Gefangene der Leidenschaft
spürte er das Feuer zwischen ihnen. „Das Kleid wäre nichts ohne die Frau, die es trägt.“
Sie erwiderte nichts, aber Morgan entging nicht die plötzliche Röte auf ihren Wangen. Es gefiel ihm, obwohl er nicht sagen konnte, warum.
Es ist der Wein, sagte Brenna sich, als eine berauschende Wärme sie durchströmte. Nicht die Nähe dieses Mannes. Obwohl er statt seiner Soldatentracht nach der neuesten höfischen Mode gekleidet war, war der Mann derselbe. Noch immer hatte Morgan diesen wilden, gefährlichen Ausdruck im Gesicht. Sie musste sich von ihm fern halten.
„Ich kenne die Sitten bei Hofe nicht, Sir“, wandte sie sich an Alden. „Muss ich auf dem Fest Eurer Königin etwas Besonderes beachten?“
„Unsere Sitten unterscheiden sich nicht sehr von den Euren. Wir werden speisen und trinken und die Gesellschaft guter Freunde genießen.“
„Freunde!“
Alden überhörte den Sarkasmus in ihrem Ton. „Bald werden es auch Eure Freunde sein. Ihr müsst es nur wollen. Und noch eins - auf so einem Fest werden viele Trinksprüche auf die Königin ausgebracht. Ich rate Euch zur Vorsicht, Mylady. Bei all den Toasts könnte Euch der Wein zu Kopf steigen.“
„Danke. Ich werde Euren Rat beherzigen.“ Auf einmal klang Brennas Stimme kühl. Alden hatte sie daran erinnert, ihren Verstand beisammenzuhalten. Diese beiden Männer waren ihre Feinde. Wie alle anderen hier im Schloss. Das durfte sie nie vergessen.
„Es ist Zeit, hinunterzugehen“, mahnte Alden und wandte sich zur Tür. Brenna stellte ihr Glas ab, und Morgan bot ihr widerstrebend den Arm. Die Nähe dieser Frau löste eine unbegreifliche Spannung in ihm aus. Er musste sich dagegen wehren.
Als sie den Raum verließen, bemerkte Brenna zwei von Morgans Soldaten auf dem Flur. Sie folgten ihnen in einigem Abstand. Brennas Stimmung sank. Sogar im Palast der Königin war sie eine Gefangene.
Stimmengewirr drang zu ihnen. Die Gäste unterhielten sich und lachten. Doch als Morgan und Brenna den Festsaal betraten, wurde es plötzlich still. Alle Blicke richteten sich auf das hübsche Paar.
Dann erhob sich leises Gemurmel. All jene, die die Schottin schon vorher gesehen hatten, tauschten überraschte Blicke. Welch eine Verwandlung!
So manch ein Mann in der Menge beneidete Morgan Grey um seine schöne Gefangene. Und so manch eine Frau hasste sie auf den ersten Blick.
Morgan führte Brenna quer durch den Saal zu ihrer königlichen Gastgeberin. Brenna ignorierte die neugierigen Blicke der Gäste. Hoch erhobenen Hauptes schritt sie neben Morgan her und schaute nicht nach links oder rechts.
Vor der Königin machte sie einen Hofknicks. Morgan verneigte sich und hob Elizabeths Hand an die Lippen.
„Ist das die zerlumpte Vagabundin, die Ihr mir vorgestellt habt, Morgan?“
„Ja, Majestät. Lady Brenna meinte, dass in den Nadeln Eurer Näherinnen magische Kräfte stecken müssten.“
„Magie scheint hier tatsächlich im Spiel zu sein.“ Die Königin musterte Brenna nachdenklich. „Oder Hexerei.“ Sie wandte sich Morgan zu und lachte. „Passt auf, mein Freund, dass Ihr nicht verhext werdet.“
„Ihr solltet mich kennen, Majestät.“
„In der Tat, Morgan, ich kenne Euch“, erwiderte Elizabeth lachend.
Morgan führte Brenna zur Seite, und die Königin begrüßte die nächsten Gäste. Als die Zeremonie beendet war, stand Brenna im Mittelpunkt des Interesses. Jeder der Gäste wollte der geheimnisumwitterten Lady aus Schottland vorgestellt werden.
„So viele Namen und Titel“, flüsterte Brenna.
„Ja. Aber bald werden sie Euch vertraut sein. Ihr werdet vie-le Freunde gewinnen.“
„Es sind Eure Freunde, Mylord. Für mich sind und bleiben sie Engländer!“
Morgan reagierte nicht auf ihre Worte.
„Stellt die Lady dem Herzog von Eton vor, Morgan“, rief Elizabeth. „Er möchte die Frau kennen lernen, die seine Gattin so warm ins Herz geschlossen hat.“
Charles Crowel, Herzog von Eton und glücklicher Ehemann der charmanten Madeline, küsste Brenna die Hand. Brenna betrachtete den Mann, der eine Ausländerin geheiratet hatte. Er hatte freundliche grüne Augen, und sein gewinnendes Lächeln wärmte ihr Herz. Der Herzog war nicht nur sympathisch, sondern überaus elegant und gut aussehend. „Madeline hat mir von Euch erzählt, Mylady.“ Er ließ Brennas Hand los und legte den Arm um Madelines Taille. Seine Gemahlin lächelte ihn zärtlich an.
Sie waren ein schönes Paar. Und offensichtlich glücklich. Der Gedanke erfüllte Brenna mit
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