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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Menschen waren. Heute werden wir von ihnen gejagt und getötet. Und mithilfe des Werwolfs, des einzigen Verbündeten, der unseres Wissens nach die Macht besaß, uns aufzuhalten, wäre es ein Leichtes, das Gleiche zu tun, einen Keil zwischen die Spezies zu treiben, sie zu entzweien und zu erobern. Die Werwölfe waren ohnehin sehr scheu, und sie unter die Erde zu bringen oder durch gut organisierte Treibjagden auszurotten, würde auch ihre Reihen langsam lichten. Irgendwann würde jemand dann den Thron besetzen müssen, um das Durcheinander aufzuräumen.«
    MaryAnn wich ein bisschen vor ihm zurück und atmete tief durch. »Aber ihr habt doch nichts von all dem getan?« Sein maskuliner Duft drang mit jedem ihrer Atemzüge bis in ihre Lungen und durchflutete sie mit einer prickelnden Erregung. Vielleicht lag es an der Geräuschbarriere, die er errichtet hatte, aber sie konnte nichts dagegen tun, dass sich alles in ihr erwartungsvoll zusammenzog und das Blut durch ihre Adern raste, wenn sie in Manolitos Nähe war.
    Sie wollte mit der Sachlichkeit einer Psychologin reagieren, wie es ihr schon zur zweiten Natur geworden war; doch etwas anderes, Wildes, begann, sich in ihr zu entfalten, sodass sie das Heben und Senken seiner Brust betrachtete, die fast unmerkliche Veränderung seines Gesichtsausdrucks, die feinen Linien um seine Augen, die Form seines sinnlichen Mundes ... und ihm ohne Worte Trost vermitteln wollte.
    »Nein, natürlich nicht. Wir wussten, dass es falsch war, was wir taten. Als unsere Trauer nachließ und wir wieder zur Vernunft kamen, wurde uns klar, dass es ebenso wenig Vlads Schuld wie unsere war, dass Ivory nicht mehr lebte. Wir hörten auf, darüber zu reden, und begaben uns auf die Jagd nach Untoten. Wir wurden zu Barbaren, so sehr, dass wir alle ihre Emotionen viel schneller verloren, als es normalerweise der Fall gewesen wäre. Wir schlossen einen Pakt, einander zu beschützen und unsere Erinnerungen an Zuneigung und Ehre miteinander zu teilen, und so geschah es auch. Als der Aufruf unseres Prinzen kam, uns in andere Länder zu begeben, folgten wir und die Malinovs seinem Appell. Wir wurden hierhergeschickt, nach Südamerika, und sie nach Asien.«
    MaryAnn lehnte sich an Manolito, um ihm näher zu sein und ihm Trost und Wärme zu vermitteln, obwohl es sie große Mühe kostete, ihr wachsendes Verlangen zu unterdrücken. Was war so anders an ihm? Dass er ihr seine Verfehlungen eingestanden hatte? Hatte sie das noch empfänglicher für ihn gemacht? Oder war es die Tatsache, dass er noch immer um diese verlorene kleine »Schwester« trauerte?
    Sie war wütend auf ihn gewesen, weil er sie ohne ihre Zustimmung in sein Leben hineingezogen hatte, ihr keine Wahl gelassen hatte und sich nicht einmal der Ungeheuerlichkeit seines Tuns bewusst war, doch sie konnte sich ihrer starken Gefühle für ihn nicht erwehren, als sie ihn zu verstehen versuchte. Vielleicht, weil er ihr seine größte Schande anvertraut hatte. Denn das war ein erheblich größeres Geschenk an sie, als er vermutlich glaubte.
    Als er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und seine Finger ihre Haut berührten, durchlief sie ein wohliges Erschauern.
    »Die Brüder Malinov kamen vor unserer Abreise zu uns, um mit uns zu reden.« Manolitos rauer gewordene Stimme löste ein wonnevolles Prickeln in ihr aus und durchströmte sie mit einer Welle köstlichster Empfindungen. Er strich ihr das Haar zurück, senkte den Kopf auf ihre Schulter und berührte sanft mit seiner Zunge ihren Puls. »Sie wollten, dass wir dem Prinzen abschworen.«
    Winzige Flammen tanzten über ihren Nacken und ihre Kehle und bewegten sich zu ihrer Brust hinunter. Ihre Brustspitzen unter der dünnen Seide ihrer Bluse richteten sich auf, und eine so süße, träge Wärme breitete sich in ihr aus, dass sie sich noch fester an ihn schmiegte. »Aber ihr habt es nicht getan.« Sie war sich dessen sicher. Sie wusste, wie sehr er Vlad Dubrinsky trotz der furchtbaren Tragödie schätzte.
    »Nein. Das konnten wir nicht.« Absolute Überzeugung schwang in seiner Stimme mit. »Und damals konnten auch die Malinovs es nicht. Auch sie leisteten ihm den Treueeid.«
    Und MaryAnn liebte ihn dafür. Weil er Recht von Unrecht unterscheiden konnte. Weil er so überaus loyal war, obwohl er die Brüder Malinov so liebte. Sie waren seine Familie gewesen, und dennoch war er sich im Klaren darüber gewesen – und seine Brüder auch –, dass gegen den Prinzen vorzugehen bedeutete, sich auch gegen

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