescherte mir Unbehagen, meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ich an Alexeis Bett trat. Er war so blass, dass sich seine Gesichtsfarbe kaum von den weißen Kissen abhob und es schien, als wäre er bereits gegangen. Fort von dieser Welt und von mir. Ich unterdrückte ein Schluchzen. Ein Überwachungsgerät überprüfte piepsend seinen Herzschlag. Er war an allen möglichen Schläuchen angeschlossen, noch immer saß die Beatmungsmaske über Nase und Mund.
    Dr. Kravniz legte die Hand auf meine Schulter.
    „Sie können sich zu ihm ans Bett setzen. Sprechen Sie ruhig mit ihm, ich bin sicher, er kann Sie hören. Haben Sie keine Angst davor und lassen Sie sich Zeit. Ich komme später wieder.“
    Ich krächzte ein heiseres „Danke“ und nickte. Dann ließ er mich mit meinem Geliebten allein. Mein von Tränen verschleierter Blick streifte seinen makellosen, blassen Körper. Er sah aus wie ein gefallener Engel … trotz allem noch immer überirdisch schön.
    Alexei war bis zu den Hüften zugedeckt, um seine nackte Brust war ein dicker Verband gewickelt. Ein dünner Schlauch ragte daraus hervor, durch den Blut in einen Plastikbeutel sickerte, der seitlich am Bett befestigt war. In seinem rechten Arm steckte eine Nadel. Aus einer Infusion tropfte eine klare Flüssigkeit in seine Vene. Ich lachte gequält auf. Wie sollte der ganze Quatsch helfen, einen Vampir am Leben zu erhalten? Vielleicht brachten sie ihn dadurch sogar endgültig um?
    Alexei brauchte etwas ganz anderes. Mein gequältes Herz fühlte sich an wie ein schwerer Ziegelstein. Ich neigte mich über ihn und strich ihm sanft über das seidige, lange Haar.
    Alexei. Mein geliebter Alexei …hörst du mich? Ich versuchte ihn auf telepathischem Weg zu erreichen und beugte mich zu ihm hinunter. Du musst zu mir zurückkommen, du musst. Ich kann ohne dich nicht weiterleben. Ich werde dir geben, was du brauchst, denn meine Liebe reicht für die Ewigkeit.
    Alexei zeigte keinerlei Reaktion. Außer den Geräuschen der Maschinen herrschte unerträgliche Stille. Ich glaubte endgültig durchzudrehen, wenn nicht bald etwas geschah. Mit brennenden Augen starrte ich auf die Herzfrequenzlinie, in furchtbarer Angst, diese könnte plötzlich einen Stillstand anzeigen. Dann legte ich meine Lippen an sein Ohr und flüsterte: „Ich liebe dich. Mehr als mein sterbliches Leben. Alles wird gut.“
    Vorsichtig nahm ich ihm die

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