Gefangene deiner Dunkelheit
bewahren. Sie zu lieben, war der gefährlichste Moment, weil sein Verlangen nach ihrem Blut dann ganz besonders stark war.
Lange lag sie schweigend neben ihm und lauschte ihrem eigenen und seinem Herzschlag. Schließlich drehte sie sich auf die Seite und stützte sich auf einen Ellbogen, um ihn ansehen zu können. »Manolito, ich bin mit deinem Geist verbunden und kann dein Bedürfnis spüren, mich zu verwandeln. Du willst es nur nicht tun, obwohl all deine Instinkte es von dir verlangen.«
Zärtlich legte er eine Hand um ihren Nacken. »Das ist mir egal. Deine Sicherheit und dein Glück sind wichtiger für mich als alles andere.«
»Riordan sagte, du könntest immer noch zum Vampir werden.«
»Das hast du falsch verstanden.« Seine Finger begannen eine langsame Massage, um ihre Anspannung zu lindern. »Wir sind aneinander gebunden. Ich kann mich nicht mehr verwandeln. Ich werde mich für ein Leben mit dir entscheiden, ob das nun hier sein wird oder in deinem geliebten Seattle.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Siehst du? Allmählich kann ich auch schon deine Gedanken lesen, wann ich will.«
»Was bedeutet das, was du gerade gesagt hast? Ich verstehe nicht ganz.«
»Ich werde alt werden und sterben wie du. Auch Werwölfe sind sehr langlebig, aber nicht so wie die Karpatianer. Wenn du aus dem Leben scheidest, werde ich mit dir gehen.«
MaryAnn schwieg, während sie ihm prüfend ins Gesicht sah und seinen Geist anrührte. Als sie ganz tief in sein Bewusstsein eindrang, entdeckte sie ... den Wolf. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass er ihn in sich trug, doch nun konnte sie auch seine machtvolle Präsenz spüren. Mit der Kombination aus dieser Macht und seinen karpatianischen Fähigkeiten würde Manolito ein Mann sein, mit dem kein leichtes Umgehen war. Ein Glück, dass sie die Wölfin hatte, die ihr beistand und sie anleitete.
»Ich will oft nach Seattle zurückkehren, um meine Familie zu besuchen«, sagte sie.
»Natürlich.«
»Und du wirst charmant und keine Spur despotisch sein.«
Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Mir wurde schon immer nachgesagt, ich sei ein charmanter Mann.«
»Von wem? Von deinen Brüdern?« Sie rümpfte die Nase. »Wenn wir Besuche machen, wirst du dich wie ein zivilisierter Mensch und nicht wie ein Karpatianer oder Wolf benehmen. Ich will nicht, dass meine Mutter sich beunruhigt.«
»Wirst du ihr Fragen nach deiner Herkunft stellen?«
»Ich weiß es nicht. Das habe ich noch nicht entschieden. Aber was ich weiß, ist, dass Solange und Jasmine wirklich Hilfe brauchen, egal, wo sie auch leben werden. Ich glaube, wir sollten versuchen, uns auch in Amerika ein Zuhause in ihrer Nähe einzurichten.«
»Das ist eine gute Idee und die perfekte Lösung. Jasmine will zur Ranch, doch Solange wird bestimmt ein Problem sein. Und um ehrlich zu sein, MaryAnn, ich denke nicht, dass sie jemals in der Nähe meines ältesten Bruders Zacarias leben sollte. Er lässt kein Nein als Antwort gelten, und sie würde ihn sehr hart beurteilen und nicht verstehen, dass sein Wort Gesetz sein musste und sein muss. Er war es, der uns alle davor bewahrte, uns in Vampire zu verwan deln. Die Finsternis ist schon in ihm, und wir müssen alle sehr behutsam mit ihm umgehen, um ihn nicht zum Äußersten zu treiben.«
MaryAnn konnte Manolitos Trauer und Sorge um seinen ältesten Bruder spüren. Offensichtlich liebte und respektierte er Zacarias noch mehr als alle anderen. Sie strich mit sanften Fingern Manolitos Haar zurück und beugte sich zu ihm vor, um ihn zu küssen. Die Schatten in seinen Augen und die Sorgen, die ihn belasteten, waren fast mehr, als sie ertragen konnte.
»Du denkst, dass du ihn irgendwann verlieren wirst.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
Manolito legte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte zu den glitzernden Kristallen an der Decke auf. »Zacarias ist ein großartiger Mann, meu amor«, sagte er seufzend, »hochintelligent und sehr, sehr mächtig. Er hat wie ein Schild vor mir und meinen Brüdern gestanden und uns davor geschützt zu töten, um uns mehr Zeit zu verschaffen. Denn jedes Mal, wenn wir töten, nimmt die Finsternis in unseren Seelen zu.«
»Könnt ihr anderen, Riordan, Rafael und du, nicht versuchen ...« MaryAnn brach ab. Was redete sie da? Wollte sie, dass Manolito wieder die Vampire jagte?
Er schüttelte den Kopf. »Zacarias würde uns nie erlauben, das für ihn zu tun. Er glaubt, er trüge die Verantwortung für uns. Ich
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