Gefangene der Leidenschaft
zog einen Stuhl vor das Feuer und machte es sich bequem.
„Ja.“ Morgan stand mit einem Becher Ale in der Hand vor dem Kamin. Hinter der geschlossenen Tür zu Brennas Schlaf gemach waren Frauenstimmen zu hören. Offenbar genossen die Kammerfrauen das Vergnügen, die Lady aus Schottland für das Fest anzukleiden.
„Ist es wahr, dass du diesmal eine Weile bleiben wirst?“
„So ist es. Ich mache mir Sorgen um die Sicherheit der Königin und habe versprochen, den Gerüchten von einem Komplott auf den Grund zu gehen!“ Morgan sprach mit finsterer Entschlossenheit. Elizabeth war mehr als seine Königin. Sie war seine langjährige Freundin und engste Vertraute. Niemand würde ihr Leben bedrohen und ungestraft davonkommen.
Er nahm einen kräftigen Schluck. Wenn diese Sache erledigt ist, dachte er, werde ich das lästige andere Problem lösen. „Sorg dafür, dass die Wachen auf ihrem Posten sind, Alden. Sie dürfen die Lady keinen Moment aus den Augen lassen. Aber unauffällig, verstehst du?“
„Muss sie wirklich bewacht werden? Glaubst du, dass sie aus dem Schloss fliehen kann?“
„Du warst nicht mit uns in den Highlands, mein Freund!“ Morgan zeigte auf die Stelle, wo Brenna ihn verletzt hatte. „Die Lady hat ihren eigenen Kopf!“
„Ja, das habe ich gehört!“ Alden konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Morgan zog die Brauen hoch. „Was haben die Männer erzählt? Wenn sie über die Schottin Gerüchte verbreiten, bekommen sie es mit mir zu tun!“
„Ich wollte nur sagen, dass sie mit großem Respekt von ihr gesprochen haben“, erklärte Alden hastig. „Ich werde sofort meine Anweisungen geben.“ Er stand auf und ging zur Tür.
Morgan lächelte ihm versöhnlich zu. „Wenn das hier erledigt ist, werden wir wieder in den Kampf ziehen. Möglichst weit fort.“
„Ich dachte, du seist kriegsmüde geworden.“
„Das war, bevor ich zum Kindermädchen degradiert wurde.“
„Ich verstehe.“ Alden grinste und ging.
Morgan fragte sich, ob der Freund ihn wirklich verstand. Alden hatte keine Last mit dieser Frau aus Schottland. Wenn sich bloß bald ein Ehemann für Brenna MacAlpin findet, dachte Morgan ärgerlich. Dann könnte er endlich wieder sein gewohntes Leben führen.
Sein Leben. Seine Welt. Nach all den Fehlern, die er gemacht hatte, war er jetzt mit seinem Leben zufrieden. Er wünschte
keine Störungen.
Die Leuchter an den Wänden verbreiteten ein sanftes Licht. Die Abenddämmerung ging in die Dunkelheit über.
Morgan trat ans geöffnete Fenster. In der Ferne leuchteten die Lichter verstreuter Dörfer. Boote zogen lautlos auf der Themse vorüber. Plötzlich verspürte er den Wunsch, auf einem dieser Boote zu sein und fortzusegeln. Eins zu sein mit dem Himmel und dem Wasser, weit fort von den politischen Intrigen am Hof.
Er hörte, wie die Tür sich öffnete und die Kammerfrauen hinaushuschten. Dann war es still, und er drehte sich langsam um ...
Der Atem stockte ihm, und dann schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihm plötzlich alles andere als behagte. Die Königin würde keine Mühe haben, einen Ehemann für Brenna zu finden.
Sie sah hinreißend aus. Ihr Gewand aus dunkelroter Seide war nach der neuesten Mode tief ausgeschnitten. Das eng sitzende Mieder schloss sich um ihre festen, hohen Brüste und betonte ihre zierliche Taille. Der Rock war reich bestickt, ebenso wie die Ärmel. Aus kostbarer Spitze bestand der hohe Kragen.
Brennas schönes dunkles Haar war mit Bändern und Perlenschnüren geschmückt. Ihr weißer schlanker Hals schimmerte wie Alabaster.
Morgan starrte sie an, und wieder dachte er an all die Bewunderer, die sich auf dem königlichen Fest um sie scharen würden. Die Tür zum Wohngemach öffnete sich, und Alden trat ein.
Er folgte Morgans Blick, schluckte und räusperte sich. „Ihr seht wunderschön aus, Mylady.“
Morgan sagte gar nichts. Worte hätten nicht ausdrücken können, was er sah. Wie hätte er Brennas Schönheit beschreiben sollen, ihre porzellanfeine Haut, ihre tiefblauen Augen, ihr nachtschwarzes Haar?
„Danke, Sir.“ Brenna lächelte Alden zu, und Morgan fühlte einen Stich in der Brust. Er hätte alles für solch ein Lächeln von ihr gegeben.
„Die Näherinnen Eurer Königin müssen magische Nadeln besitzen“, sagte Brenna. „Ich nähe auch, aber so etwas Schönes wie dies ist mir noch nie gelungen.“
Morgan nahm einen mit Wein gefüllten Pokal von einem Tablett und brachte ihn Brenna. Als ihre Finger sich leicht berührten,
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