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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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merkwürdiger Weise vorzubeugen und nach ihnen zu greifen schienen, wenn das Boot an ihnen vorbeikam.
    Alle drehten sich zu der am nächsten liegenden Uferbank um, als sich dort eine große grüne Welle auftürmte und ihnen folgte. Ein Zittern ging durch Äste und Zweige, Blätter entfalteten sich und reckten sich über das Wasser, als versuchten sie, die Gruppe am Weiterfahren zu hindern. Das erste Boot war unbeschadet vorbeigekommen, doch kaum näherte sich das zweite dem Ufer, griffen die Blätter und Pflanzen nach den Bootsinsassen. Die Bewegung war so unheimlich, als wäre der Dschungel wirklich zum Leben erwacht, wie Don gesagt hatte.
    Riley erschrak. Sie hatte das Phänomen schon oft gesehen. Ihre Mutter zog Pflanzen an, wohin sie ging. Es ließ sich einfach nicht vermeiden. Die Anziehungskraft in Riley war nie ganz so stark gewesen, aber die dichte Vegetation an beiden Uferbänken begrüßte sie mit offenen Armen und wuchs sogar ein paar Zentimeter bei dem Versuch, sie zu berühren. Es war nie gut, im Regenwald und in Gegenwart der Träger und Führer zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, doch heute fühlte Riley sich noch mehr als sonst genötigt, ihre Mutter zu beschützen. Schnell trat sie zwischen Annabel und das Ufer, umklammerte mit beiden Händen die Reling und starrte mit großen, ungläubigen Augen auf die sich schnell entfaltenden Pflanzen.
    »Du liebe Güte!«, fügte sie dem allgemeinen Gemurmel hinzu. »Das ist ja kaum zu glauben.«
    »Es ist unheimlich«, sagte Mack und trat von der Reling zurück.
    Die Träger und der Führer starrten die sich zum Fluss ausstreckenden Pflanzen und Bäume an, um dann geradewegs Annabel anzusehen. Sie tuschelten miteinander, und Riley konnte noch andere Blicke auf sich und ihre Mutter gerichtet spüren. Auch Gary und Jubal schauten Annabel an. Nur die drei Ingenieure starrten weiter in den Regenwald, der sie buchstäblich umhüllte.
    Die beiden Boote setzten ihren Weg flussaufwärts fort und begannen, sich dem Berg zu nähern. Schwarze Kaimane, riesige »Dinosaurier« aus ferner Vergangenheit, sonnten sich an den Ufern und hielten hungrig die kleinen Boote im Auge, die in ihr Territorium eindrangen. Ganze Wolken von Insekten, Moskitos und andere blutsaugende Biester, stürzten sich auf jeden Zentimeter unbedeckter Haut und verfingen sich in Haaren und sogar in Zähnen. Es blieb einem nichts anderes übrig, als es zu ertragen. Das dunkle Wasser unter ihnen wurde seichter, was ihr Vorankommen verlangsamte, und zweimal kam das Boot ruckartig zum Stehen und musste mühsam unter Wasser von dem Schilf befreit werden, das sich in Motor und Schiffsschraube verheddert hatte. Diese unerwarteten Stöße rissen jeden an Bord von den Füßen und schleuderten ihn zu Boden.
    Weston rappelte sich fluchend auf und stakste zur Reling, um ins Wasser zu spucken. »Das ist ja lächerlich! Hättest du nicht einen anderen Weg finden können?«, blaffte er Pedro, ihren Führer, an.
    Der Mann warf ihm einen angespannten Blick zu. »Es gibt keinen leichten Weg zu dem Ort, an den Sie wollen.«
    Weston hockte sich auf die Reling und zeigte dem Führer seinen Mittelfinger. »Ich glaube, du versuchst bloß, mehr Geld herauszuschinden, aber das kannst du vergessen, Freundchen.«
    Pedro sagte etwas in seiner Sprache zu den beiden Trägern.
    Den soll der Dschungel fressen!, verstand Riley und konnte es den Männern nicht einmal verübeln.
    Der Führer und die Träger lachten.
    Weston zündete sich eine Zigarette an und starrte finster auf das dunkle Wasser. Das Boot schlingerte wieder, und während noch alle verzweifelt versuchten, nicht den Halt zu verlieren, machte es einen großen Satz. Weston fiel nach vorn und hing einen erschreckenden Moment lang an der Reling. Alle sprangen auf, um ihm zu helfen, als er, mit dem Oberkörper nach unten, schon halb im Wasser hing.
    Riley packte ihn am Gürtel, Annabel beugte sich über die Reling und griff nach seinen Armen. Sowie Annabels Hände Westons Unterarme berührten, kam Leben in das Wasser, und es begann zu brodeln wie ein Kessel voller silbrig glitzernder Fische und trüber roter Flecken.
    »Mom!«, schrie Riley und griff nach ihrer Mutter, ohne Weston loszulassen. Aber sein Gewicht zog alle drei nach vorn.
    Die anderen eilten herbei, als Annabel noch weiter auf das dunkle, von Schilf durchzogene Wasser zurutschte, das jetzt von den in wilde Raserei geratenen Piranhas zu kochen schien. Da jedoch kein Blut im Wasser war, war der ganze Aufruhr

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