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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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unerklärlich. Zu Rileys Entsetzen begannen die Fische aus dem Wasser zu springen – Hunderte von schmalen Körpern mit abgestumpften Köpfen schossen wie Raketen in die Höhe, und die dreieckigen Kiefer mit den rasiermesserscharfen Zähnen schnappten mit schauderhaft klickenden Geräuschen auf und zu.
    Obwohl es reichlich Geschichten über Piranhas im Beuterausch gab, wusste Riley, dass Angriffe auf Menschen eher selten vorkamen. Bei mehreren Gelegenheiten war sie sogar schon mit ihnen herumgeschwommen. Dieses bizarre Verhalten war also außergewöhnlich, genauso unnatürlich und beunruhigend wie der Angriff der Manta Blanca. Und ebenso wie die Stechmücken schienen die Piranhas es nicht auf Don Weston, sondern auf Annabel abgesehen zu haben.
    Es war Jubal, der sie packte, über die Reling zurückriss und buchstäblich auf Gary warf. Dann ergriff er Weston und zog auch ihn an Deck zurück. Statt ihm jedoch dankbar zu sein, schlug der Ingenieur nach Jubals Händen und ließ sich fluchend auf das Deck fallen, wo er schwer atmend sitzen blieb. Pedro und die beiden Träger starrte er dabei so wütend an, als hätten die drei Männer ganz bewusst versucht, ihn zu ermorden.
    Sowohl der Führer als auch die Träger taxierten Annabel mit einem Blick, der Riley wünschen ließ, sie hätte eine Waffe bei sich. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, lief das Boot beinahe auf Grund, und die beiden Einheimischen machten sich wieder an die Arbeit. Währenddessen neigte sich ein Ast über ihnen herab, und eine Schlange fiel aufs Deck, wo sie mit einem dumpfen Aufprall direkt vor Westons Stiefeln landete.
    »Nicht bewegen!«, zischte Jubal, als die Schlange den Ingenieur anstarrte. »Diese Art ist ungeheuer giftig.«
    Pedro, der Führer, fuhr herum, um die stets bereitliegende Machete zu holen. Bevor er jedoch einen Schritt machen konnte, wirbelte die Schlange herum und warf sich auf Riley. Als sie entsetzt zurückwich, prallte sie gegen ihre Mutter, und die Schlange fuhr blitzschnell zwischen Rileys Beinen hindurch, um an Annabel heranzukommen. Gary Jansen riss Rileys Mutter von den Füßen, drehte sich mit ihr und hielt sie hoch, während Jubal Riley beiseitestieß, die Hand hob und dem Führer etwas zuschrie.
    Pedro warf ihm die Machete zu, Jubal fing sie auf und schlug der Viper mit einer gut gezielten Bewegung den Kopf ab. Ein kurzes Schweigen entstand, als Gary Annabel wieder aufs Deck herunterließ und die schwankende Frau stützte.
    »Danke«, sagte Riley atemlos zu den beiden Forschern und versuchte nicht mal zu verbergen, wie sehr ihr der Schreck in die Knochen gefahren war.
    Ihre Mutter blickte sie mit kummervollen Augen an, und Rileys Welt zerbrach. Capa, Raul und Pedro starrten Annabel mit dem gleichen Ausdruck an wie die Giftschlange, als sie aufs Deck gefallen war. Riley und ihre Mutter steckten in echten Schwierigkeiten, falls der Führer und die Träger eine feindselige Haltung ihnen gegenüber einnahmen. Riley griff nach Annabels Hand und drückte sie ganz fest.

KAPITEL ZWEI
    D ie Nächte im Dschungel waren die Hölle. Gleich bei Sonnenuntergang begann das Gebrumme. Es war nicht so, als wären die Insekten verstummt, aber sie waren nur noch wie ein permanentes Hintergrundgeräusch, das Riley relativ gut verdrängen konnte. Nein, dieses Gebrumme war etwas völlig anderes – ein leises, beharrliches Gewisper im Niederfrequenzbereich, das einem durch und durch ging. Riley war schon in ihrer allerersten Nacht im Regenwald von diesem eigenartigen Geräusch erwacht.
    Seltsamerweise konnte sie das leise, irritierende Summen nicht näher bestimmen, und sie konnte auch nicht sagen, ob es sich außerhalb oder innerhalb ihres Kopfes befand. Bei mehreren anderen – einschließlich ihrer Mutter – hatte sie beobachtet, dass sie sich die Schläfen rieben, als hätten sie Kopfweh, und sie befürchtete, dass dieses gleiche niederfrequente Gewisper, das sich nicht bestimmen ließ, sie alle auf heimtückische Weise heimsuchte und die Gefahr der Reise noch erhöhte. Tagsüber war das Gewisper nicht mehr da, doch die Nachwirkungen blieben.
    Seit Betreten des Regenwaldes hatte Riley das Gefühl, dass ihre Sinne sich geschärft hatten und gewissermaßen Überstunden machten. Sie bemerkte jeden noch so kleinen, argwöhnischen Blick auf ihre Mutter. Jubal Sanders und Gary Jansen waren bis an die Zähne bewaffnet, und Riley beneidete sie darum. Die beiden schritten schweigend dahin, blieben für sich und beobachteten alle anderen.

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